Ausgeglichene Vierbeiner wecken Erinnerungen

Schloß Holte-Stukenbrock. Besuch von Vierbeinern, den gibt es im Altenzentrum &bdquo;Wiepeldoorn“ immer wieder einmal. Zwei Ponys aber, die auf der Terrasse im Rosengarten ausgiebig gestreichelt und gefüttert werden dürfen, das ist neu und weckt bei vielen Bewohnern Erinnerungen an frühere Zeiten. Schon von Weitem haben einige der Senioren, die mit ihren Rollstühlen und Rollatoren in den Garten gekommen sind oder auf den Bänken Platz genommen haben, die beiden Minishetlandponys Filou und Penelope (beide 9) entdeckt. Dessen Halterinnen Sandra Krietenbrink und Lena Kipshagen sind den alten Menschen vertraut, denn beide arbeiten in &bdquo;Wiepeldoorn“ als Altenpflegerinnen. Sandra Krietenbrink hat zudem Gesundheitsmanagement studiert und wird ab September als kaufmännische Mitarbeiterin einsteigen. "Das fühlt sich gut an" Christel Buszat ist die Erste, die die Minishettys herzen möchten. &bdquo;Na, komm mal her“, sagt sie und streckt die Arme erwartungsvoll aus. Stute Penelope kommt ganz nah heran, um sich den Kopf tätscheln zu lassen. &bdquo;Ich liebe Menschen und Tiere auch“, erzählt Christel Buszat und die Augen leuchten. &bdquo;Das fühlt sich gut an.“ Auf der flachen Hand liegend verfüttern die Seniorin und viele andere Apfelstückchen. Bei einem Herrn, der im Rollstuhl sitzt, fressen die Tiere die Leckerei sogar vom Knie. Eine andere Seniorin erinnert sich unwillkürlich an ihre Kindheit auf dem Bauernhof. &bdquo;Wir hatten alle Tiere, auch Enten und Gänse“, erzählt die 95-Jährige. &bdquo;Für uns war das etwas Schönes.“ Grete Wehmeier, die gerade ihren 100. Geburtstag feiern konnte, macht gerade Urlaub in &bdquo;Wiepeldoorn“. Zur Kurzzeitpflege ist sie dort und freut sich auf den Kontakt mit den Ponys. &bdquo;Wir haben früher selbst Pferde gehabt, ich weiß, wie man mit ihnen umgehen muss.“ &bdquo;Verschenke Zeit mit meinen Ponys“ Else Vogelsang offensichtlich auch. Die 92-Jährige läuft mit Hilfe eines Rollators, traut sich aber durchaus zu, nebenher Filou an der Leine zu führen – mit Unterstützung von Sandra Krietenbrink. &bdquo;Dieser Besuch ist mal etwas ganz anderes“, sagt Maike Österwinter vom Begleitenden Dienst. &bdquo;Für viele Bewohner, die vom Land kommen, stellen die Tiere einen Bezug zur Biographie dar.“ Für Hella Kammertöns, die ursprünglich aus Verl-Bornholte kommt und am Freitag ihren 90. Geburtstag feiern kann, ist die Begegnung mit den Ponys ein ganz besonders Geschenk – und auch für ihre Familie. &bdquo;Mit Filou und Penelope fing vor sieben oder acht Jahren alles an“, sagt Sandra Krietenbrink. Ruhig, ausgeglichen und verträglich sei die Rasse. &bdquo;Mittlerweile haben wir noch zwei Fohlen.“ Die 29-Jährige ist mit Tieren groß geworden. Noch als sie zur Schule ging, erhielt sie auf einem Hof in Liemke die Möglichkeit einer kostenlosen Reitbeteiligung. Dafür ist sie noch heute dankbar und entschloss sich schon früh, etwas zurückzugeben. Sie stellte eine Anzeige auf den Online-Marktplatz Ebay: &bdquo;Verschenke Zeit mit meinen Ponys“. Die Anzeige teilte sie über soziale Medien, die daraufhin 1.500-mal geklickt wurde. Mehr als 30 Familien meldeten sich bei ihr, mit acht von ihnen vereinbarte sie ein Treffen mit den Ponys. Sinne werden angesprochen Nun geht sie mit ihrer gleichaltrigen Freundin Lena Kipshagen noch einen Schritt weiter. Beide haben sich selbstständig gemacht und starten am 1. September mit ihrer &bdquo;Minifellnasen-Ranch“. Beide wollen noch die Lizenz für die tiergestützte Therapie erwerben und können die Erfahrungen, die sie bei ihrer Arbeit mit alten Menschen gesammelt haben, einbringen. &bdquo;Durch den Kontakt mit Tieren werden die Sinne angeregt.“ Auch jene, die ihre Umgebung scheinbar kaum mehr wahrnehmen, reagieren. Vor allem bei Menschen mit Demenz oder Alzheimer, die sich in ihre eigene Welt zurückziehen und sich jeden Tag neu orientieren müssen, können Tiere helfen, sie ein Stückweit aus dem Schneckenhaus herauszuholen. &bdquo;Tiere reagieren sehr sensibel auf Menschen mit Handicap“, bestätigt Maike Österwinter. Sie übten auf Menschen eine Faszination aus. Schön anzusehen ist es, wie sie das Interesse wecken, die Aufmerksamkeit und ein breits breites Spektrum an Gefühlen wecken. Derzeit wird gerade die Homepage für die &bdquo;Minifellnasen-Ranch“ erstellt. In den sozialen Medien hat sich das Angebot schon verbreitet. Angeboten werden soll unter anderem das therapeutische Reiten für Kinder ab drei Jahren von Fachkräften. &bdquo;Bisher“, sagt Sandra Krietenbrink, &bdquo;sind alle begeisterte von der Idee, wir haben schon sehr viel positive Resonanz bekommen.“ Der Bedarf sei in jedem Fall da.

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