Dieser 53-Jährige aus dem Kreis Gütersloh verkauft in Bayern Schnäpse und Likör

Schloß Holte-Stukenbrock. Früher, vor allem zu Pollhans, ist Roger Jürgens oft in die &bdquo;Jever Deel“ eingekehrt. &bdquo;Eine sehr gemütliche Kneipe“, daran kann sich der heute 53-Jährige noch gut erinnern. Seit mehr als 30 Jahren lebt er 600 Kilometer entfernt im kleinen Pfarrdorf Dettenschwang in Oberbayern. Zur &bdquo;Jever Deel“, die mit Nils Wörmann seit kurzem einen neuen Besitzer hat, hat er vor einiger Zeit wieder eine Verbindung geknüpft. Mit einem Produkt, das dort bereits großen Anklang gefunden hat. Roger Jürgens ist &bdquo;Der Schwarzbrenner“. Der gebürtige Stukenbrocker vertreibt Obstbrände und Liköre von seinem Laden in Schondorf am Ammersee aus. Die edlen Brände bezieht er aus einer kleinen Brennerei, die über Generationen hinweg Erfahrung hat. &bdquo;Ich wusste vorher gar nicht, dass es so etwas Schönes gibt“, erzählt Roger Jürgens von den ersten Geruchs- und Geschmacksproben. &bdquo;Da riecht man schon in der Flasche, was drin ist.“ Gerade die alten Sorten seien die Klassiker. &bdquo;In der Jever Deel läuft die Alte Waldhimbeere am besten“, das hatte Nils Wörmann erst jüngst erzählt, und Roger Jürgens kann bestätigen, dass die alten Sorten die Klassiker sind. &bdquo;Die getrockneten Früchte werden in Fässern gereift.“ Sechs Jahre betreibt er sogar eine Strandbar am Ammersee Williamsbirne, Marille und Haselnuss seien ebenfalls besonders begehrt bei der Kundschaft. &bdquo;Das Weihnachtsgeschäft läuft.“ Zur &bdquo;Jever Deel“ hat Roger Jürgens durch seine Cousine Kontakt aufgenommen und so die Brücke zur alten Heimat geschlagen. Aufgewachsen ist Jürgens an der Danziger Straße. Die Katholische Grundschule in Stukenbrock hat er besucht, die Hauptschule und ließ sich dann bei Elekro-Dresselhaus zum Elektroinstallateur ausbilden, ehe er sich selbstständig machte, weil das Arbeiten nach festen Zeiten von 7 bis 17 Uhr nicht seine Welt war. Während des Zivildienstes hatte Roger Jürgens einen Münchener kennengelernt. Dorthin wechselte er mit 21 Jahren und ist seither als Gastronom tätig. Jürgens berichtet vom Festival &bdquo;Tollwood“, das im Sommer und Winter für jeweils vier Wochen stattfindet, bei dem bekannte Musiker auf der Bühne stehen und das locker 10.000 bis 15.000 Menschen anzieht. Jürgens ist dort mit einem Biergarten vertreten. &bdquo;Das mache ich auch heute noch.“ Beim Festival &bdquo;Almrausch“ bietet er Glühwein an. &bdquo;Dadurch bin ich auf die Brennerei in Österreich gestoßen.“ Von 2002 bis 2008 hat der Stukenbrocker auch noch eine Strandbar in Herrsching am Ammersee betrieben. &bdquo;Sie lief super, das war eine Institution, davon reden die Menschen nach wir vor.“ Karibisches Flair, Cocktails und Sonnenuntergang – diese Mischung kam an. Erinnerungen an die Kindheit bei Besuchen in Schloß Holte-Stukenbrock An seiner zweiten Heimat in Bayern schätzt Roger Jürgens die Kontaktfreudigkeit der Menschen, die Natur mit Wiesen und Feldern und die Tatsache, dass sich in dem Dorf, in dem er am Ortsrand lebt und das acht Kilometer vom Ammersee entfernt liegt, &bdquo;in den nächsten 20 bis 30 Jahren nichts ändern wird.“ Baulich meint er vor allem. Etwa ein- bis zweimal im Jahr besucht Roger Jürgens seine Lieblingstante in SHS. Dort, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hat, ist der Wald Neubauten und Straßen gewichen. &bdquo;Meine Kindheit ist weggerissen worden“, sagt er, findet das &bdquo;total schade“, räumt aber ein, &bdquo;dass das wohl einfach der Wandel der Zeit ist“. Damals, da hat er mit seinen Freunden Buden im Wald gebaut und Fahrräder vom Sperrmüll geholt, um sie wieder fahrtüchtig zu machen. Eine Zeit, die er nicht missen möchte. Vor einigen Jahren hat er sich mit seinen einstigen Klassenkameraden in Stukenbrock getroffen. Mit dabei war auch seine Lehrerin Frau Dams. &bdquo;Ich habe mich gewundert, dass sie immer noch so hübsch war wie früher“, sagt er. Uwe Krause war sein Lehrer an der Hauptschule und der im Jahr 2001 viel zu früh verstorbene Jürgen Dresselhaus sei ein &bdquo;cooler Typ und intelligenter Mensch gewesen“. Erinnerungen, die bleiben. Dass seine Obstbrände in der &bdquo;Jever Deel“ so gut ankommen, freut Roger Jürgens besonders. Sein Lebensmittelpunkt aber ist seit Jahrzehnten in Bayern, wo er es &bdquo;einfach herrlich“ findet. Mit Freunden gibt es Pläne für ein Tiny-Haus Erst kürzlich hat der 53-Jährige sich eine Hündin angeschafft. Billi ist eine Promenadenmischung, in die er sich sofort verliebt hat. Wenn er in seiner Freizeit nicht mit ihr unterwegs ist, geht er segeln, ist in seinem kleinen Kajütboot auf dem Ammersee zu finden oder fährt Motorrad. In SHS habe er schon als Kind das Wasser vermisst, sagt Jürgens. In Dettenschwang hat er es quasi vor der Tür. Mit Freunden zusammen hat er die Idee, selbst ein Tiny-Haus zu bauen. Dass er in Bayern von Anfang an der Exot war, stört Jürgens nicht. &bdquo;Ich bin mit der Mentalität immer gut klargekommen.“ Und die Bayern mit ihm offensichtlich auch. Nur den bayerischen Dialekt, den hat er auch nach mehr als 30 Jahren nicht angenommen. &bdquo;Dafür“, sagt er, &bdquo;hat man als Ostwestfale einfach nicht die Zunge.“

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