Ex-Manager von Gerry Weber im Kreis Gütersloh überrascht mit cleverer Erfindung

Steinhagen. 2017 war es genug. "Mir ging es körperlich nicht gut. Und ich wusste: So kannst du nicht weitermachen." Achim Helbig sitzt an seinem Esszimmertisch und nippt am Kaffee. Der ehemalige Einkaufsdirektor der Gerry Weber AG erzählt gerne von seinem Job bei dem Haller Modeunternehmen, macht aber auch keine Hehl daraus, dass ihn die Tätigkeit zunehmend belastet hat. "Als Einkaufsdirektor war ich für alles zuständig: von den Reißverschlüssen über die Kleiderbügel bis zu den Computern und den Fuhrpark. Nur die Stoffe, die haben andere besorgt", erzählt Achim Helbig. 2007 gründete er zusammen mit Ralf Weber schließlich auch noch das Dienstleistungsunternehmen Trendline. Doch die Arbeitsbelastung sei irgendwann zu groß geworden. Hinzu kam, dass die Textilbranche zu schwächeln begann. "Natürlich war es belastend, mitzubekommen, dass sich das Unternehmen nicht zum Positiven veränderte", formuliert es der ehemalige Manager vorsichtig. Idee kommt ihm während TV-Show "Die Höhle der Löwen" 2017 also beschloss Achim Helbig kürzer zu treten. Naja, nicht ganz. Da war noch der Beratervertrag mit der Firma, die das Sponsoring für die Veranstaltungen rund ums damalige Gerry Weber Stadion organisierte. "Und da gibt es ein paar Start-ups in Bielefeld, die ich bis heute beratend unterstütze", erzählt der Steinhagener und fügt schmunzelnd hinzu: "Aber eben nicht mehr full time! Alles ohne Stress." Wenn es um seine Projekte geht, ist der 67-Jährige aber immer noch ganz Profi und mit 100 Prozent bei der Sache. Achim Helbig hievt einen dicken Aktenordner auf den Tisch. Darin befinden sich alle Unterlagen zu seiner Erfindung. "Die Idee kam mir, als ich gerade die TV-Show 'Die Höhle der Löwen' schaute", berichtet der Steinhagener. In der Sendung stellen Start-ups und Gründer ihre Produkte vor, für die sie einen Investor suchen. "Von der Sendung bin ich Fan. Auf was für Ideen die Leute so kommen ...", wundert sich Helbig. Als in der "Höhle der Löwen" ein Kopfkissen gegen Migräne vorgestellt wird, macht es bei ihm klick. Zehn Millionen Menschen leiden an Hallux-Fußfehlstellung "Ich habe seit mehr als 30 Jahren einen Hallux, an beiden Füßen", klärt er auf. Und damit ist der Steinhagener nicht allein. In Deutschland sind rund zehn Millionen Menschen von dieser Fußfehlstellung betroffen, bei der der Großzeh nach außen oder oben weicht. Schmerzen im Fuß und eine eingeschränkte Beweglichkeit sind die Folgen. Es gibt verschiedene Formen des Hallux. Achim Helbig zeigt auf seinen Fuß: Deutlich ist die Wölbung auf seinem Großzehgelenk zu erkennen. "Ich habe einen Hallux rigidus, eine Form der Arthrose." Durch den steifen Zeh ist die Beweglichkeit erheblich eingeschränkt, vor allem in Richtung des Fußrückens. Besonders in geschlossenen Schuhen hat ihm das Schmerzen bereitet. Eine andere weit verbreitete Form ist der Hallux valgus, auch Ballenzeh genannt. Spitz zulaufende Schuhe mit hohen Absätzen können die Entstehung eine Hallux valgus begünstigen, ebenso ein schwaches Bindegewebe und Gelenkerkrankungen. Lesen SIe auch: Gütersloher in TV-Show "Höhle der Löwen" - Promi wirbt jetzt für sein Start-up So funktioniert die neuartige Einlegesohle Schon weil er selbst betroffen ist, hat sich Achim Helbig in all den Jahren zum Hallux-Experten entwickelt. "Sie glauben nicht, was ich schon alles ausprobiert habe ..." Natürlich seien auch viele Einlegesohlen darunter gewesen, aber so eine wie diese, die gebe es eben noch nicht - und dann klappt Achim Helbig den Ordner vor sich auf und angelt eine blaue Sohle aus einem Papp-Etui. "Ich habe mich mit Sportmedizinern und Orthopäden zusammengesetzt und diese Sohle entwickelt", beginnt Achim Helbig. Das Prinzip ist schnell erklärt. Die an sich weiche Sohle ist an der Stelle, an der sich das Gelenk des Großzehs - also der Hallux - befindet, versteift. Achim Helbig klopft auf den harten Kunststoff. "Auf diese Weise wird das Gelenk fixiert und die schmerzende Stelle ruhig gestellt." Die Handhabe ist simpel. Die Sohle wird einfach unter die vorhandene Sohle in den Schuh gelegt. "Idealerweise wird die Sohle mit den richtigen Schuhen kombiniert, die ausreichend Platz und ein weiches Obermaterial haben", erläutert der Erfinder der Hallux-Einlegesohle. Patent angemeldet, um Erfindung zu schützen "Ich habe zusammen mit der Wertheraner Firma Felsch Spritzguss zunächst einen Prototyp entwickelt", erzählt Achim Helbig. Nachdem er die Sohle ein halbes Jahr an sich selbst und an Bekannten getestet hatte, stand für ihn fest: Die Einlegesohle funktioniert. "Sogar der Sport macht wieder mehr Spaß", berichtet der leidenschaftliche Golfer. Der Geschäftsmann gründet daraufhin die Marke Doc-H und lässt sich über einen Patent-Anwalt seine Erfindung schützen. Jetzt will er anderen Hallux-Patienten damit ebenfalls auf die Füße helfen. Hier können Kunden das Produkt kaufen "Die Sohle kommt in fünf verschiedenen Größen auf den Markt und kostet 34,95 Euro", erläutert Achim Helbig. Produziert wird sie in Werther bei Felsch. Zu haben ist die Sohle bisher bei ausgesuchten Händlern und im eigenen Internet-Shop www.doc-h.eu. "Ich habe richtig Lust auf dieses Thema und bin schließlich als Betroffener auch ganz nah dran an diesem Produkt", sagt Achim Helbig und legt die blaue Sohle zurück in den Ordner. Wann er damit seinen eigenen Auftritt in der "Höhle der Löwen" hat? Achim Helbig lacht. "Ich versuche es erst mal ohne Löwen."

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