SCHLOß HOLTE-SUKENBROCK

"Ich bin ein Kind der Senne"

Bild aus dem 18. Jahrhundert / Dokumentation des Ems-Radweges an die Stadt

Einige ehemalige Forellschüler des Jahrgangs 1943/44 sind zum Wiedersehen gekommen. Im Schiff der Ems-Erlebniswelt haben Ursula Wernekenschnieder, Karin Gebauer, Anita Kohaupt, Elsbeth Deinert, Dieter Austermeier, Wolfgang Bangen (v.l.) und vorne liegend Jürgen Wulf Platz genommen. | © FOTO: KARIN PRIGNITZ

17.01.2011 | 17.01.2011, 00:00

Schloß Holte-Stukenbrock. "Mein Onkel Anton war hier fast 50 Jahre Pastor, und er ist in diesem Hause gestorben." Um ein Haar hätte Wolfgang Bangen das Gebäude, in dem Anton Bangen einst lebte und wirkte, allerdings nicht wiedererkannt. Dass im und um das einstige Pfarrhaus in Stukenbrock-Senne jetzt die Ems-Erlebniswelt beheimatet ist, das lobte der Allgemeinmediziner in allerhöchsten Tönen, und er hatte ein besonderes Geschenk dabei.

Zwar wohnt der 67-Jährige seit langem in Münster. "Aber ich bin auch ein Kind der Senne", betonte der Arzt im Ruhestand. Den Krieg nämlich, mutmaßte Bangen, habe er wohl nur überlebt, weil er und seine Familie Unterschlupf auf dem Hof Brock nahe des Jägerkruges gefunden habe.
Konrad Brock hegte da so seine Zweifel. Er war es, der den kleinen Wolfgang seinerzeit mit dem Kinderwagen durch die Senne schob, "und ich habe ihn wohl einmal umgekippt und rausfallen lassen . . ."

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Besondere Beziehungen


Stark vertreten war in der Ems-Erlebniswelt der Heimat-und Verkehrsverein Schloß Holte-Stukenbrock. Ludwig Teichmann hatte für Wolfgang Bangen in einer Mappe "dokumentiert, was der Onkel in der Senne erlebt hat", inklusive eines Bildes aus der aktiven Zeit mit Messdienern und tief versunken im Glauben. Teichmann hegt im übrigen eine besondere Beziehung zu Bangens. Er hat das Haus erworben, das die Eltern von Wolfgang Bangen einst gebaut hatten. -kap

Lange ist es her. Die jüngste Verletzung, einen Riss der Achillessehne, habe er ganz allein verschuldet, betonte der Gast. Mit seiner Frau hatte er den 800 Kilometer langen Jakobsweg beschritten. Danach passierte es. Das Stehen fiel jetzt entsprechend schwer, dennoch wollte Wolfgang Bangen unbedingt eines loswerden. Einen Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert, der die Emsquelle zeigt. Zwar stark idealisiert, mit wild-romantischem Tal und einem Jäger, der auf irgendetwas zielt. "Was das sein könnte, weiß ich nicht." Einer der Gäste, unter ihnen ehemalige Forellschüler des Jahrgangs 1943/44, glaubte es zu wissen und scherzte: "Wahrscheinlich auf ein Bachneunauge."

Dietmar Gebauer von der Initiative "Stukenbrock-Senne hat Zukunft" hatte zuvor auch Maren Gerkens vom Stadtmarketing und Hubert Erichlandwehr begrüßen können. "Stukenbrock-Senne verbindet viel mit dem Namen Bangen", sagte der Bürgermeister. Deshalb sei es "eine besondere Ehre", ein historisches Bild aus dem Nachlass von Anton Bangen geschenkt zu bekommen. Das Bild werde sicherlich einen würdigen Platz in den Räumen der Ems-Erlebniswelt finden. "Ich freue mich, dass ich dem Ort die Original-Lithografie zurückgeben kann", betonte Wolfgang Bangen.
Vier Jahre lang war er hier zur Schule gegangen. Mit seinen Freunden. Als Beweis hatte er ein altes Foto von sich mitgebracht, auf dem er mit Kunstledertornister und Blechbehälter für die Schulspeisung zu sehen war. "Kakao mit Brötchen und Graupensuppe, das gab es abwechselnd, und wir waren die einzigen, die am Samstagsnachmittag zur Andacht gehen mussten, weil mein Onkel Pastor war." Harte Zeiten. Konrad Brock wusste zu berichten, dass er dem Herrn Pfarrer in Kriegszeiten Essen vorbeigebracht habe. "Im Gegenzug habe ich Bonbons bekommen."
Noch viel mehr zu schauen und zu erzählen gab es im Anschluss im "Forellkrug". Dort wurde unter anderem eine 25-minütige Dokumentation des Ems-Radweges von Emden zur Emsquelle gezeigt, auf dem die FC-Fahrradstaffel im Sommer geradelt war. Maren Gerkens vom Stadtmarketing freute sich, die gelungene Präsentation in CD-Form mitnehmen zu können.