Schloß Holte-Stukenbrock. Eine kleine märchenhafte Treppe lädt den Besucher ein, die wenigen Stufen hinaufzusteigen. Hinter der 110 Jahre alten Holztür erwarten ihn Seidenstoffe, Kronleuchter, Spieluhren und ein leuchtendes Weihnachtsparadies. Seid 13 Jahren präsentiert Familie Penkert in den historischen Räumen Einrichtungsideen und Accessoires. Doch bevor die Familie das Haus des ehemaligen Sägewerkbesitzers Meyer erwarb, ging es in der denkmalgeschützten Villa nicht immer so züchtig zu.
1998 hatten Jörg und Ingrid Barbara Penkert die Villa Meyer ersteigert. Zuvor stand das Gebäude zwei lange Jahre leer. "Wir haben uns ziemlich spontan dazu entschlossen, das Haus zu kaufen", sagt Ingrid Barbara Penkert. "Montag haben wir die Villa von außen gesehen, Mittwoch war schon die Versteigerung, da blieb keine Zeit für eine Begehung." Familie Penkert bot trotzdem mit und erhielt den Zuschlag für ein Haus, das sie zuvor noch nie betreten hatte. "Als wir zehn Tage später endlich den Schlüssel bekamen, haben wir gesehen, wie heruntergekommen die Räume waren", sagt Ingrid Penkert. So schlimm habe sie es sich nicht vorgestellt. "Das Haus wurde zwei Jahre nicht beheizt. Dadurch kamen die kanadischen Holzdielen hoch und wellten sich. Hier sah es aus, wie auf einer Skaterbahn", sagt Tochter Jessica Alberts.
Der Maler und seine Frau investierten Geld und Können, restaurierten die 260 Quadratmeter große Villa fast komplett. "Das Treppenhaus war zum großen Teil durch Rigipsplatten unterteilt und verschandelt", erzählt Ingrid Penkert. "Die alten Geländer haben wir dann zum Glück im Keller gefunden." Der Vorbesitzer hatte das Gebäude in den 1990er Jahren erst als Einfamilienwohnhaus, später als Etablissement mit Casino genutzt. "Das Schild mit dem Schriftzug Karibik-Poker ist zum Glück das einzige, was wir aus dieser Zeit noch gefunden haben", sagt Penkert lächelnd.
Jahre vorher war die Villa Meyer in einzelne Wohnungen unterteilt vermietet worden. "Auch eine Arztpraxis war hier einmal drin", weiß Jessica Alberts. Ursprünglich diente die Villa als Residenz des Sägewerkbesitzers Heinrich Meyer. Das Sägewerk an der Sender Straße und die Villa gehörten zu einem Grundstück. Historische Fotos aus dem Jahr 1910 bezeugen, dass sich die Villa in 110 Jahren kaum verändert hat, den Wintergarten neben dem Haupteingang gibt es aber nicht mehr, genauso wie einige Rundbögen und Giebel. Die Originalwetterfahne mit der Jahreszahl 1901 und die Initialen des Bauherrn "H.M." sind aber noch gut erhalten.
Familie Penkert pflegt das historische Haus. "Das Gebäude ist nur von außen denkmalgeschützt. Innen könnten wir theoretisch machen, was wir wollen", sagt Ingrid Penkert. Die Penkerts wollten allerdings den natürlichen Charme der Villa erhalten. Nächstes Jahr feiern sie das 40-jährige Bestehen ihres Unternehmens. Mit Malerei und Gardinen angefangen, bietet die Familie heute ganzheitliche Wohnkonzepte an. Die sieben Räume der Villa Meyer sind wohnlich gestaltet. "Unsere Kunden sollen durchspazieren und die vielen verschiedenen Elemente entdecken", sagt Penkert. Einheitliche Regale und große Schaufenster sind Vergangenheit.
"Wir fühlen uns hier sehr wohl und haben das Gefühl, dass es auch unseren Kunden so geht", sagt Penkert. "Aber manchmal höre ich, dass sich die Leute nicht hereintrauen. So eine prunkvolle Treppe macht manchem wohl auch Angst." Stadtführer Andreas Köhler fühlt sich vor dem alten Kachelofen zwischen Seidenkissen und Weihnachtsschmuck gar nicht unbehaglich. Er fordert die Bürger auf, den Schritt über die bereits von zwei Rentierfiguren bewachte Treppe zu wagen und das Innenleben der Villa zu erkunden. "Jeder der einmal durch Schloß Holte gefahren ist, kennt die Villa Meyer. Daher ist es doch wichtig, auch einmal die Geschichte hinter den schönen Gebäuden zu erfahren, die wir hier haben."