Schloß Holte-Stukenbrock. Noch einmal werden die Sitzkissen ausgepackt, Süßigkeiten und Getränke bereitgestellt, die Vorhänge zugezogen und die Maschine im Projektionsraum gestartet. Frank Röllke und das Team der weiteren Ehrenamtlichen sind zur Stelle, jeder Handgriff sitzt. Und doch ist dieser Abend anders, denn es ist der vorerst letzte, an dem der Kinoverein Rhythmus-Filmtheater in die Aula der Realschule einlädt. "Oceans Eleven" steht auf dem Programm.
"Das heute soll keine Trauerfeier werden", sagt Röllke. Dennoch schwingt Wehmut mit. 14 Jahre lang hat der Kinoverein mehr als 20.000 Besucher mit Filmkunst erfreut. Weil es aktuelle Filme seit dem Herbst nicht mehr auf analogem Zelluloid, sondern nur noch digital auf Festplatte gibt und die Analoggeräte aus den 60er Jahren nicht dafür ausgelegt sind, soll erst einmal Schluss sein. Für eine Umstellung auf die neue Technik "bräuchten wir etwa 50.000 Euro", erläutert der Vereinsvorsitzende. Sicherlich sei das eine enorme Summe, "aber man muss bedenken, dass vieles bereits vorhanden ist". Der Vorführraum, die Lautsprecher, die Leinwand, "das ist alles schon da und wir auch", sagt Röllke, der auf die 15 Aktiven verweist, die dienstagsabends parat stehen, um Menschen das Kinovergnügen in ihrer Nähe zu ermöglichen und die ihre Erfahrung mit einbringen.
"So etwas neu aus dem Boden zu stampfen, geht gar nicht", sagt Reiner Rösch-Lamberts. Der Vorstand hofft, dass es in nicht allzu ferner Zeit weitergehen kann. Mit der nötigen Unterstützung. "Ein deutliches Signal ist noch nicht da", bestätigt Frank Röllke, allerdings hätten sich bereits viele Bürger dafür ausgesprochen, dass das Rhythmus-Filmtheater fortgeführt werden soll. Der Kinoverein hat einen Antrag gestellt. Die CDU hat den Rat darum gebeten, Ausschau nach Fördertöpfen zu halten. "Auch die Grünen haben uns geschrieben, dass sie es gerne unterstützen." Der Verein hofft, dass das Kino im nächsten Kulturausschuss Thema sein wird. Bürgermeister Hubert Erichlandwehr hält die gute Sache für unterstützenswert, "aber wir müssen gucken, ob sich der Aufwand lohnt". Man stehe erst am Anfang der Diskussion. Zunächst gelte es, Sponsoren und Fördertöpfe zu finden. "Das ist aber leider nicht so einfach." Vorstellbar sei, dass sich die Stadt mit einem Obolus beteiligt, "wir können aber nicht die ganze Summe übernehmen, und auch nicht die Hälfte", betonte Erichlandwehr.
Die Idee, Kinofilme in der Stadt zu zeigen, sei im Jahr 2000 nach einem Brainstorming der Stadt entstanden, erzählt Frank Röllke. Jugendliche hätten damals den Wunsch geäußert. "Wir gehörten damals zu den ersten zahlenden Kunden", erinnert sich Marc-Hermann Wiesemann. Peter Engelns sei damals noch Vorführer gewesen, "einer der sieben Gründungsmitglieder". Als Engelns sonntags nicht mehr konnte, "da hat man uns angesprochen". Und die Kinofans waren dabei. "Ich bin mit 16 schon ins Puschenkino gegangen", erzählt Frank Röllke. Die große Leinwand, der Ton, im Saal mit anderen Menschen schauen, "das hat man zu Hause einfach nicht", sagt Reiner Rösch-Lamberts. Neben dem Schauen der Filme seien die anschließenden Diskussionen das A und O. "Jeder nimmt einen Stoff unterschiedlich war und kritisiert anders." Das sei jedes Mal bereichernd.
Sitzkissen, Geräte, "erst einmal lassen wir alles hier", sagt Frank Röllke. Nur die Süßigkeiten, die gehen zum Melody-Theater nach Brackwede und zu Betreiber Frank Becker. Auf ihn und sein riesiges Filmarchiv hofft der Kinoverein irgendwann wieder zurückgreifen zu können. Denn auch, wenn es digital weitergehen sollte, möchte man auf die alte Technik nicht ganz verzichten. "Analog, wer kann das in zehn Jahren noch zeigen?" Frank Röllke fragt sich bereits, was er künftig mit dem Dienstagabend anfangen soll. "Heute schließen wir ab und gehen." Doch die Zuversicht ist da, dass es bald weitergehen kann.