
Schloß Holte-Stukenbrock. Das majestätische Brüllen der weißen Löwen mischt sich mit dem Röhren Hunderter Motoren. Chopper aus ganz Deutschland, Holland, England und sogar Australien haben sich am Samstag auf den Weg nach Schloß Holte-Stukenbrock gemacht. Dort, im Safaripark, wollen die Biker, die sich eben noch den Wind um die Ohren haben wehen lassen, die Besucher teilhaben lassen am Gemeinschaftsgefühl, an ihrer Lebensphilosophie und großen Hilfsbereitschaft.
Zum elften Mal hatte der Chopper-Club Paderborn zur "Bike & Rock-Show" eingeladen. Noch am Mittag war Organisator Michael "Fitti" Förster skeptisch. "Die 1.000 werden wir dies Jahr wohl nicht schaffen." Dafür sei der Wetterbericht einfach zu schlecht gewesen.
Oldtimer aus Hollywood
Live-Musik mit der Band "Faltenrocker" und eine Händler-Meile. Sie gehörten ebenfalls zum Programm des Treffens. Zur Schau stellten sich im Park auch eine ganze Reihe von Oldtimern. Unter ihnen ein schwarzer Lincoln, Baujahr 1949.Dass der Hollywood-Filmerfahrung mitbringt, davon berichtete Halter Olaf Kraus aus Unna. "Im Film City Cobra mit Silvester Stallone hat man die Innenausstattung gesehen." Zum Einsatz sei der Lincoln auch im Action-Streifen "Nur noch 60 Sekunden" mit Nicolas Cage und Angelina Jolie gekommen. "Mit riesigen Flammen, die aus dem Auspuff kamen."(kap)
Tatsächlich regnete es mittags wie aus Eimern. Am Nachmittag aber füllte sich der Platz zusehends. Annähernd 800 Biker stellten ihre Maschinen in die langen Reihen. Die absolut längste Anreise hatte Michael Lorenzen. Der Bayer lebt seit 27 Jahren in Australien, aber wenn die Chopper einladen, dann ist der Haftrichter fast immer zur Stelle.
Im Safaripark fällt er seinem besten Freund Ian McDonalds in die Arme. Mit ihm und seiner mit Navi und USB-Port ausgestatteten Harley Davidson ist er drei Monate in Asien unterwegs gewesen, "jetzt will ich den deutschen Sommer genießen". Er versuchts trotz der feuchten Wetterkapriolen.
Die meisten Chopper nehmen sie gelassen. Für Uwe Seiffert aus Paderborn gibt es bei jedem Wetter nichts Schöneres, als mit seiner Harley High Necker unterwegs zu sein. "Seit ich 13 bin, haben mich Motorräder und Mopeds fasziniert", erzählt der Mittfünfziger. Schon als Jugendlicher sei er auf dem Stoppelfeld gefahren. Die Freude daran sei geblieben. "Das Gefühl der Freiheit, des absoluten Relaxens."
Seit er im Chopper-Club ist, schätzt Seiffert zudem die Kontakte in ganz Europa. "Das unterscheidet uns von den kleinen örtlichen Clubs." Zweimal im Jahr fährt er nach England. "Dort kennt man niemanden, aber man ist sofort mittendrin in der großen Chopper-Gemeinschaft."
Die hat sich mit ihrem Repräsentanten "Fitti" auch diesmal für den guten Zweck eingesetzt und an andere gedacht. Mit Hilfe von Parkchef Fritz Wurms haben die Biker Geld für das Kinderhospiz in Bethel gesammelt und wieder eine gigantische Summe zusammenbekommen. Knapp 8.000 Euro. Bereits in den drei vorangegangenen Jahren waren mehr als 32.000 Euro zusammengekommen, ebenfalls für das Hospiz. "Eine große Hilfe", sagt Schwester Birgit Kirchner, die mit Teamleiter René Meistrell vor Ort ist. "Hospize leben von Spenden, sie brauchen Unterstützung."
Die leistet der Chopper-Club mit einer Helmsammlung auf dem Platz. Hinzu kommen zwei Euro von jedem Eintritt, der für Biker an diesem Tag jeweils zehn Euro kostet. Schüler haben gesammelt, Firmen machen mit, so dass wieder eine große Summe zusammenkam.
Michael Förster ist hochzufrieden. Für ein Unding hält er es indes, "dass die sterbenden Kinder von der Krankenkasse abgeschrieben werden". Da werde Geld ins Ausland gepumpt, "obwohl wir es hier genauso nötig haben". Jeden könne es treffen, betont Förster, "und alle werden alleine gelassen, das kann und darf nicht sein". Den Schwächsten zu helfen, "da bleiben wir dran".
Von den 8.000 Euro, die zusammengekommen sind, hat der Safaripark 2.500 Euro beigesteuert. Weitere 250 Euro sind bei einer Charity-Versteigerung zusammengekommen. Dort ging es um die Patenschaft eines weißen Löwenbabys und eine Familienkarte im Safaripark für die Saison.
Im kommenden Jahr wollen sich die Biker wieder in Stukenbrock-Senne treffen, das verspricht Michael Förster. Dabei sein werden dann vielleicht auch wieder die Trial-Spezialisten Sascha Richter und der aktuelle Hallen-Trial-Meister Mirco Kammel, die Sprungkraft, Technik und eine unglaubliche Gleichgewichtsleistung zeigten, als der Regen nachließ.