Verl

Alte Schätze in neuem Glanz

Beim Karosseriebauer Klinke in Sürenheide werden Oldtimer restauriert

Martin Klinke – hier mit einem fertig restaurierten Mercedes 170 V aus der Vorkriegszeit – hat das Unternehmen von seinem Vater übernommen. Der gelernte Zahntechnikermeister und Betriebswirt des Handwerks führt das Sürenheider Unternehmen. | © FOTOS: ANJA HUSTERT

13.09.2014 | 13.09.2014, 03:52

Verl-Sürenheide. Nur die wenigsten können ihr Hobby zum Beruf machen. Martin Klinke (45) ist das gelungen. Der gelernte Zahntechnikermeister, der in Augsburg ein eigenes Dentallabor führte, hat seine Leidenschaft für alte Autos zu seiner Profession gemacht. Er hat das väterliche Karosseriebau-Unternehmen übernommen und restauriert in Sürenheide Oldtimer.

Der Blick in seine Werkstatträume ist wie eine Zeitreise. Während vorne bei einer Mercedes-S-Klasse von 1971 schon alles in (weißem) Lack ist, tüftelt ein paar Meter weiter sein ruder Ludger Klinke (51) an einem fahrbaren Untersatz aus dem Jahre 1920. Hersteller noch unbekannt. "Das restaurieren wir für einen Kunden aus Solingen, ein echter Liebhaber", erzählt Martin Klinke. Sicher ist nur, das das Auto zur Zeit der Wirtschaftskrise gebaut wurde. Aber ob das Unternehmen seinerzeit Pasinger Automobil-Werk, Autowerk Schuricht oder Bayerische Autowerke (BAW) hieß, das ist schwer herauszufinden – zu oft wechselte in der damaligen Zeit der Firmenname. "Aber der Kunde ist immer noch auf der Suche nach Hinweisen", erzählt Klinke. Nichtsdestotrotz, seit etwa sieben Monaten ist sein Bruder – übrigens gelernter Zimmermann und ausgebildet zum Karosseriebauer von Seniorchef Edmund Klinke – damit beschäftigt, behutsam den Urzustand wieder herzustellen. "Ich bin froh um jedes Teil, das noch nicht kaputt-restauriert ist", so Ludger Klinke. Denn 1970 hatte jemand das alte Automobil übernommen und hatte begonnen, es laienhaft zu restaurieren. "Das wurden dann Goggo-Sitze eingebaut", sagt Klinke kopfschüttelnd und zeigt auf die mit Kunstleder bezogenen Stühle, die nun neben dem historischen Schätzchen liegen. Holzbauer Ludger Klinke hat aus Holz alte Sitze rekonstruiert und unter den klappbaren Rücksitzen sogar noch altes Original-Leder gefunden.

Elf Mitarbeiter arbeiten in dem Unternehmen in Sürenheide – fast alle mit Meisterausbildung. "Jeder hat ein spezielles Projekt und ist damit der Ansprechpartner für den Kunden", erläutert Martin Klinke.

So wie Sascha Ecks, Karosserie- und Fahrzeugbauermeister. Er restauriert gerade einen Mercedes SL von 1954 – Wert etwa anderthalb Millionen Euro. Nackt in grau und grün steht die Karosse in der Werkstatthalle. Die federleichten Flügeltüren aus Aluminium – SL steht für superleicht – stehen ein paar Meter weiter. Der Oldtimer ist bereits verkauft – "nach Saudi-Arabien", so Klinke. So manchem reichen Araber sei es egal, wie viel die Restaurierung koste, sie müsse nur perfekt sein. "Das Auto steht dann mit anderen in einer Halle – wie eine Briefmarkensammlung", so Klinke, der ein wenig bedauert, dass die Schätzchen dann gar nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen sind.

Da freut er sich dann über eine S-Klasse aus dem Jahre 1971, die er von einer alten Dame aus Landshut geholt hat. "Damit kann man dann ganz gemächlich über die Landstraße rollen", sagt er. Was er bei Oldtimer-Ausfahrten auch gerne tut. Klinke ist Mitglied im ASC- dem Allgemeinen Schnauferl Club, einem Verein für die Liebhaber historischer Automobile. "Da war schon der alte Benz Mitglied", so Klinke. Und aus dessen Produktionshalle hat er ja schon einiges restauriert.