Warum zwei Männer aus dem Kreis Gütersloh Ehrengäste beim Bundespräsidenten waren

Schloß Holte-Stukenbrock/Berlin. &bdquo;Jetzt muss ich mich erst wieder ordentlich umgewöhnen", sagt Lothar Otto mit ostwestfälisch-trockenem Humor. Niemand mehr, der ihm die Autotür aufhält, ihm den Weg weist und auch ansonsten praktisch jeden Wunsch von den Lippen abliest. &bdquo;Wunderschön" sei der Ausflug nach Berlin gewesen, schwärmt der 78-Jährige nach seiner Rückkehr. &bdquo;Wir sind sehr umsorgt worden, das war fast wie bei einem Staatsbesuch." Am 25. Oktober gehörte der Feuerwehrmann der Freiwilligen Feuerwehr, Löschzug Schloß Holte, gemeinsam mit dem ehemaligen Tiefbauamtsleiter Horst Wolter und dem einstigen Bürgermeister von Ostritz, Günter Vallentin, zu den Ehrengästen von Frank-Walter Steinmeier. 30 Jahre nach der friedlichen Revolution hatte der Bundespräsident in seiner Reihe &bdquo;Geteilte Geschichte(n)" rund 60 Gäste zu einem Gespräch über &bdquo;Weggehen und Heimkehren" ins Schloss Bellevue eingeladen. Der Schloß Holte-Stukenbrocker war einer von ihnen. Wertschätzung des Bundespräsidenten Zwar habe die vor einigen Jahren aufgelöste Städtepartnerschaft nicht unbedingt zum Thema gepasst, &bdquo;unsere Einladung war wohl eher der Ausdruck der Wertschätzung für unsere Arbeit", vermutet Horst Wolter. &bdquo;Absolut beeindruckt" hat Wolter, &bdquo;dass der Bundespräsident, obwohl er am Tag zuvor in Japan bei der Kaiserkrönung war, die ganze Zeit über anwesend war". Auch insgesamt sei es ein unvergessliches Erlebnis gewesen, &bdquo;als Landei bei einer solchen Veranstaltung dabei sein zu dürfen", betont der 76-jährige Gütersloher. Kern der Diskussion, das sei sehr deutlich geworden, war: &bdquo;Es zählt nicht das Geld, sondern es zählen emotionale Faktoren wie Heimat, Freundschaft und Geborgenheit." Frank-Walter Steinmeier hatte in seinen einführenden Worten an den Mauerfall und den damit verbundenen großen Umbruch vor 30 Jahren erinnert, der vor allem die Menschen aus Ostdeutschland traf. &bdquo;Viele ihrer Geschichten sind noch nicht erzählt, sind noch kein Bestandteil einer gemeinsamen Erzählung geworden. Ich würde sie gerne hören", sagte Steinmeier. Respektvolle Auseinandersetzung untereinander &bdquo;Das offene Ohr, das beherzte Wort, die schonungslos ehrliche, aber auch respektvolle Auseinandersetzung", das seien Tugenden, &bdquo;die unser Land heute dringend braucht. Was wir gewiss nicht brauchen, sind aggressive Gesprächsverweigerung, Einschüchterung und Angriffe", sagte der Bundespräsident aus aktuellem Anlass. Niemand müsse schweigen, wenn ihm etwas nicht gefalle. &bdquo;Aber andere zum Schweigen bringen zu wollen, nur weil sie das eigene Weltbild irritieren, ist nicht akzeptabel." Der offene politische Streit im Respekt für den anderen sei etwas, &bdquo;das wir uns gegenseitig zumuten müssen. Er ist das Herzstück der Demokratie", bekräftigte Steinmeier. Ihm gehe es darum, einander zuzuhören und besser zu verstehen, wie die Situation der Menschen in Ost- und Westdeutschland heute ist, was sich verändert hat, was die Menschen bewegt, wo es Enttäuschungen und neue Hoffnungen gibt. Beispielhafte Geschichten der Gäste Lebensgeschichten wie die zweier, in der ehemaligen DDR geborener Frauen, die nach der Wiedervereinigung in anderen Ländern der Welt lebten und schließlich wieder zurückkehrten, zeigten diese Faktoren beispielhaft auf. Lothar Otto saß in der zweiten Reihe, &bdquo;direkt hinter Bischof Wolfgang Huber, dem Bundespräsidenten und seiner Frau". Schick hatte er sich gemacht. &bdquo;Der alte Anzug passte noch." Beim anschließenden Empfang konnte Otto kurz ein paar Worte mit Frank-Walter Steinmeier wechseln – &bdquo;ganz locker" von Ostwestfale zu Ostwestfale, ehe es &bdquo;fein angerichtete Speisen" gab. Currywurst, Kürbissuppe in kleinen Gläsern, Engelshaar und kleine Tellerchen mit Crème brulée. &bdquo;Alles ganz köstlich." Günter Vallentin begegnete Frank-Walter Steinmeier zum zweiten Mal in diesem Jahr. &bdquo;Während seiner Sommerreise war der Bundespräsident in Ostritz", erzählt Vallentin. Bekanntheit hat die 2.800-Einwohner-Stadt in Sachsen in jüngster Zeit durch eine ungewöhnliche Aktion gegen Rechtsextremismus erlangt. Bürger der Stadt kauften im Vorfeld eines Rechtsrockkonzertes sämtliche Alkoholvorräte in den Läden auf. Die Polizei hatte zuvor sämtliche Biervorräte auf dem Konzertgelände konfisziert. Die Lehre: Alle sind Deutsche Vorurteile gar nicht erst aufkommen zu lassen, darum sei es während der Zeit der Städtepartnerschaft mit Schloß Holte-Stukenbrock vor allem gegangen und darum, einander besser zu verstehen, erläutert Günter Vallentin. Ossi und Wessi, das sei für viele sicherlich noch immer ein Thema. &bdquo;Ich persönlich fühle kein Austauschdefizit. Für mich sind alle Deutsche", betont der 66-Jährige. Die vielen persönlichen Begegnungen hätten dabei sehr geholfen. Vallentin ist zuversichtlich, dass sich die gegenseitigen Vorbehalte und manch ein Unverständnis auswachsen werden. Wichtig sei es, &bdquo;sich auszutauschen und einander zuzuhören". Lothar Otto, der hat aus Berlin mitgenommen, &bdquo;dass der Familienzusammenhalt der Menschen aus der ehemaligen DDR ausgeprägter ist, weil man dort aufeinander angewiesen war". Die Partnerschaft der Feuerwehren von Schloß Holte und Ostritz besteht nach wie vor. Auch ansonsten hat der sehr persönlich geprägte Austausch der beiden Städte Früchte getragen. Freundschaften sind entstanden. &bdquo;Es gibt heute noch viele gute Kontakte und gegenseitige Achtung", betont Horst Wolter.

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