Verl

Wasser wird unterirdisch gereinigt

Verler Wasser-geschichten: Fachmann betreut Kunden mit Kleinkläranlagen im ländlichen Gebiet

Christian Winter hockt hinter der gelben Absperr-Bake vor einer Kleinkläranlage. Hier überprüft der gebürtige Schweriner die Abwasserwerte. Einige Hundert dieser Anlagen gibt es in der Stadt, vor allem in den ländlichen Außengebieten. | © FOTOS: KARIN PRIGNITZ

05.10.2014 | 05.10.2014, 00:00

Verl. Auf einer Wiese unter Tannen arbeitet sie unterirdisch und kaum wahrnehmbar. Mit geübtem Griff hebt Christian Winter den schweren Deckel der Kleinkläranlage zur Seite, taucht den an einem langen Stil befestigten Messbecher in die Tiefe und fördert Wasser empor. Gelblich schimmerndes Rohabwasser, in einem zweiten Behälter braunen Schlamm. Gefräßige Bakterien sind hier dabei, Kohlenstoff zu Kohlendioxyd und Wasser zu verarbeiten. Daneben stellt er das gereinigte Abwasser. Im Schnelldurchgang zeigt der Abwasserfachmann, wie aus dem, was täglich durch die Hausleitungen fließt, gereinigtes Trinkwasser entsteht.

Das Gros der Verler Abwässer wird in das städtische Klärwerk geleitet. Viele ländlich gelegene Häuser sind aber aufgrund der oft kilometerlangen Wege und der damit verbundenen unerwünschten Faulprozesse und möglichen Geruchsbelästigungen nicht dort angeschlossen.

Sie betreiben ihre eigenen kleinen Kläranlagen. 4.000 davon gibt es nach Schätzungen von Christian Winter im Kreis Gütersloh. "In Verl sind es sicherlich ein paar Hundert, hier wird das sehr aktiv praktiziert." Etwa 600 Grundstücke gebe es in den sogenannten Außenbereichen.

Christian Winter, geboren in Schwerin, hat seine Ausbildung zum Ver- und Entsorger in den Jahren 1994 bis 1997 im Klärwerk Verl-Sende absolviert. Im August 2010 machte er sich selbstständig. Mittlerweile hat er zwei Mitarbeiter. Wenn der 36-Jährige von biologischen Reinigungsanlagen, von der zweiten Gruppe der sehr verbreiteten Tropfkörperkläranlagen mit zusätzlichem Schacht aus meist sehr porigem Lavagestein mit filternder Wirkung und von Belebungsanlagen, "einem Verfahren, das komplett ohne Elektrik im Behälter funktioniert", erzählt, dann ist er in seinem Element. Wo manch anderer die Nase rümpfen würde, sagt der Vater eines siebenjährigen Sohnes und einer fünfjährigen Tochter: "Ich habe einen Scheiß-Job und ich liebe ihn einfach."

Als Fachmann ist er gefragt, wenn es um die Installation und Wartung der Anlagen geht, aber auch deshalb, "weil man Abwasser nicht pauschalisieren kann". So unterschiedlich wie das Abwasser seien die Produkte. Nicht selten kommt es mittlerweile vor, dass ihm aus den Anlagen, zu denen er gerufen wird, ein geradezu angenehmer Duft aus Badezusätzen und Waschmitteln oder solcher nach Gemüsesuppe entgegenkommt. Eigentlich nicht Sinn der Sache. Winter rät dringend dazu, Dosiervorschriften zu beachten. "Manchmal ist weniger mehr."

Teller, Töpfe und Pfannen sollten mit der Küchenrolle (die dann in den grünen Müll wandert) vorgereinigt werden, um das Abwasser nicht zu belasten. Für äußerst kontraproduktiv hält Winter zudem die Spartaste bei Toiletten. "Durch das weniger an Wasser können Feststoffe nicht ordentlich weitertransportiert werden." Sie bleiben in den Rohren liegen und bilden dort die Grundlage für unerwünschte Ablagerungen. "Das will niemand. und das ist oft sparen am falschen Ende."

Gelegentlich nutzt Christian Winter die Chance, den Wasserkreislauf schon den Jüngsten zu erklären. Im Kindergarten erzählt er dann die Geschichte von Trulli Tropf. Auch in Schulen hat der 36-Jährige schon referiert, um die Jugend zu sensibilisieren und ihnen anschaulich zu erläutern, welche Auswirkungen ein Zuviel an Dusch-, Wasch- und Pflegemitteln haben kann.