Sargträger gesucht: Warum Bestatter in SHS jetzt auf Rentner setzen

Schloß Holte-Stukenbrock. Zu einem Bestattungsritus gehört auch der Trauerzug zum Grab. Der wäre ohne Sargträger nicht möglich. Nachbarn oder Vereinsfreunde übernehmen diesen Dienst mitunter und erweisen dem Verstorbenen somit die letzte Ehre. Häufiger stellt aber der Bestatter ein Sargträgerteam zusammen. Das wird zunehmend schwieriger. Die hiesigen Bestatter setzen auf rüstige Rentner. Hermann-Dieter Sonnet ist einer dieser Rentner. 2012 ist er für den Sargträgerstamm des Bestatters Dieter Röchter rekrutiert worden. So, wie das in der Branche üblich ist: Ein Bekannter Sonnets, der bereits Sargträger war, hat ihn gefragt, ob er nicht mitmachen möchte. Das konnte sich Hermann-Dieter Sonnet vorstellen. Damals beendete er aus Altersgründen gerade die aktive Laufbahn als Feuerwehrmann und wechselte mit 60 Jahren in die Ehrenabteilung. Der ehemalige Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr war mehr als 40 Jahre im Feuerwehrdienst, diese Tätigkeit helfe ihm auch als Sargträger, sagt er. Wenn zum Beispiel Kinder oder Jugendliche zu Grabe getragen werden, dann sei das für alle Anwesenden eine ergreifende Situation. Doch als Feuerwehrmann hat Hermann-Dieter Sonnet schon viel Trauer und Leid erlebt. &bdquo;Ich kann damit umgehen", sagt er. Er lehnt den Dienst auch nicht ab, wenn ein Freund oder Bekannter im Sarg liegt oder deren Asche in der Urne. Verdienst bleibt unter der Minijobgrenze Neben den körperlichen Voraussetzungen muss auch die Chemie im Sargträgerteam stimmen, sagt Dieter Röchter. Er ist Bestattermeister, gehört der Bestatterinnung an und richtet die meisten der jährlich 200 bis 250 Trauerfeiern in der Stadt aus. Martin Langenströer und Andreas Bonensteffen bestatten ebenfalls, an den Stadträndern gibt es Überschneidungen mit den Bestattern der Nachbarkommunen. Sieben Sargträger gehören seit Jahren zu Röchters Team, sechs sind Rentner, einer hat noch einen Job bei der Stadt. Wenn es terminlich eng werden sollte, tragen auch seine drei Bestattungsinstitutsmitarbeiter oder er selbst den Sarg oder die Urne mit. Für eine Erdbestattung werden sechs Träger gebraucht, für eine Urnenbestattung zwei. Auch wenn der Sarg mit dem Wagen zum Grab gefahren wird, müssen die Sargträger für das Hinablassen des Sarges noch körperlich fit sein. Für ihren Dienst erhalten Sargträger üblicherweise eine Pauschale, die etwas über dem Mindestlohn liegt. Laut Dieter Röchter bleiben die Sargträger stets unter der Minijobgrenze von 450 Euro im Monat. Deswegen – und wegen der zeitlichen Flexibilität – ist der Dienst eher für Dazuverdiener, die Zeit haben. 30 Euro pro Sargträger Maria Bonensteffen rechnet mit 30 Euro pro Träger und Bestattung. Während sie die Sargträgersuche mitunter etwas schwierig findet, ist Dieter Röchter mit seinen bis zu elf Leuten noch gut ausgestattet. Größere Städte wie Bielefeld beschäftigen eigene Sargträger, in SHS kümmern sich die Bestatter oder die Angehörigen darum. Auffallend sei, so Dieter Röchter, dass in Liemke, Sende und Stukenbrock-Senne häufiger Sargträger aus der Nachbarschaft oder aus Vereinen zur Verfügung stehen, als in Schloß Holte und Stukenbrock. Wichtig ist, dass die Sargträger einheitlich gekleidet sind. Ein schwarzer Anzug, im Winter Mantel und Hut, den Röchter seinen Mitarbeitern stellt. Die Tradition, die weißen Handschuhe in das Grab zu werfen, werde bei ihm schon länger nicht mehr praktiziert. Eine Einarbeitung sei nicht erforderlich. Geeignet sei im Grunde jeder, der ein gesittetes Auftreten hat und Gewichte heben kann. Nach einer kurzen Erklärung geht der Neue dann in der Mitte mit und lernt von den anderen Sargträgern.

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