Schloß Holte-Stukenbrock. Tim Ölschläger schraubt und montiert jetzt täglich. Der junge Mann aus Stukenbrock hat einen Ausbildungsplatz als Mechatroniker im Autohaus Thorwesten ergattert. Dort ist Thomas Richter von der Agentur für Arbeit zu Gast, um die aktuellen Arbeitslosenzahlen zu präsentieren. Und er kann sich vorstellen, ein bereits in Gütersloh laufendes Ausbildungsprojekt auch in Schloß Holte-Stukenbrock zu realisieren. Die Stadtverwaltung und die Realschule wollen mitmachen.
In Schloß Holte-Stukenbrock waren Ende Juni 642 Menschen arbeitslos. Davon sind 62 Menschen jünger als 25 Jahre, also fast jeder Zehnte. Verglichen mit dem Agenturbezirk Bielefeld, der für die Stadt Bielefeld und den Kreis Gütersloh zuständig ist, liegt Schloß Holte-Stukenbrock bei den 15- bis 25-Jährigen im Durchschnitt, sogar leicht drunter. Agenturleiter Richter wertet dies als zwar sehr gutes Zeichen, weil es wichtig sei, junge Menschen zu unterstützen und ihnen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben. Doch zufrieden stellt ihn diese Zahl nicht. "Sie ist zu hoch, wir sollten sie unbedingt senken", sagt er. Gerade jetzt, während vielen Schüler ihre Zeugnisse erhalten, will er deswegen auf das Problem der Jugendarbeitslosigkeit aufmerksam machen. Eigentlich müsste die Zahl bei 5,2 Prozent liegen, findet Richter. Das ist die Arbeitslosenquote im Kreis Gütersloh, die im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte geringer ausfällt.
Kreis Gütersloh
Im Kreis Gütersloh sank die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat, es gab 276 (2,6 Prozent) weniger Arbeitslose als noch im Mai.Zum ersten Mal in diesem Jahr ist im Kreis Gütersloh im Vorjahresvergleich ein Rückgang von 102 oder 1 Prozent zu verzeichnen.
Insgesamt sind im Kreis Gütersloh 10.185 Menschen arbeitslos gemeldet.
Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,2 Prozent.
Im Vorjahr betrug die Arbeitslosenquote 5,3 Prozent.
Im Vormonat kam der Kreis Gütersloh auf eine Quote von 5,4 Prozent.
Alle Statistiken auf ⋌www.arbeitsagentur.de
Ähnlich sieht es Bürgermeister Hubert Erichlandwehr. "Die Zahl ist nicht beruhigend, aber auch nicht erschreckend", sagt er. Nicht besser als der Durchschnitt zu sein sei Ansporn, es zukünftig besser zu machen. Eine Möglichkeit könne ein Ausbildungsprojekt sein, das unter dem Motto "Ausbildungsplatzgarantie" bereits in Gütersloh läuft. Diese Wortschöpfung hält Thomas Richter für unglücklich, weil neben der Stadt und der Arbeitsagentur natürlich auch die Unternehmen, die Eltern und die Schüler beteiligt sind. Kern dieses Projektes ist eine gegenseitige Vereinbarung, die die Vertragspartner schriftlich fixieren.
Die Jugendlichen verpflichten sich zum Bespiel, keine Unterrichtsstunden unentschuldigt zu fehlen oder in keinem Fach ein "mangelhaft" zu erhalten. Sollte ihnen dennoch die Note 5 drohen, erhalten sie Nachhilfeunterricht. Und da kommt die Stadt oder die Arbeitsagentur ins Spiel. Sie finanzieren diesen Nachhilfeunterricht. "Das ist ein Modell für Familien, die sich den Unterricht nicht leisten können", sagt Erichlandwehr. Das alles seien für Schloß Holte-Stukenbrock aber noch Gedankenmodelle, eine konkrete Marschroute gebe es noch nicht. Ein Gespräch habe es zwischen Agenturleiter Richter, Bürgermeister Erichlandwehr und Realschulleiter Andreas Kuhlmann gegeben, nach den Ferien soll ein weiteres folgen, um zu prüfen, ob das Ausbildungsprojekt in SHS eine Chance haben kann.
Chancen für Jugendliche bietet das Autohaus Thorwesten. Ab dem 1. August wird das Stukenbrocker Unternehmen 21 Auszubildende – bei 122 Mitarbeitern – haben. Fünf mehr als jetzt. Das sei nötig, sagt Geschäftsführer Ernst-Dieter Thorwesten, weil viele Absolventen nach der Ausbildung den Betrieb verlassen, um vielleicht die Meisterschule zu besuchen. Das sei jetzt direkt nach der Ausbildung möglich. "Von sechs bis sieben Absolventen bleiben zwei im Betrieb", sagt er. Andererseits scheiden innerhalb der nächsten fünf Jahre 13 Mitarbeiter aus. Die meisten Jugendlichen beginnen bei Thorwesten eine technische Ausbildung, so wie Tim Ölschläger. Er will – wie die meisten seiner Kollegen – im Pkw-Bereich arbeiten. Obwohl die Chancen für das spätere Berufsleben im Lkw-Bereich besser stehen.
Das weiß Werkstattleiter Wolfgang Amelunxen. Er gibt einen zusätzlichen Tipp: Wer im Handwerk arbeiten will, sollte nicht den normalen Führerschein Klasse B machen, sondern B96. Der erlaubt die Fahrt mit einem Anhänger von mehr als 750 Kilogramm Gewicht.