Diese Frau kümmert sich um die wilden Tiere im Safariland SHS

Schloß Holte-Stukenbrock. Anna Brock tritt an den Zaun des Geheges. Mit schnellen Sprüngen und einem hohen finalen Satz prescht Gepardenmännchen Zahoum heran. Während andere Besucher überrascht zurückschrecken, bleibt Anna Brock ganz cool. Sie weiß, dass Zahoum sie nur begrüßen will; sie kennt ihn schon seit seiner Geburt. Anna Brock ist stellvertretende Cheftierpflegerin im Safariland Stukenbrock. Anfangs war sie vor allem für die Raubtiere zuständig: die Geparden, Löwen und Tiger. In ihrer neuen Aufgabe kümmert sie sich um alle Zootiere, muss mehr koordinieren, begleitet Tiertransporte und teilt die Pfleger ein. Was ihr besser gefällt? &bdquo;Es hat alles seine Vor- und Nachteile", antwortet sie diplomatisch. Früher war der Kontakt zu den Raubtieren intensiver, jetzt kriegt sie aber von allen tierischen Safarilandbewohnern viel mit. Wer gerne Tierfilme schaut, fühlt sich dabei vielleicht an die Kinderserie &bdquo;Anna und die Wilden Tiere" erinnert. 1.200 Kilogramm Fleisch pro Woche Dass sie mit Tieren arbeiten will, stand für Anna Brock von klein auf fest. Die Eltern haben einen Hof und Tiere in Stukenbrock, mit den Großeltern hat sie als Kind häufig Zoos und Tierparks besucht. &bdquo;Ich wollte nie ständig auf einem Bürostuhl sitzen, sondern draußen arbeiten. Vielleicht auch handwerklich", sagt sie. Die Möglichkeit, ein Praktikum oder eine Ausbildung im Handwerk zu absolvieren, habe sie nicht erhalten. &bdquo;Das war damals noch anders", sagt die 33-Jährige. Heute stünden ihre Chancen als Dachdeckerin oder Tischlerin wahrscheinlich besser. Stattdessen entschied sie sich für ein Praktikum und eine anschließende Ausbildung zur Zootierpflegerin im Tierpark Nadermann in Delbrück-Ostenland. Dort leben unter anderem Löwen, Tiger, Geparden, Jaguare und Leoparden. 2008 fing sie dann ihren Dienst bei den Raubtieren im Safaripark (heute Safariland) an. Gerade die Gepardennachzucht sei schwierig, weil die Tiere bei der Partnerwahl sehr wählerisch seien. Zudem ist menschlicher Kontakt nur bedingt möglich. Ins Gehege der Löwen und Tiger wagt sich kein Pfleger. &bdquo;Es steckt auch niemand eine Hand durchs Gitter." Bei dem jüngsten Zuchterfolg bei den Geparden vor fast drei Jahren war das etwas einfacher. Das trächtige Weibchen ist selbst schon von Hand aufgezogen worden und daher an Menschen gewöhnt. Die Pflegerinnen Jeanette Wurms, Inka Schumacher und Anna Brock – aber nur die drei – durften ins Gehege und auch an das Weibchen und ihren Nachwuchs heran. Dennoch ist ein Gepard keine Schmusekatze, darauf weist Anna Brock ausdrücklich hin. &bdquo;Man muss immer beachten, dass es ein Raubtier ist." Und es spürt die Laune des Menschen anhand der Körpersprache und der Stimmlage. &bdquo;Tiere sind nicht doof", sagt Anna Brock. Brock kennt so ziemlich jedes Tier im Park Gepardenmännchen Zahoum wurde 2019 geboren und hat drei Geschwister: Elli, Fritz und Tobi. Anna Brock hat eine Bindung zu den Jungtieren aufgebaut, indem sie sie positiv verstärkt und angefüttert hat. Gulasch, nennen die Pfleger die Rindfleischzubereitung für die Raubtiere. 1.200 Kilogramm Fleisch verputzen die Löwen, Tiger und Geparden im Safariland zusammen in einer Woche. Also etwa drei bis vier Rinder. Die stammen von zwei Lieferanten aus der Region. Anna Brock kennt so ziemlich jedes Tier im Park. Etwas schwierig wird es bei den Erdmännchen, Kattas und Berberaffen, weil die mitunter herumwuseln und schwierig auseinanderzuhalten sind. Aber die Marotten der Raubtiere, die kennt sie ganz genau. Eine Löwin steht offensichtlich auf die Autos der Parkmitarbeiter. Wenn sie die schwarz-weiß gestreiften Wagen sieht, kommt sie sofort näher, berührt das Auto aber nicht. Anna Brock weiß, wer die Lieblingsdamen der Löwenkater sind und welche Löwin sich wie eine kleine Diva aufführt und stets zum Essen oder Schlafengehen gebeten werden will. Jetzt in der Winterpause ist es auch für die Tierpfleger ein bisschen ruhiger. Sie haben aber, anders als viele Saisonarbeiter, das ganze Jahr im Safariland zu tun: Die Tiere wollen versorgt werden. Den Winter nutzen die Mitarbeiter, um Reparaturen vorzunehmen und die Gehege für den nächsten Saisonstart vorzubereiten. Und es ist Urlaubszeit. Anna Brock verbringt ihn meist zu Hause auf dem Hof mit der Familie. Reichlich zu tun hat sie auch dort. Auf dem Hof leben ein Esel, Pferde, Hühner, Minischweine, Katzen und Wellensittiche. Ein Zoo fürs Private.

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