Damenmannschaft steigt in die Bundesliga auf

Schloß Holte-Stukenbrock. In diesem Teil der Serie "Gedächtnis der Stadt" tauchen wir ab in die Erfolgsgeschichte der hiesigen Schwimmerinnen. DEZEMBER 1984 - Die Damenmannschaft der Schwimmabteilung des FC Stukenbrock steigt in die 2. Bundesliga West auf. Das war ein Festjahr für den Schwimmsport. Neun talentierte Schwimmerinnen aus Schloß Holte-Stukenbrock und Helpup verteidigten im ersten Bundesligajahr 1985 die Klasse, und die Abteilung feierte ihr zehnjähriges Bestehen. 1975 wurde das Gartenhallenbad fertiggestellt und die Schwimmer bildeten eine eigene Abteilung als Sparte des FC Stukenbrock. Trainer wurde 1976 Rudolf Broer, der in Schloß Neuhaus lebte und eigentlich den Hövelhofer SV coachte. Es war eine Doppelbelastung, Abhilfe musste her. Broers Schwester hatte einen Freund, der zufällig Schwimm-trainer war. Sein Name: Uwe Thost. 1977 wurde er Trainer. In der 70ern studierte er Elektrotechnik in Bielefeld, mehr als drei Jahrzehnte sollte er die Fäden im Schwimmsport ziehen. Als Trainer, Vereinsvorsitzender, Schiedsrichter und Wettkampfmoderator. Der Erfolg der Damen ist auch sein Erfolg. Die Schwimmerinnen hat er mitunter kennengelernt und trainiert, als diese noch Mädchen waren. Noch heute kann er auf ein altes Teamfoto tippen und Namen und Geburtsjahre der jungen Frauen nennen. "Wir haben die Mannschaft über Jahre aufgebaut", sagt Uwe Thost. Sie ist zu einer echten Gemeinschaft geworden, das war ein wichtiger Bestandteil des Erfolgsrezeptes. Einmal kam Nicole Landerbarthold ziemlich geknickt zum Training. Sie war gerade Westdeutsche Jahresmeisterin im 100 Meter Kraul geworden und sollte im Schulschwimmen nur eine 3 kriegen. Der Lehrer begründete das damit, dass sie die Kraulrollwende nicht exakt ausführte. Thost: "Ihre Wende war vielleicht nicht exakt, dafür aber wesentlich schneller." In den 80er Jahren war Schwimmsport in Deutschland populär. Es war das Jahrzehnt von Michael Groß und Kristin Otto. Beide holten zahlreiche Titel und siegten bei den Olympischen Spielen - Kristin Otto für die DDR. Spätere Schwimmstars wie die zweifache Olympiasiegerin Britta Steffen und Hannah Stockbauer waren 1984 selbst für die Wassergewöhnung noch zu jung, Franziska van Almsicks Stern sollte erst in den 90er Jahren aufgehen. Vor dem Schulunterricht zum Training ins Freibad Oerlinghausen Die hiesigen Schwimmerinnen schrieben ihre eigene Geschichte. 1981 nahm der FC Stukenbrock zum ersten Mal an den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften im Schwimmen, kurz DMS, teil. Es folgte ein Durchmarsch in die Landesliga. 1984 mussten die Schwimmerinnen zwei Durchgänge bei den DMS schwimmen, wie es im Schwimmsport heißt. Der Erste fand in Bielefeld statt, der Zweite in Mühlheim. Die Schwimmerinnen gehörten mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga West zu den 50 besten deutschen Damenteams. Von der Aufstiegsfeier soll noch lange gesprochen worden sein. 1985 wollte das Team die Klasse halten - und tat eine Menge dafür. Uwe Thost ist mit den jungen Frauen noch vor dem Schulunterricht mit einem Bulli zum Training ins Freibad Oerlinghausen gefahren. Abends gab es mitunter noch eine Einheit. "Wir haben in der Bundesligazeit fünf- bis siebenmal pro Woche trainiert", sagt Uwe Thost. Die Mühe brachte den erhofften Erfolg. In der vereinseigenen Schwimmzeitung, die "Chloorbrille", schreibt Uwe Thost über den ersten Bundesligadurchgang 1985: "Mit einigem ,Hosenflattern? (zumindest hatte ich als Trainer das) fuhren wir nach Essen. Doch schon nach den ersten Starts stellten wir fest, dass wir bombig in Form waren (insgesamt 13 persönliche Bestmarken) und landeten im Endklassement auf dem achten Platz." Das war der Klassenerhalt. Zudem erschwammen die Frauen weitere Medaillen bei den Bezirksstaffelmeisterschaften und den Westdeutschen Meisterschaften und knackten persönliche Bestleistungen. Einen einmaligen Erfolg feierten die Westhoff-Schwestern Simone, Lucia und Sabine. Bei den offenen OWL-Meisterschaften belegten sie über 100 Meter Kraul die ersten drei Plätze. Das Team lebte vom Teamgeist "Ohne Uwe Thost wären wir gar nicht so weit gekommen", sagt Lucia Westhoff-Wittwer heute. Das Team lebte vor allem von dem Teamgeist. Mehr als 1.000 Medaillen haben die Westhoff-Schwestern gesammelt, viele seien bereits entsorgt, erinnerungsstarke Pokale hat Lucia Westhoff-Wittwer aber behalten. Sie lebt in Schloß Holte-Stukenbrock, Tennis ist mittlerweile ihre Sportart, ihr Mann und ihr Sohn sind Radsportler. Auch Martina Harneke (heute Hörster) und Sylvia Müller (heute Scherler) wohnen noch in SHS. Deren Kinder schwimmen beim SSC? 90. Noa Hörster ist 2016 Deutsche Meisterin über 200 Meter Brust geworden. Die Schwimmerinnen hielten über Jahre die Klasse. Dem achten Platz 1985 folgte ein sechster, 1987 war der Vereinsgipfel erreicht: Platz Fünf der 2. Bundesliga. Der FC Stukenbrock war Ostwestfalens Nummer Eins im Schwimmsport, das Team "eine eingeschworene Mannschaft", sagt Uwe Thost. Es wurde zusammen gefeiert, in den Herbstferien ging es zum Trainingslager nach Lloret de Mar in Spanien. 1990 war ein Jahr des Übergangs. Die Schwimmsportabteilung des FC Stukenbrock fusionierte mit den Hövelhofer Schwimmern zur SG Delphin Ems, um mehr Trainingszeiten zu bekommen. Im gleichen Jahr mussten sich die Damen aus der Bundesliga verabschieden, nur wenige Sekunden fehlten zum Klassenerhalt. Trotzdem blieb die SG Delphin Ems die beste Damenmannschaft in Ostwestfalen-Lippe. Noch im gleichen Jahr wurde ein neuer Schwimmverein in der Stadt gegründet, der SSC?90. Vorsitzender wurde Uwe Thost. Alle Mitglieder der FCS-Schwimmabteilung wechselten in den neuen Verein. Der FC Stukenbrock schloss seine Schwimmsparte. Auf der Internetseite des Vereins gibt es heute keinen Hinweis darauf, dass je eine Schwimmabteilung des FC Stukenbrock existiert hat.

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