Mutter-Tochter-Duo im Kreis Gütersloh setzt in besonderer Location auf Hype um Trend-Hobby

Steinhagen. Aus einem unförmigen Klumpen Ton etwas Schönes entstehen lassen – damals im Kunstunterricht in der Schule hat das bei den meisten nur so mittelprächtig gut funktioniert. Barbara Mietz-Steinmann lacht und nickt: &bdquo;Das hören wir öfter von unseren Teilnehmern.“ Zusammen mit ihrer Tochter Lorena Steinmann bietet sie Töpfer-Kurse in Steinhagen an. Die laufen ganz anders ab als damals in der Schule. Das hat natürlich auch mit dem Ort am Schlüttgarten zu tun. Hier, am Rand von Steinhagen, haben Mutter und Tochter ihr Keramik-Atelier in einem umgebauten Hühnerstall eingerichtet. Entstanden ist ein heller, lichtdurchfluteter Raum, in dem sich die Arbeitsplätze mit Töpfer-Drehscheiben und dem Brennofen befinden. In die Wände wurden große Fenster eingebaut. Einige davon ermöglichen den Blick auf die an einem kleinen See gelegene Terrasse. Draußen auf dem gedeckten Tisch stehen Tassen. Selbstverständlich selbst getöpfert. An so einem Ort schlägt die Kreativität natürlich Purzelbäume. New York Times nennt Töpfern das neue Pilates &bdquo;Ceramics for your Soul“ lautet das Motto von Barbara Mietz-Steinmann und ihrer Tochter. Was das meint? &bdquo;Töpfern ist gut für die Seele. Der Ton macht was mit einem. Man erdet sich und vergisst die Welt um einen herum. Beim Töpfern kann man einfach ganz wunderbar abschalten.“ Lorena Steinmann ergänzt: &bdquo;Man formt etwas mit seinen eigenen Händen und hat am Ende einen Gegenstand selbst erschaffen: eine Vase, einen Becher oder eine Figur. Der Weg dahin kann sehr entschleunigend sein.“ &bdquo;Pottery is the New Pilates“, schrieb passend dazu unlängst die New York Times. Lesen Sie auch: Neueröffnung in altem Hofladen in Gütersloh: Werkstatt schafft Platz für lokale Talente Die therapeutische Kraft des Töpferns liegt aktuell voll im Trend. In schicken Studios entstehen Tassen und Teller, die fertig glasiert auf Instagram ästhetisch in Szene gesetzt werden. In der gehobenen Gastronomie werden die Speisen auf Töpferware kredenzt. Das Kunsthandwerk passt außerdem ganz zu gut in eine Zeit, in der Individualität großgeschrieben wird. &bdquo;Aus einer selbst hergestellten Tasse trinkt es sich ja auch ganz anders“, bestätigt Lorena Steinmann schmunzelnd. Für Bielefelder Café Anima fertigen sie gerade Müslischalen Ihre Mutter Barbara Mietz-Steinmann begleitet die Keramik allerdings schon seit vielen Jahren. Was im Jahr 2.000 als Hobby begann, wuchs schnell zu einer erfolgreichen Fliesen-Manufaktur. Heute fertigt sie handgefertigte Fliesen nur noch selten an, dafür schlägt ihr Herz umso mehr für die Gebrauchskeramik. Ihre Tochter durfte schon früh beim Töpfern zuschauen – und die Begeisterung sprang schnell auf sie über. Für das Bielefelder Café Anima fertigen Mutter und Tochter in ihrem Atelier gerade Müslischalen mit dazugehörigen Untertellern. In dem Café kann auch eine Auswahl ihrer Produkte gekauft werden. Die Schmuckdesignerin Jonna Jinton aus Schweden hat bei ihnen Keramik-Tassen bestellt, in die passend zur Schmuckkollektion ein Platin-Geweih angearbeitet wird. &bdquo;110 haben wir bereits vorproduziert“, erzählt Barbara Mietz-Steinmann. Die Tassen aus Steinhagen will Jonna Jinton, der auf Youtube mehr als 5 Millionen Abonnenten folgen, passend zum Schmuck in ihrem Webshop verkaufen. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein von @ceramics_for_your_soul geteilter Beitrag Komiker Otto Waalkes töpferte Otto-Huus mit Ottifanten In ihrem Atelier vermitteln die beiden Kunsthandwerkerinnen ihr Wissen in Töpfer-Kursen. &bdquo;Zu uns kommen Leute, die zum Beispiel ihr Lieblingsgeschirr töpfern möchten“, berichtet Barbara Mietz-Steinmann. Lesen Sie auch: Mit Fotos: Unternehmer im Kreis Gütersloh gewährt Einblick in besonderes Großprojekt Ton, Werkzeug, Schürzen und eine riesige Auswahl an Präge- und Buchstabenstempeln stellen sie und ihre Tochter den Teilnehmern zur Verfügung. Sogar Komiker Otto Waalkes, der bekanntlich öfter im Altkreis Halle weilt, war schon da. &bdquo;Der hat bei uns ein Otto-Huus mit Ottifanten getöpfert“, erzählt Lorena Steinmann. Neben klassischen Töpfer-Kursen finden in dem Atelier am Schlüttgarten auch Töpfer-Events statt. &bdquo;Wir hatten schon Junggesellinnen-Abschiede hier, die einen kreativen Nachmittag erleben wollten“, berichtet Barbara Mietz-Steinmann. Für solche Anlässe hat sie im Kühlschrank Prosecco kaltgestellt. Damit wird dann auf der Terrasse angestoßen, nachdem die Tontassen zum Austrocknen ins Regal gestellt wurden. Getöpfertes ist später spül- und mikrowellenfest Manchmal drehen sich die Gespräche dann um diese eine Szene aus dem Filmklassiker &bdquo;Ghost – Nachricht von Sam“: In der Einstellung tanzen die Finger von Patrick Swayze und Demi Moore um den Ton, die Töpferscheibe dreht sich, und ein Klumpen Schlamm wird zur Metapher für ihre neu entfachte Leidenschaft. Die erotische Töpferszene wurde zu einem Meilenstein der Popkultur. Nach rund zwei Wochen werden die Tassen dann ein erstes Mal im Ofen bei 960 Grad gebrannt. Im Anschluss werden sie glasiert, um schließlich ein zweites Mal – dann bei 1.220 Grad – erhitzt zu werden. &bdquo;Das Steinzeug ist danach spül- und mikrowellenfest“, sagt Barbara Mietz-Steinmann. &bdquo;Wenn die Kursteilnehmer dann ihre fertige Tasse in der Hand halten, sind sie total glücklich und beseelt.“

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