
Von
Roland Thöring
27.04.2016 | 27.04.2016, 12:35
Verl
Eine Schule will nachhaltig sein
Gemeinsamer Abschluss: Zur Performance des „Ärzte"-Songs „Es ist nicht deine Schuld" versammelten sich die Gymnasiasten auf dem Schulhof. Für den Gesang und den passenden Einsatz beim Tanz sorgten die Lehrer Jan-Henning Kötter (vorn, v. l.), Eike-Andreas Stuke, Carsten Krüger und Paula Salas-Poblete. | © Roland Thöring
Verl. Das Gymnasium Verl möchte UNESCO-Projektschule werden. Die Schule wäre dann Teil eines internationalen Netzwerks aus rund 8.800 Schulen in 191 Ländern. Die Mitglieder initiieren Partnerschaftsprojekte und internationale Projekttage mit Schulen aus anderen Ländern, führen Seminare, Tagungen und Austauschprogramme durch. Am gestrigen 30. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl beteiligte sich das Gymnasium deshalb am internationalen Projekttag zum Thema „Schau hin – misch dich ein".
Der Weg zur UNESCO-Projektschule sei ein mehrjähriger Prozess über mehrere Entwicklungsstufen, für den die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur jeweils hohe Qualitätsstandards vorschreibe, sagten gestern Schulleiter Matthias Hermeler, sein Stellvertreter Ares Rolf und Initiator Carsten Krüger. In der ersten der drei Stufen wird das Gymnasium offiziell als „interessierte UNESCO-Projektschule" geführt – neben der Gesamtschule Harsewinkel übrigens als einzige im gesamten Kreisgebiet. Nach jeweils zwei Jahren steigen die Schulen zur „mitarbeitenden" und abschließend zur „anerkannten UNESCO-Projektschule" auf. Sie verpflichten sich dem Leitsatz „Global denken – lokal handeln" und den Werten der UN-Organisation: für eine Kultur des Friedens und für eine nachhaltige Entwicklung einzutreten. Das passe hervorragend zum eigenen Schulprogramm, das diese Standards bereits enthalte, begründete Carsten Krüger das Engagement des Gymnasiums, UNESCO-Projektschule zu werden.
Schulleiter Matthias Hermeler ist vom Erfolg überzeugt. „Das passt zu 100 Prozent. Wir sind es, wir haben es bislang nur nicht gewusst." Zu 100 Prozent sehen das auch die schulischen Gremien so: Sowohl das Kollegium als auch die Schulkonferenz haben einstimmig für die Bewerbung votiert.
Nun gilt es, den Anspruch mit Leben zu füllen. Die Schüler sämtlicher Jahrgangsstufen beteiligten sich deshalb gestern an dem Projekttag. Keine kurzfristigen Aktionen standen im Vordergrund, betonte Ares Rolf, sondern Projekte mit einem nachhaltigen Effekt. So befasste sich beispielsweise die Klasse 7 c mit dem Thema „Armut in Deutschland" und wurde selbst aktiv: Die Schüler organisierten einen Spendenlauf, dessen Erlös der Gütersloher und damit auch der Verler Tafel zukommen wird. Die Klasse 9 b erarbeitete ein Konzept zur Mülltrennung an ihrer Schule. Bislang steht in den Klassenräumen nur ein Mülleimer, dabei würde Sortieren Sinn machen, wie eine exemplarische Untersuchung in einer 8. Klasse ergab: Nur acht Prozent des Abfalls waren Restmüll, 60 Prozent aber Papier, und 30 Prozent hätten in den gelben Sack gehört. Die Jahrgangsstufe 10 organisierte eine Begegnung mit Asylbewerbern, die Schüler der Jahrgangsstufe 11 legten eine Blumenwiese als Schmetterlings- und Bienenweide vor dem Biologietrakt an.
Den krönenden Abschluss bildete eine gemeinsame Aktion von Schülern und Lehrern auf dem Schulhof. Hier sangen und tanzten sie zu einem Song der Berliner Punkrockband „Die Ärzte". Passend zum Motto des Tages heißt es darin: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, es wär’ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt."
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