Schloß Holte-Stukenbrock. "Erziehung", sagt Ernst Hämmert, Leiter der Anlauf- und Beratungsstelle im Kinderschutzzentrum Gütersloh der Arbeiterwohlfahrt (AWO), "ist unglaublich komplex geworden." Früher seien bestimmte Dinge klar gewesen, "heute wird viel mehr hinterfragt".
Entsprechend groß ist die Verunsicherung vieler Eltern. Der Bedarf an Orientierungshilfen steigt. Schon seit dem Start als Familienzentrum NRW vor vier Jahren bietet die Kindertagesstätte "Laubfrosch" der Arbeiterwohlfahrt (AWO) deshalb einmal monatlich eine Erziehungssprechstunde an. Seit dem 1. September gibt es dort eine neue Beraterin.
Termine und Kontakt
Die nächsten Erziehungssprechstunden finden am Montag, 12. November, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr in der Kita "Laubfrosch" und am Montag, 10. Dezember, in der Zeit von 9 bis 12 Uhr statt.Nachmittag und Vormittag im Wechsel seien bewusst gewählt worden, sagt Daniela Bauschulte, "um alle Eltern zu erreichen". Anmeldungen sind in der Kita unter Tel. (0 52 07) 7 71 51 möglich. (kap)
"Kommen können nicht nur die Eltern der Kindergartenkinder, sondern alle Interessierten, auch die mit älterem Nachwuchs", betont Daniela Bauschulte. Die Diplom-Sozialpädagogin (55) investiert in der Regel eine Stunde pro Beratung, und es ist ihr wichtig, dass Eltern wissen, dass sie mit jeder Frage zu ihr kommen können.
"Alles hat Gewicht, jede Frage ist wichtig", betont auch Ernst Hämmert. "Mein erstes Kind war schnell trocken, das zweite nicht", könnte eine solche Frage sein. Das Kind räumt nicht auf, will nicht ins Bett gehen, verhält sich zu Hause anders als in der Kita.
Das sind Probleme, für die es Lösungen gibt. Daniela Bauschulte möchte unterstützend wirken. Auch in komplexeren Situationen. Etwa dann, wenn sich die Eltern trennen. "Oft überlagern sich die Probleme." Betroffene können dann auch mehrere Gesprächstermine wahrnehmen. Oder sie werden an andere Institutionen weiterverwiesen. Zum Aufgabenspektrum gehört außerdem die anonymisierte Fachberatung.
Auch sie selbst, sagt Gaby Eisenhuth, Leiterin der Kita "Laubfrosch", nehme das Angebot gerne wahr. Etwa dann, wenn sie bei Elterngesprächen an einen Punkt komme, wo es nicht weitergehe. "Ich komme von außen, habe eine gewisse Anonymität", beschreibt Bauschulte ihre Position als neutrale Instanz. "Die Beratung ist kostenlos, und ich unterliege der Schweigepflicht."
Wichtig sei, dass sich die Eltern möglichst früh melden, um Orientierung zu finden. "Wir helfen dabei, den richtigen Weg zu finden." Dabei gehe es um das ganze Feld der Erziehung, betont Ernst Hämmert. "Unsere Aufgabe ist es, zu sortieren, damit man wieder handlungsfähig wird."
Daniela Bauschulte möchte den Eltern aber auch Mut machen: "Wenn die Basis stimmt, darf man durchaus mal Fehler machen." Im Familienzentrum gibt es weitere Angebote zum Thema, etwa unter dem Motto "Kess erziehen". "Ein neuer Kursus startet am Dienstag, 6. November, um 20 Uhr, er läuft sechs Mal", informiert Gaby Eisenhuth. Vorträge und andere Angebote wie etwa Yoga für Kinder oder Konzentrationstraining laufen ebenfalls. "Für vier Stunden wöchentlich haben wir außerdem eine Heilpädagogin eingestellt."