Regierungspräsidentin Thomann-Stahl besucht die Liemker Betriebe

Schloß Holte-Stukenbrock. Auszubildende, die das Unternehmen vorstellen, die in den Abteilungen freundlich und kompetent Rede und Antwort stehen und sich "nicht hinter der Maschine verstecken, wenn der Chef den Raum betritt". In Schloß Holte-Stukenbrock hat Marianne Thomann-Stahl diesen vielversprechenden Nachwuchs gefunden. Die Regierungspräsidentin hat am Mittwoch die Firmen "Froli" und "Polzenith" in Liemke besucht. "Man merkt, dass das Betriebsklima stimmt", diesen positiven Eindruck nahm Marianne Thomann-Stahl nach dem Besuch des Froli-Kunststoffwerkes mit. Aber auch den Wunsch der Geschäftsleitung, eine Wertediskussion anzustoßen und innovative mittelständische Firmen stärker zu fördern, damit die global wettbewerbsfähig bleiben. "Wir sind ein gesundes Unternehmen, und das möchten wir auch bleiben", betonte Geschäftsführerin Margret Fromme-Ruthmann. Freier Unternehmergeist werde von der Politik aber nicht entsprechend gefördert. "Wir sehen keine Unterstützung für die Produktion im eigenen Land." Stattdessen hätten Unternehmen immer mehr zusätzliche Kosten zu tragen. Zudem müssten unendlich viele Nachweise erbracht werden, ergänzte Katharina Kampe, die bei Froli für die Bereiche Recht und Personal zuständig ist. Margret Fromme-Ruthmann regte die Entwicklung eines Kennzahlensystems an, nach dem Betriebe bewertet werden. Allein diese Überlegung in die Köpfe zu bringen, brauche seine Zeit, meinte Marianne Thomann-Stahl. Sie geht davon aus, "dass dieser Denkprozess erst dann Fortschritte erzielt, wenn man merkt, dass man keinen Nachwuchs mehr bekommt". Bei einem Gang durch das Unternehmen, das 1962 von Heinrich Fromme gegründet worden ist, bekam die Regierungspräsidentin einen Eindruck von den Produktionsprozessen. Innovative Bettensysteme werden hier ebenso hergestellt wie multifunktionale Bürostuhllehnen- und Sitze, aber auch Komponenten für den Medizin- und Rehabereich. Weiterer Geschäftsbereich ist die Caravan-Ausstattung. "Wir können Dinge, die andere nicht können", betonte Margret Fromme-Ruthmann, "und die haben ihren Preis." Gerade erst hat Froli 400.000 Euro in zwei neue Spritzguss-Maschinen investiert. Weitere sollen angeschafft werden. "Schwerpunktmäßig werden sie für Produkte für die Büromöbelindustrie und Bettsysteme genutzt", informierte Vertriebsleiter Peter Liebing. Zahlreiche Patente und internationale Preise kann "Froli" vorweisen. Derzeit beschäftigt das Familienunternehmen 280 Mitarbeiter und sechs Auszubildende. Einer von ihnen ist Marcel Bullik. Der 25-Jährige ist im zweiten Lehrjahr und möchte Industriekaufmann werden. Überzeugend stellte er bei einer Powerpoint-Präsentation die Vorzüge des Unternehmens vor, das nach kontinuierlicher Erweiterung mittlerweile auf einer Fläche von 45.000 Quadratmetern produziert. Oliver Faltis, Abteilungsleiter des Bettenwerkes, erläutert die Alleinstellungsmerkmale der Federelemente für druckentlastende Bettsysteme. Denn keine Lattenroste sind es, die das Werk in Liemke verlassen, sondern Unterfederungen, die speziell auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt werden können. Mit austauschbaren Elementen. "Etwas, was Massenprodukte nicht leisten können", betonte Peter Liebing. Und genau deshalb pocht Froli auf mehr Unterstützung von politischer Seite. "Wir möchten am Standort bleiben", sagt Margret Fromme-Ruthmann. Zwar hat Froli ein Tochterunternehmen in Lettland. Der Umsatz dort betrage aber nur fünf Prozent. Danach ging es für Regierungspräsidentin Marianne Thomas-Stahl weiter in die Produktionshallen der Firma Polzenith. "Heizkesselanlagen, Fördereinrichtungen, Stahlkamine und Entstaubungsanlagen gehören unter anderem zu den Produkten der Firma", sagt Vertriebsleiter Lars Pollmeier. Das Familienunternehmen wurde 1963 von Gregor Pollmeier senior gegründet und wird mittlerweile in zweiter Generation geführt. 15 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. Eine Besonderheit gibt es in den Produktionshallen: "Alle unsere Anlagen werden getauft", sagt Seniorchefin Gerti Pollmeier - und die Maschinen bekommen dabei einen Namen. "Baron von Fürstenberg" zum Beispiel oder "Romeo und Julia".

Meistgelesen