SCHLOß HOLTE-STUKENBROCK

Start in ein neues Leben

Nach 27 Jahren wird der "Jägerkrug" mit dem Büro getauscht

Ulrike Münsterteicher hat sich entschieden, den Traditionsgasthof "Jägerkrug" nicht mehr weiterzuführen. Der Fachwerkbau hinter ihr ist fast 300 Jahre alt. | © FOTO: RAINER TIENES

25.08.2011 | 25.08.2011, 00:00

Schloß Holte-Stukenbrock. Nach einer Radtour oder einer Wanderung unter altehrwürdigen Eichen ein gepflegtes Getränk genießen, abends in einem unvergleichlich historischen Ambiente gut essen. Damit ist zunächst einmal Schluss. Ulrike Münsterteicher gibt einen der bekanntesten Gasthöfe im Bereich Schloß Holte-Stukenbrock /Hövelhof auf. Schon in der kommenden Woche schließt sie den "Jägerkrug".

Die 45-jährige hat den Pachtvertrag, der im September ausläuft, nicht verlängert. Ihre Vorstellungen und die der Besitzerin des Anwesens waren trotz vieler Gespräche nicht unter einen Hut zu bekommen, erklärte Ulrike Münsterteicher gestern. Am Montag wird es im "Jägerkrug" zum letzten Mal das legendäre Frühstück geben.
Kein Katerfrühstück, bevor Ulrike Münsterteicher, die den "Jägerkrug" erst mit ihrem viel zu früh verstorbenen Mann Jürgen führte, fast auf den Tag genau nach 27 Jahren die Tür des Traditionsgasthauses abschließt, das im Jahr 1753 als Postkutschenstation auf der Strecke Bielefeld-Paderborn eröffnet wurde. Denn auf der einen Seite ist Ulrike Münsterteicher eine engagierte Gastwirtin mit Herz, die am Tag oft genug knapp 40 Kilometer zu Fuß im Biergarten (rund 250 Plätze) und im Restaurant (140 Plätze) unterwegs war (für die NW hat sie das einmal mit einem Schrittzähler ermittelt). Auf der anderen Seite bietet sich der 45-Jährigen jetzt die Möglichkeit, ein wirklich neues Leben zu beginnen, auf das sie sich sehr freut.

Durch ihren Lebensgefährten haben sich für sie neue Perspektiven ergeben, berichtete Ulrike Münsterteicher gestern, die der Liebe wegen bereits seit zwei Jahren in Porta Westfalica wohnt. Künftig möchte sie nicht mehr rund um die Uhr, sondern halbtags im Büro arbeiten, am Wochenende jene Orte und Sehenswürdigkeiten besuchen, für die sie bisher keine Zeit hatte. "Und auch mal als Gast in Biergärten sitzen", sagt sie und lacht.

Auf ihrer Agenda für das neue Leben stehen auch Reisen zu ihrem Sohn Maximilian, die sie bisher auch hintenan stellen musste. Er ist keine Option mehr, die Ära Münsterteicher im "Jägerkrug" fortzusetzen. Zuletzt in Jordanien, jetzt in den Staaten wird der Hotelmanagement-Student seine Ausbildung zwar inDeutschland abschließen, dann aber wieder ins Ausland gehen. "Das ist definitiv", so die Mutter.

Ein neuer Pächter für den "Jägerkrug" ist bisher nicht in Sicht. Die Besitzerin ist ohnehin seit etwa einem Jahr bemüht, den unter Denkmalschutz stehenden Gasthof zu verkaufen. Zum Anwesen gehören der Campingplatz und ein Wohngebäude. Der Preis war noch gestern im Immobilien-Magazin der NW zu lesen: 590.000 Euro.