Truck- und Countryfestival feiert Geburtstag

Verl-Kaunitz. 30 Jahre Truck-Treff, 69 Jahre Klaus Niebel. Besucherschlangen an der Kasse, ein Convoy mit den prächtigsten Giganten der Landstraße und so viele Freunde, die immer wieder gerne kommen: Das war ein Geburtstag ganz nach dem Geschmack von Klaus Niebel und eine Jubiläumsveranstaltung, die mehr als nur einen Hauch von Wildem Westen, Countrymusik und mächtig viel Pferdestärken unter glänzenden Hauben nach Kaunitz brachte.So, als hätten sie die letzte Schlacht noch nicht geschlagen, präsentieren sich Burkhard Hartlieb und Samantha Mäteling den Besuchern: mit abgegriffener Uniform, abgelaufenen Sohlen, unrasiert und ungekämmt, Gewehre über der Schulter. "Wir versuchen, es so detailgetreu wie möglich darzustellen", erläutern die Oberhausener. Soldaten aus dem amerikanischen Bürgerkrieg stellen sie dar. Ganz anders kommt Norbert Mühlhoff, in der Szene George Catlin genannt, daher. Mit seinem langen Bart, dem auffälligen Hut und seiner großen Flöte gibt er einen Kunstmaler aus den Anfängen den 19. Jahrhunderts. Nordamerikanische Indianerromantik, die sich schon bald mit dem Duft gegrillter Steaks, Benzin und lautem Dröhnen der Motoren vermischt.Laut hupend erreichen die rund 100 Trucks nach einer Jubiläumsfahrt durch die Region am Samstagnachmittag das Gelände der Ostwestfalenhalle. Besucher zücken ihre Handys, um den Moment festzuhalten. Durch die Menge hindurch suchen sich die Trucker einen Weg. Hereingeführt werden sie von den Hobbyisten der "Old Melle Trading Company". Dirk Bohr alias Joshua-Elias Maxwell ist ihr Anführer. "Wir sind seit mehr als zehn Jahren in Kaunitz dabei", erzählt der Mann mit dem Indianerschmuck um den Hals. "Wir zeigen die historische Zeit, als deutsche Auswanderer Anfang 1800 nach Amerika kamen." Direkt Bezug nimmt die Gruppe, die von den befreundeten Vereinen "IG-Reenactors" aus Hameln und der "Loe River Company" aus Radebeul unterstützt wird, auf die Stadt New Melle in Missouri.»Wie in einer großen Familie« Die gibt es tatsächlich. "Ist 1839 von einem Melleraner gegründet worden", sagt Dirk Bohr. Viele solcher Geschichten gibt es, und für die Hobbyisten, sagt Bohr, sei es "jedes Mal ein tolles Erlebnis, dabei zu sein". Was Klaus und Thorsten Niebel und ihr Team "hier Jahr für Jahr zustande bringen, ist ein dolles Ding". Vergleichbares gebe in der Region nicht. Deutschlandweit gebe es nur noch wenige Truck-Treffs, "und vom Familiären her ist dies einer der stärksten". Die Trucker freuen sich aufs Wiedersehen. "Wie in einer großen Familie", bestätigt Christian Kulzer alias Big Bull, der mit Rollstuhlfahrerin Sonja Seibold extra aus München anreist, und das seit sieben Jahren. "Weil hier jeder jeden kennt und die Atmosphäre einfach einmalig ist".Auch die vielen Trucker, die ihre blankpolierten und mit so viel Liebe ausgestatteten Gefährte auf dem Gelände geparkt haben, können sich kaum etwas Schöneres vorstellen. Außer ihren Fahrzeugen, versteht sich. Wenn Christian Schulze von seinem Traum in Rot erzählt, dann gerät er geradezu ins Schwärmen. 13 Jahre ist der Scania alt, 1,9 Millionen Kilometer gelaufen, "und so viel läuft er auch nochmal". Jede freie Minute investiert der Emsländer in seinen Truck. "Es sind die Details, in die man sich verliebt". Und die Besucher, denen zeigt er gerne seine fünfeinhalb Meter lange Auspuffanlage "für den ordentlichen V-8-Sound" und das 1,40 Meter spezialangefertigte Bett. Die Trucker lieben ihre tonnenschweren Gefährte halt. Ihn nach den eigenen Wünschen zu gestalten, sei sein Lebenstraum, bestätigt Christian Schulze. Viele davon sind beim Truck-Treff in Kaunitz zusammengekommen.

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