SCHLOß HOLTE-STUKENBROCK

Virtuos im Wohnzimmer

Hauskonzert bei Barbara Lundgreen mit zwei Pianisten und vier Händen

Siegfried Schubert-Weber (l.) und Gerhard Meyer sind ein eingespieltes Team, auch auf dem schwarzen Steinway-Flügel von Barbara Lundgreen. | © FOTO: KLAAS BÜKER

09.01.2012 | 09.01.2012, 00:00

Schloß Holte-Stukenbrock. Ein Klavierstück im Radio erinnerte Barbara Lundgreen an Siegfried Schubert-Weber, einen renommierten Pianisten aus Berlin und zugleich ein alter Bekannter aus ihrer Zeit in der Hauptstadt. Einen Telefonanruf später stand der Künstler für ihr beliebtes Hauskonzert zum Jahresbeginn fest. Und Schubert-Weber kam am vergangenen Freitag nicht allein: mit Gerhard Meyer hatte er seinen langjährigen Duopartner mitgebracht. Gemeinsam präsentierten sie "Erlesenes aus der Vierhand-Literatur".

Siegfried Schubert-Weber ist Jahrgang 1933 und noch immer ein Virtuose am Klavier. Wo junge Musiker beim Konzert im Hause Lundgreen für eine Pause stets dankbar waren, hätten er und sein Partner am liebsten ohne Unterbrechung durchgespielt. Dabei hatte es das musikalische Programm durchaus in sich: Drei Sonaten von Mozart und Schubert und dem weniger bekannten Clementi sowie jeweils drei Legenden und Slawische Tänze von Dvorak.

Information

Zwei renommierte Künstler

Siegfried Schubert-Weber und Gerhard Meyer lernten sich 1970 am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf kennen. Schubert-Weber unterrichtete dort Klavier, während Meyer Kontrabass und Klavier studierte und später Mitglied der Berliner Philharmoniker wurde. Seit 1972 spielen beide als Klavier-Duo zusammen. Im Laufe der Jahre haben sie sich auf vergessene und verlorene Klänge des 19. Jahrhunderts spezialisiert.

Die Stücke entfalteten im Wohnzimmer von Barbara Lundgreen einen besonderen und intensiven Klang. Der Weitläufigkeit eines großen Konzertsaales stand hier die Direktheit eines Hauskonzertes entgegen. Das Publikum konnte den beiden Pianisten sogar beim Spielen auf die Finger schauen. Eine Tatsache, die viele andere Künstler vielleicht gestört hätte, nicht aber Schubert-Weber: "Von mir aus können die Leute noch dichter rankommen", sagte er mit seiner Berliner Schnauze.

Somit konnten die Zuschauer in den ersten Reihen hautnah erleben, wie die beiden Pianisten ihre Finger flink über die Tastatur bewegten und dem Steinway-Flügel die vollmundigsten Klänge entlockten. Vierhand-Werke klingen dabei grundsätzlich viel voluminöser als solche, die für einen einzelnen Pianisten geschrieben worden sind.

Zu den einzelnen Werken gab es jeweils eine kurze Einführung durch Siegfried Schubert-Weber, dem seine Begeisterung für die Musik nicht nur im Spiel, sondern auch in seinen Worten anzumerken war. So sprach er über die Mozart-Sonate in C-Dur von einem köstlichen Werk voller liebreizender Gedanken. Sie stehe übrigens in Nachbarschaft zur "Kleinen Nachtmusik", erklärte er. Die Ähnlichkeiten waren in der Tat nicht zu überhören.

Das überwiegend ältere Publikum fand Gefallen an den beiden Künstlern, die in der Pause und nach dem Konzert viel Lob erhielten. Das Vierhand-Spiel war zudem ein besonderer musikalischer Leckerbissen, weil es in Klavierkonzerten eher selten zu hören ist.