Warum Tanja Heinemann Leiterin der Gesamtschule Verl geworden ist

Frau Heinemann, Sie haben im August 2016 die Leitung der Gesamtschule in Verl übernommen. Die Stelle war zuvor zwei Jahre vakant. Wie sahen die Herausforderungen aus, denen sie sich gestellt haben?Tanja Heinemann: Sicherlich war das eine ungewöhnliche Situation, aber der Start ist gelungen, weil ich von allen offen empfangen worden bin. Zunächst einmal stand das Kennenlernen der handelnden Personen im Vordergrund, etwa des Bürgermeisters, des Beigeordneten, des Lehrerkollegiums, der Eltern und Schüler, der Nachbarschulen und öffentlichen Institutionen. Nach innen musste geschaut werden, welche pädagogische Arbeit bereits stattgefunden hat, wie der Stand vor Ort ist. Das musste dann mit den eigenen Vorstellungen abgeglichen werden. Zusammen mit den Beteiligten ist das weitere Vorgehen definiert und ein gemeinsamer Leitfaden entwickelt worden. Haben Sie sich bewusst für Verl entschieden?Heinemann: Ja, das habe ich. Mir war klar, dass die Voraussetzungen in Verl gut sind. Der Schulträger steht zu hundert Prozent hinter der Schule. Außerdem spürt man sofort, dass hier ein gutes Klima herrscht. Das Team der Kollegen hat auch während der Zeit der Vakanz hervorragend gearbeitet. Eine Schule im Aufbau zu begleiten, ist unglaublich interessant. Vor der Zeit in Verl war ich fast fünf Jahre lang stellvertretende Direktorin der Gesamtschuld Salzkotten. Auch sie war im Aufbau. Die Übernahme einer Leitung war für mich der logische nächste Schritt. Ich wusste, was auf mich zukommt und es ist mir wichtig, die Kompetenzen und Talente aller zu nutzen. Auch die an den auslaufenden Schulen. Es wäre schade, wenn man das brach liegen lassen und die guten Dinge nicht übernehmen würde. Natürlich erfordert das enge Absprachen, aber die Bereitschaft anzuknüpfen, war sofort da. Öffentlichkeitsarbeit hat in der Zeit, in der der Schulleitungsposten nicht besetzt war, kaum stattgefunden. Ist es für eine Schule nicht wichtig, sich nach außen darzustellen?Heinemann: Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig. Vor allem steht aber die gute Arbeit vor Ort. Zu der Zeit vor meinem Amtsantritt kann ich mir kein Urteil erlauben. Ich kann nur feststellen, dass in den drei Monaten, in denen ich an der Schule bin, ein guter Kontakt zu unseren außerschulischen Partnern da ist, viele Aktionen positiv in der Öffentlichkeit wahrgenommen und auch von den Medien begleitet wurden. Zum Beispiel der Tag der offenen Tür, der Europatag der Sprachen, die Sanitätsausbildung oder die Medienscoutausbildung. Außerdem ist die Homepage neu ausgerichtet worden. Diese guten Dinge nach außen zu tragen, hat auch mit Wertschätzung zu tun. Der Förderverein der Schule hat sich neu aufgestellt. Wie kam es dazu und wie würden Sie die Zusammenarbeit derzeit beschreiben?Heinemann: Ein gut aufgestellter Förderverein ist für unsere Schule immens wichtig. Deshalb möchte ich mich erst einmal bei dem Gründungsvorstand bedanken, der viel Arbeit investiert hat. Leider ergeben sich im privaten Bereich im Laufe der Zeit Verschiebungen auf der Prioritätenskala, so dass die Gründungsmitglieder aus familiären Gründen nicht für eine weitere Amtszeit kandidiert haben. Es gibt aber viele andere Aktive, und es war kein Problem, die Posten neu zu besetzen. Von meiner Seite aus kann ich sagen, dass die Arbeit mit dem alten wie auch mit dem neuen Vorstand sehr eng und hervorragend ist. Momentan hat der Förderverein zirka 150 Mitglieder. Da ist noch Luft nach oben. Der Verein muss sich etablieren und mit der Schule