Jetzt noch mitmachen: Volkslauf absolvieren, Daten schicken, Urkunde abstauben

Gütersloh. Kann man einen Wettbewerb gewinnen, der gar nicht stattfindet? Man kann – jedenfalls, wenn man es so macht wie der SV Spexard. Weil der traditionell am 1. Mai veranstaltete Volkslauf am vergangenen Freitag wegen der Corona-Krise ausfallen musste, ließen sich die Organisatoren um Norbert Meiertoberens etwas Besonders einfallen. &bdquo;Alleine statt zusammen" hieß die Aktion, zu der die Veranstalter die heimischen Ausdauersportler eingeladen hatte. Die Idee: Unabhängig von Zeit, Ort und Strecke kann jeder eine der beim Spexarder Volkslauf ausgeschriebenen Distanzen absolvieren. Anschließend mailt er dem Verein seine Daten und erhält auf digitalem Weg eine Urkunde. Wer mag, kann auch ein Bild mitschicken, das dann im Internet gepostet wird. Aktion läuft noch bis 10. Mai Die Aktion läuft noch bis zum 10. Mai, aber schon jetzt ist Meiertoberens von der Resonanz begeistert. &bdquo;Wir kommen kaum nach", staunt er angesichts der vielen Mails und Bilder. Rund 150 Teilnehmer verzeichnet die Aktion bislang. Angesichts einer Finisherzahl von 354 bei der &bdquo;echten" 36. Auflage des Volkslaufes im Vorjahr eine stolze Quote. Viele liefen die Strecke ihrer Wahl schon vor oder erst nach dem Feiertag, einige taten es wirklich am 1. Mai. Entgegen der Befürchtung von Norbert Meiertoberens (&bdquo;Hoffentlich kommen nicht 50 Leute gleichzeitig auf die Idee, auf der Originalstrecke zu laufen") stand am Freitag um 10 Uhr nur ein einziger Läufer an der imaginären Startlinie in der Lukasstraße. Das war allerdings kein Geringerer als Murat Bozduman. "Verlaufen tue ich mich bestimmt nicht" Der mit dem Auto aus Rheda angereiste 36-Jährige von der LG Burg Wiedenbrück hatte nicht damit gerechnet, nach dem zwei Kilometer langen Einlaufen am Spexarder Bauernhaus auf einen wartenden Pressevertreter zu treffen. &bdquo;Ich habe mich vor zwei Monaten entschieden hier zu starten, und dann mache ich das auch", erklärte er ihm. Probleme, trotz fehlender Ausschilderung und Streckenposten die am Tierheim vorbei nach Varensell und durch die Determeyer-Siedlung zurück zum Bauernhaus führend Originalstrecke zu finden, konnten nicht entstehen. &bdquo;Verlaufen tue ich mich bestimmt nicht", war sich der Bozduman sicher – und das aus gutem Grund. Er ist seit vielen Jahren nicht nur Stammgast beim Spexarder Volkslauf sondern auch &bdquo;Titeljäger" Nummer eins. Sechs Mal hat er den &bdquo;Zehner" bereits gewonnen, seit 2009, als er auf dem nicht amtlich vermessenen Kurs mit 33:13 Minuten Zweiter wurde, landete er Jahr für Jahr ununterbrochen auf dem Treppchen – 2019 als Zweiter. Exakt die gleiche Zeit wie beim letzten Sieg Für diesmal hatte er sich vorgenommen, einen eher lockeren Lauf &bdquo;in ungefähr 39 Minuten" zu absolvieren. Es kam anders. Vielleicht waren es die optimalen Wetterbedingungen, die ihn schnell werden ließen. &bdquo;Bei Kilometer fünf sah es nach 36:40 aus, und am Ende hatte ich 35:52 Minuten auf der Uhr stehen." Diese Zeit, exakt die gleiche wie 2018 bei seinem letzten Sieg, meldete er auch Norbert Meiertoberens. Dem ist klar, dass Platz eins im indirekten Wettkampf damit vergeben ist: &bdquo;Da kommt keiner mehr dran." Den allermeisten ging es bei ihrem Lauf aber gar nicht um die Zeit – und darum ging es auch dem SV Spexard nicht. &bdquo;Wir wollen dazu beitragen, dass ihr auch in der aktuellen Situation sportlich aktiv bleibt", heißt es in dem Aufruf auf der Homepage des Vereins. &bdquo;Wir wollten als Verein zeigen, dass wir unseren Sport mögen und auch in Corona-Zeiten ein Angebot unterbreiten", ergänzt Norbert Meiertoberens. Er selbst lief die 10-Kilometer-Strecke gleich dreimal zusammen mit seinem Sohn Lukas, dem eigentlichen Ideengeber der Aktion. Die schnellste Zeit erreichte er am Freitagnachmittag mit 45:32 Minuten, Lukas war eine Minute schneller. Verkatert? Dieses Mal keine Ausrede Zu den vielen, die ihren Lauf mit einem Selfie auf der Ziellinie dokumentierten, gehört auch Familie Schmitt – Vater, Mutter und vier Jungs (von denen zwei auf dem Fahrrad sitzen). Justin Kemper, Trainer der D2-Fußballjugend des SV Spexard animierte ein Dutzend seiner Schützlinge zum &bdquo;Fünfer." Es gab auch Debütanten, die sonst immer verkatert vom Tanz in den Mai waren, nun aber keine &bdquo;Ausrede" mehr hatten. Viele liefen auf &bdquo;fremden" Strecken, so wie Inge Lakämper und Marianne Fortkord, die am Gut Schledebrück unterwegs waren. Stefan Forthaus, ehemaliger Kapitän der Westfalenligafußballer, absolvierte den Spexarder Volkslauf sogar in Hamburg und postete ein Bild mit dem Trikot seines Heimatvereins. "Es hat so viele nette Mails gegeben" Für den SV Spexard war die Aktion ein Erfolg. &bdquo;Es hat Zeit gekostet, aber das hat sich gelohnt", lautet bereits die Zwischenbilanz von Norbert Meiertoberens. Dass der Verein in diesem Jahr auf die im Etat eigentlich eingeplante Einnahme durch Startgelder verzichten muss, ist verkraftbar. Begeistert sind die Organisatoren von den positiven Rückmeldungen der Läufer: &bdquo;Es hat so viele nette Mails gegeben, es war so eine tolle Kommunikation. Das ist vielleicht mehr Wert und für den Verein wichtiger als ein kommerzieller Aspekt", sagt Meiertoberens. Neben Murat Bozduman wird es am Ende der Aktion am 10. Mai noch weitere Gewinner geben. Unter allen Teilnehmern verlost der SV Spexard Gutscheine und Sachpreise. Besonders begehrt dürften die fünf Startplätze für den Wiedenbrücker Christkindllauf am 4. Dezember sein. Spätestens dann hoffen die Ausdauersportler, wieder zusammen statt alleine laufen zu können.

Meistgelesen