Schloß Holte-Stukenbrock Leben zwischen Autos und Ersatzteilen: "Mit 14 die erste Riesenmaschine ausprobiert"

Schloß Holte-Stukenbrock. Kunden bedienen, telefonieren, organisieren, Termine absprechen und zwischendurch über das Gelände flitzen. Thomas Kerstingjohänner ist in seinem Element. Multitasking – für den 53-Jährigen keine Herausforderung, sondern sein Lebenselixier. Auf dem riesigen Gelände seiner Autoverwertung an der Helleforthstraße ist er zu Hause, da kennt er sich aus. Und das von Kindesbeinen an. Aufgewachsen ist Thomas Kerstingjohänner mit zwei Geschwistern über der Traditionsgaststätte &bdquo;Waldgasthof" in Liemke. Betrieben wurde sie von seinen Eltern. &bdquo;Einer unserer Gäste hat meinem Vater irgendwann nahegelegt, doch besser etwas im Bereich Handel zu machen", erzählt der Sohn. Tatsächlich kam es so. In den 70er Jahren begann Kurt Kerstingjohänner mit dem Autohandel. &bdquo;Oma Lisbeth war stinksauer", erinnert sich Thomas Kerstingjohänner an die Reaktion seiner Großmutter, die diesen Schritt für ausgesprochenen Tinnef hielt. Jährlich bis zu 4.000 Fahrzeuge Doch ihr Sohn setzte sich durch, und schon bald entwickelte sich der Autohandel zum lukrativen Geschäft. &bdquo;Mittlerweile gehören wir zu den modernsten Autoverwertungen Deutschlands mit komplett befestigter Betriebsfläche", erzählt Thomas Kerstingjohänner und fügt hinzu: &bdquo;Jährlich bekommen wir zwischen 3.500 und 4.000 Fahrzeuge, wobei rund 500 bis 1.000 Handelsfahrzeuge sind." Die einen werden ausgeschlachtet, andere kommen ins Hochregal oder in die Presse. &bdquo;Für mich hat sich der Platz hier schon als kleines Kind als wunderbare Spielstätte entpuppt", sagt Thomas Kerstingjohänner über an die Zeit, als seine Freunde sich &bdquo;wie Bolle" freuten, wenn er seine Kindergeburtstage zwischen den riesigen Autostapeln feierte. Schon mit acht Jahren konnte er Autofahren. Unvergessen ist auch der Tag, an dem der damals Zwölfjährige mit seinem Nachbarn Rolf Busche das ersten Auto zusammenbastelte. &bdquo;Die Karosserie haben wir von einem Käfer abgeschraubt und sind nur mit dem Chassis rumgefahren." Abenteuer pur sei das gewesen. Er hätte so gerne mit seiner Tochter auf dem Abiball getanzt Schon bald kurvte Thomas Kerstingjohänner auch mit Radladern und Baggern durch die Gänge. &bdquo;Mit 14 habe ich die erste Riesenmaschine ausprobiert." Fußball- oder Tennisverein? Das war nie die Frage. &bdquo;Ich habe meine Freizeit komplett hier in der Autoverwertung verbracht", bestätigt der Vater von drei Kindern (17, 14, 7). &bdquo;Das war mein Spielplatz." Und er ist es nach wie vor. Im Jahr 1992 hat Thomas Kerstingjohänner die Geschäftsführung von seinem Vater übernommen. Zwar hätten seine Eltern Tag und Nacht gearbeitet, &bdquo;Gaststätte, Autoverwertung und Hühnerhandel, das lief alles parallel", dennoch sei der Familienzusammenhalt immer groß gewesen, hebt der 53-Jährige hervor. &bdquo;Wir hatten immer einen super Draht zueinander." Sein Vater holte ihn früh ins Boot, traute ihm und seinen Geschwistern vieles zu, förderte damit das Selbstbewusstsein und übergab schließlich das Ruder. Vor drei Jahren starb Kurt Kerstingjohänner, seine Frau vier Jahre zuvor. Auf eine große Feier wurde verzichtet Sein Unternehmen wusste er da in guten Händen. &bdquo;Ich lebe das hier", sagt Thomas Kerstingjohänner. Zu 95 Prozent besteht der Betrieb aus dem Ersatzteilhandel. In Zeiten von Corona und Kontaktbeschränkungen sei es sicherlich schwieriger, &bdquo;wir haben 30 Prozent weniger Umsatz, sind aber froh, dass der Betrieb offen bleiben kann, weil wir Reparaturen durchführen". Alle Hygienemaßnahmen seien getroffen und mit dem Ordnungsamt abgestimmt.. Auf eine große Feier zum 50-jährigen Bestehen im vergangenen Jahr wurde verzichtet. &bdquo;Das ist nun einmal nicht zu ändern", sagt der Chef, der in seiner Freizeit leidenschaftlicher Beachvolleyballspieler ist und, wie könnte es anders sein, auch Interesse am Motorsport hat. Weil beides momentan nicht umzusetzen ist, hat Thomas Kerstingjohänner begonnen, Mountainbike zu fahren und zu laufen. &bdquo;Man muss sich ja fit halten", sagt er. Reichlich Kilometer legt er aber auch auf dem Gelände der Autoverwertung zurück. Nur eines macht ihn im Moment traurig, dass er mit seiner ältesten Tochter im vergangenen Jahr nicht beim Abiball tanzen konnte. &bdquo;Darauf hatte ich mich schon so gefreut."

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