So feiern Jecken in Stukenbrock Weiberfastnacht - Clown sorgt für Aufsehen

Schloß Holte-Stukenbrock. &bdquo;Helau“ ruft Franz Goossen, reckt den Arm in die Höhe, pustet bunte Papierschlangen in die Luft, schmeißt Konfetti und Kamelle. Auffällig kostümiert zieht er einen Bollerwagen mit Süßem und Flüssigem hinter sich her. &bdquo;Ich bin wieder da, der verrückte Clown vom vergangenen Jahr“, ruft Goossen. Auf das große Publikum muss er allerdings verzichten, denn am Weiberfastnachtstag um 11.11 Uhr begegnen ihm nur sehr vereinzelt Menschen. &bdquo;Egal“, sagt Goossen. &bdquo;Einfach mal ein bisschen Spaß haben, darum geht es doch.“ 1.200 wilde Weiber, die ausgelassen feiern, 113 Gruppen in phantastischen Kostümen, 4.000 Närrinnen und Narren, die auf der Straße und in den Kneipen den Bär tanzen lassen. Bunt, schrill, fröhlich, ausgelassen, so wird Weiberfastnacht in Stukenbrock gefeiert. Im Jahr 2020 und in so vielen Jahren davor. Normalerweise, denn seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist alles anders. Zum zweiten Mal in Folge ist die Großveranstaltung abgesagt worden. So ganz ohne jeckes Karnevalsgefühl geht es dann aber doch nicht. Krieg in der Ukraine – &bdquo;das hat man schon im Kopf“ Das neue Viergestirn mit Melanie Schwenker, Kim Elfers, Yvonne Schlafhorst und Maria Potthoff hat sich vorgenommen, die Weiberfastnacht 2022 im Gasthof &bdquo;Zur Post“ um 11.11 Uhr zu eröffnen. Der Bär steppt hier allerdings zu morgendlicher Stunde noch nicht. Nur etwa ein Dutzend Frauen verlieren sich im geschmückten Saal. 250 sind angemeldet. Sie aber kommen erst zu deutlich späterer Stunde, um zu feiern. Franz Goossen zieht unterdessen unverdrossen und allerbester Laune Richtung Kreisverkehr und wieder zurück. &bdquo;Taten statt warten“, sagt er. &bdquo;Was die in Köln können, können wir hier auch.“ Extra freigehalten hat sich der selbstständige Masseur den Tag, hat schon vor der Kita &bdquo;Abt Kruse“, die seine Tochter besucht, Süßes verteilt.Einige Autofahrer reagieren zunächst irritiert angesichts des fröhlich winkenden Clowns, der da einsam die Hauptstraße entlangzieht. &bdquo;Viele habe ich zum Lächeln gebracht“, sagt Goossen und sogar zu einem &bdquo;Helau“ durch die geschlossene Autoscheibe. Gabi Halstrick, die hatte nach guter alter Tradition eigentlich dem Bürgermeister die Krawatte abschneiden wollen. Hubert Erichlandwehr aber musste sich diesmal wegen diverser anderer Termine entschuldigen. Den Schlüssel hatte er freiwillig herausgegeben. &bdquo;Man will sich doch mal wiedersehen“ Begleitet vom Karnevalsklassiker &bdquo;Superjeilezick“ der kölschen Traditionskapelle &bdquo;Brings“ verbinden 50 wilde Weiber (und auch ein paar jecke Herren) schon ab 9 Uhr im Bokelfenner Krug das Schmackhafte mit dem Närrischen. Anna Sander, Christel Ilsen, Thea Lüke, Cilly Seliger, Marlies Thorwesten, Maria Lauströer und Ingrid Pautz, die Damen des Stammtisches der &bdquo;Bokelfenner Auslese“, der seit beinahe 50 Jahren existiert, haben an einem der Tische Platz genommen. &bdquo;Man will sich doch mal wiedersehen“, begründet die Runde ihr Treffen zur Weiberfastnacht. Einfach mal ein bisschen fröhlich sein, obgleich der Tag angesichts des Krieges in der Ukraine doch so ein bitterer ist. &bdquo;Das hat man schon im Kopf“, sagt Ingrid Pautz. So sehen es auch Renate Dorenkamp, Evelyn Antpöhler, Marianne Schröder, Agnes Lüke, Mona Meier, Regina Schlesiger und Ingeborg Gosejohann. Der Nachbarschafts-Stammtisch der Römerstraße frühstückt im Gasthof &bdquo;Zum Kuhkamp“. Trotz Corona und Krieg habe man es doch irgendwie verdient, nach so langer Zeit mal wieder ein bisschen fröhlich zu sein, finden die Frauen. Einen Raum weiter sitzen in trauter Runde die &bdquo;Bösen Buben“ aus Bielefeld. &bdquo;Wir lieben Stukenbrock“, betonen die Herren. Verkleiden brauchen sie sich nicht. &bdquo;Wir sind auch so interessant“, findet Roscoe Niebling.Franz Goossen läuft derweil immer noch seine Runden auf der Hauptstraße. Und das Viergestirn, das übt sich, bis der Saal gefüllt ist, in Geduld.

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