wachsen. Derzeit geht es an der Gesamtschule noch nicht über Klasse 8 hinaus. Die Schule wächst. Welche Probleme sind damit verbunden?Heinemann: Ich würde es nicht als Problem, sondern als Chance verstehen. An einer neu gegründeten Schule können Konzepte von null auf gebaut werden. Ideen können eingebracht werden. Es ist noch nichts festgefahren. Lehrpläne werden entwickelt und evaluiert. Wir können unsere Ideen und Konzepte den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler anpassen. Momentan haben Schüler und Lehrer noch weite Wege, denn es werden Räume der Realschule und der Hauptschule genutzt. Wie sollte ein künftiges Raumprogramm aus Ihrer Sicht sinnvollerweise aussehen?Heinemann: Hier haben wir auch wieder die Chance, die Raumpläne auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler auszurichten. Wir können unsere pädagogischen Konzepte in ein Raumkonzept einbinden, um beispielsweise den Herausforderungen der Inklusion gerecht zu werden. Und um Lernen, wie es heute aussieht, stattfinden zu lassen. Wir haben hier eine optimale Ausgangslage, denn der Schulträger hat sich sehr früh und offen damit auseinandergesetzt. Um eine genaue Planung vorzustellen, sind noch viele Gespräche notwendig. Die ersten Schritte hierzu haben stattgefunden. Alles weitere wird sich zeigen. Etwa beim Thema Schwimmbad . . . Die Kooperation mit der Oberstufe des Gymnasiums ist geplant. G 8, G 9, war das nicht problematisch?Heinemann: Als problematisch würde ich es nicht bezeichnen. Sowohl die Gesamtschule als auch das Gymnasium haben feste Rahmenvorgaben, die an beiden Schulen identisch sind. Es gibt nur ein Abitur und nur eine Oberstufe. Zusammenarbeit bedeutet für uns, den Verler Schülerinnen und Schülern ein bestmögliches Angebot vor Ort zu unterbreiten. Kurse, die nicht zustande kommen, können ermöglicht werden. Räume können gemeinsam genutzt werden. Zusammenarbeit heißt: Jede Schule bietet das, was in ihrem Rahmen möglich ist. Organisatorisch können Stundenpläne abgestimmt werden. Das setzt nur den Willen der Zusammenarbeit voraus, was die Gesamtschule ja im Moment auch mit drei anderen Schulen macht. Wie sieht für Sie die perfekte Schule aus?Heinemann: Die perfekte Schule sollte ein optimales Bildungsangebot für alle Verler Kinder vor Ort bieten. Sie sollte in der Stadt integriert sein und ein fester Bestandteil sein. Es sollte ein Klima der Wertschätzung, der Leistungsbereitschaft und des Respekts herrschen. Eine perfekte Schule sollte die Möglichkeit bieten, den bestmöglichen Schulabschluss zu erreichen. Sie sollte offen sein und alle Schulabschlüsse unter einem Dach anbieten. Was hat sie bewogen, den Lehrerberuf zu ergreifen?Heinemann: Meine eigene Biografie. Ich stamme aus einem Arbeiterhaushalt und habe früh erkannt, welche Chancen Bildung eröffnet - aber auch, wie steinig so mancher Weg sein kann, wie schwer es ist, sich alles alleine zu erarbeiten. Deswegen bin ich überzeugt von der Gesamtschule, die unabhängig vom Elternhaus den Schülerinnen und Schülern den bestmöglichen Bildungsabschluss ermöglicht. Erzählen Sie doch bitte noch etwas über sich persönlich. Haben Sie eine Familie und Hobbys?Heinemann: Ich bin in Paderborn aufgewachsen und lebe mit meinem Mann und meinen beiden Kindern dort. Zu meinen Hobbys gehört das Schulbuchschreiben. Überwiegend sind es Deutschbücher. Ich habe viele Lehrerfortbildungen gegeben, war im Personalrat. Ich denke, ich strahle auch im privaten Bereich aus, dass ich gerne mit Schule zu tun habe. Außerdem stricke ich sehr gerne.

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