A33 ist da – und Schaeffler geht: Wut im Kreis Gütersloh über Rückzug von Unternehmen

Steinhagen. Nur wenige Stunden nach Bekanntwerden der für Ende 2026 geplanten Schließung des Schaeffler-Werks in Steinhagen lädt der SPD-Landtagsabgeordnete Thorsten Klute auf seinen Social-Media-Kanälen folgendes Zitat hoch: &bdquo;Schaeffler verlässt NRW von Steinhagen nach Bayern. Ist die Landesregierung wieder nur Zaungast?“ Wenig später adressiert Klute gemeinsam mit den SPD-Abgeordneten Lena Teschlade und Alexander Vogt eine sogenannte Kleine Anfrage an die schwarz-grüne NRW-Landesregierung. Die Abgeordneten wollen wissen, ob die Regierung im Vorfeld über die Entscheidung Schaefflers informiert war und welche Maßnahmen sie gegebenenfalls angeboten hat, um den Produktionsstandort in Steinhagen zu halten. Eine Antwort steht noch aus. Steinhagens FDP-Vorsitzender Jonas Bracht reagierte ebenfalls prompt. &bdquo;Wieder ein wirtschaftlicher Schlag für unsere Gemeinde Steinhagen“, schreibt Bracht in einem öffentlichen Post am Dienstag und spielt damit auf das im Juni bekanntgewordene Wasser-Problem auf dem geplanten Gewerbegebiet Langebrede an, das nur noch eingeschränkt genutzt werden kann. Die Politik müsse jetzt endlich aufwachen, fordert Steinhagens FDP-Chef. Gewerbeflächen müssten schneller entwickelt werden, so FDP-Chef &bdquo;Steinhagener Unternehmen investieren lieber im Ausland als vor Ort, mögliche neue Gewerbegebiete sind kaum vorhanden und die Gewerbesteuereinnahmen fallen deutlich geringer aus als erwartet“, zeigt Bracht die für die Gemeindefinanzen entscheidenden Zusammenhänge auf. Damit Steinhagen seine wirtschaftliche Stärke behalte, müssten jetzt Gewerbeflächen schneller entwickelt werden. Dass Bürgermeisterin Sarah Süß den betroffenen Schaeffler-Mitarbeitern Hilfe angeboten hat, lobt Jonas Bracht in seinem Statement. Christoph König sitzt für die Satirepartei &bdquo;Die PARTEI“ im Steinhagener Gemeinderat und erinnert in einem auf Facebook veröffentlichten Kommentar daran, dass Schaeffler einst neben Gerry Weber und Hörmann zu jenen Unternehmen gehört habe, die sich für die Autobahn durch Steinhagen stark gemacht hätten und dies mit der Sicherung des Standortes begründet hätten. &bdquo;Standort erhalten, sichern, zukunftsfähig machen“ sei damals ein Argument der Initiative &bdquo;A33 sofort“ gewesen. Nun ist die Autobahn da und Schaeffler geht. Aus von Schaeffler überrascht CDU-Bürgermeisterkandidat nicht CDU-Bürgermeisterkandidat René Seidel kämpft derzeit mit dem Slogan &bdquo;Wirtschaftsförderung wird Chefsache“ um Wählerstimmen, nimmt auf Anfrage Stellung zu Schaeffler. Lesen Sie auch: Krise nach Brand: Unternehmen aus Kreis Gütersloh meldet Insolvenz an und kämpft weiter Mit einem öffentlichen Statement habe er sich zuvor bewusst zurückgehalten. &bdquo;Ich möchte nicht auf dem Rücken der Mitarbeiter Wahlkampf betreiben. Für die ist das natürlich ein Schlag ins Kontor“, sagt René Seidel. Aufgrund seines beruflichen Hintergrunds wisse er nur zu gut, welche Folgen ein Jobverlust haben könne, sagt der Bänker. Für ihn komme das Aus von Schaeffler in Steinhagen nicht wirklich überraschend, teilt René Seidel mit. &bdquo;Das Verwaltungsgebäude steht schon seit Monaten leer, und der riesige Parkplatz ist in Teilen verwaist. Dass Schaeffler Personal abbaut, ist doch seit Jahren bekannt“, sagt der CDU-Bürgermeisterkandidat. &bdquo;Ich stelle mir die Frage, was die Gemeinde angesichts dieser Feststellungen bereits im Vorfeld unternommen hat, um Schaeffler in Steinhagen zu halten.“ Mitarbeiter verdienen volle Solidarität, sagt Grünen-Kandidatin Der Gemeinde fehle es in der Wirtschaftspolitik an Weitblick und perspektivischem Denken, kritisiert René Seidel. Das habe sich bereits gezeigt, als bekannt wurde, dass das geplante Gewerbegebiet Langebrede nur noch in Teilen bebaut werden könne und die Gemeinde keine Alternativen habe aufzeigen können. &bdquo;Vielleicht ergeben sich aber auf dem Schaeffler-Grundstück Optionen, damit sich Betriebe in Steinhagen erweitern oder ansiedeln können. Diese neuen Chancen müssen wir jetzt in den Blick nehmen“, fordert der CDU-Kandidat. Die Bürgermeister-Kandidatin der Grünen, Valerie Augustin, teilt mit: &bdquo;Jetzt ist die Zeit, zusammenzustehen und entschlossen zu handeln. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung, der Agentur für Arbeit und den regionalen Unternehmen müssen wir alle Möglichkeiten prüfen, um neue Perspektiven zu schaffen und möglichst viele Betroffene schnell in gute neue Arbeitsverhältnisse zu vermitteln. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nun mit großer Unsicherheit und Zukunftsängsten konfrontiert sind, verdienen unsere volle Solidarität und konkrete Unterstützung.“ Lesen Sie auch: Familienunternehmen im Kreis Gütersloh in der Krise: Wie realistisch ist eine Übernahme Gleichzeitig gelte es, das frei werdende Gelände an der Gottlieb-Daimler-Straße frühzeitig in den Blick zu nehmen – mit dem Ziel, dort neue, zukunftsfähige Unternehmen anzusiedeln, die langfristig investieren und Arbeitsplätze schaffen, so Valerie Augustin von den Steinhagener Grünen. 200 Schaeffler-Mitarbeiter aus Steinhagen verlieren ihren Job Wie berichtet, plant der Industrie- und Automobilzulieferer Schaeffler, den Steinhagener Produktionsstandort Ende 2026 zu schließen. Rund 200 Beschäftigte verlieren somit ihren Job. Im Steinhagener Werk stellen die Mitarbeiter Gelenklager für unterschiedliche industrielle Anwendungen her, vor allem in den Sektoren Antriebstechnik sowie Land- und Baumaschinen.

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