Schloß Holte-Stukenbrock (kap). Die Idee hatte Oliver Nickel schon lange. Gestern konnte sie zum ersten Mal verwirklicht werden. Mit einem Tag des stillen Gedenkens wurde an die vielen Kriegstoten erinnert, die ihre letzte Ruhe auf dem Ehrenfriedhof in Stukenbrock-Senne gefunden haben. Der 22. Juni sei bewusst gewählt worden, bestätigte der Geschäftsführer der Dokumentationsstätte Stalag 326. "Vor 73 Jahren fand der Angriff auf die damalige Sowjetunion statt."
Wie viele Menschen genau an diesem Ort gestorben sind, kann bis heute niemand sagen. Ehemalige Gefangene sprechen von 65.000. Namentlich identifiziert worden sind bis heute rund 11.000. Oliver Nickel sieht das stille Gedenken nicht als Gegenveranstaltung zu "Blumen für Stukenbrock". Jeder habe seine eigene Position. "Wir wollen unabhängig von einer Position gedenken."
Dmitry Korelev, der Vizekonsul des russischen Generalkonsulats in Bonn, war gekommen, die serbische Konsulin Milena Karagatscha und NRW-Justizminister Thomas Kutschaty in seiner Funktion als Vorsitzender des Volksbundes der Deutschen Kriegsgräberfürsorge und Landtagsabgeordneter Hans Feuß. "Schön, dass es Menschen gibt, die die Erinnerung wachhalten", sagte Kutschaty, denn es gebe kaum noch jemanden, der die Zeit persönlich erlebt habe. Hingegen erlebe er immer wieder, wie beeindruckt junge Menschen seien. Oliver Nickel berichtete von zunehmendem Interesse der Schulen.
Nach dem langen Kampf um Anerkennung ist die Finanzierung der Stalag-Arbeit das zentrales Thema. Derzeit zahlt das Land einen jährlichen Zuschuss von 12.500 Euro, Kreis und Stadt je 8.000 Euro. "Sie müssen aber jedes Jahr neu beantragt werden", betonte Büngener. Vereinbarung sei: "Solange das Land zahlt, zahlen wir auch." Büngener und auch der stellvertretende Bürgermeister Hans Schäfer setzten sich für eine höhere und verlässlichere Unterstützung des Landes ein. Viele Besucher legten Blumen und Kränze am Obelisken nieder. Unter ihnen war Ferdinand Matuszek. Im Dezember 1944 war vor seinen Augen ein Gefangener ermordet worden. Die Recherchen des Stalag ergaben, dass dieser Mann mit Namen Ponomorow auf dem Ehrenfriedhof in der Reihe E begraben liegt.
Die nächste Führung durch die Dokumentationsstätte ist möglich am diesem Mittwoch, 25. Juni, (15 bis 17 Uhr). Organisiert wird sie vom Bildungsteam des Pastoralverbundes. Eintritt: 2 Euro.