Seltene Einblicke in Villa im Kreis Gütersloh

Rietberg. Viele Denkmäler, die für Besucher sonst nicht zugänglich sind, öffnen am bundesweiten &bdquo;Tag des offenen Denkmals“ an diesem Sonntag, 11. September, ihre Türen. Zum zweiten Mal nach 2019 lädt auch die frühere Brennerei Stadler in Neuenkirchen von 11 bis 17 Uhr zur Besichtigung ein. Reinhold Brummel, der in Verl aufgewachsen ist, aber in Anröchte lebt, hat den 2015 unter Denkmalschutz gestellten Komplex vor sechs Jahren gekauft und seitdem etwa 3.800 Arbeitsstunden in die behutsame Sanierung investiert. Unterstützt wird er dabei von seinem Sohn und den Schwiegersöhnen. Inzwischen sind die neun Wohnungen in der Villa Stadler sowie zwei weitere Einheiten in dem früheren Brennereigebäude vermietet und bewohnt. Über dem Apothekengebäude werden zurzeit drei weitere Wohnungen ausgebaut. &bdquo;Wir haben in allen Gebäuden in erster Linie biologische Werkstoffe verbaut und auf Materialien verzichtet, die diese Häuser nicht verdienen“, weist Reinhold Brummel darauf hin, dass das Anwesen den KfW 115-Standard für Denkmäler erfüllt. Zur Besichtigung frei gegeben sind die vorderen Räumlichkeiten der Villa Stadler, der bislang unangetastete und im Urzustand befindliche Teil des Brennereigebäudes, in dem ein Café eröffnet werden soll, sowie das im früheren Verkaufsraum der Brennerei installierte Blockheizkraftwerk, das das komplette Anwesen versorgt. Bewohner beziehen günstigen Mieterstrom &bdquo;In erster Linie produziert die mit Photovoltaik und Gas gespeiste Anlage Strom. Das warme Wasser, das dabei quasi als Abfallprodukt anfällt, wird zum Heizen genutzt“, erläutert Brummel. Die Anlage brauche also keinen Wasserboiler, wie eine gewöhnliche Heizung, sondern einen Wärmetauscher, der das benötigte Brauchwasser direkt produziere. Legionellen seien hier kein Thema. In den kommenden Tagen sollen 82 Solarthermie-Elemente à 385 Watt auf das Dach des Apothekengebäudes montiert werden, um das Wasser – 3.200 Liter stehen ständig zur Verfügung – zu erhitzen. Gemeinsam mit den 176 Photovoltaik-Elementen à 365 Watt, die bereits auf dem Dach der Mieter-Garagen installiert sind, summiert sich die installierte Leistung dann auf etwa 95 Kilowatt-Peak (kWp). Lesen Sie auch: Klein Island vor den Türen Güterslohs - seltene Einblicke in besonderen Pferdehof Sämtliche Bewohner beziehen günstigen Mieterstrom – ohne Grundgebühr. &bdquo;Jede Einheit zahlt pro Quadratmeter 2 Euro Nebenkosten und bekommt am Ende des Jahres in der Regel einen Teil davon erstattet“, freut sich Brummel über die positiven Rückmeldungen. Im vergangenen Jahr habe das gesamte Quartier 150.000 Kubikmeter Gas verbraucht. Im Schnitt müssten nur etwa 20 Prozent Strom hinzu gekauft werden. Pläne für ein neues Café Wenn die Wohnungen über der Apotheke fertig sind, will Reinhold Brummel in dem etwa sieben Meter hohen Gebäudeteil der Brennerei, der ohne Zwischendecke bis zum Dach offen ist, das Café in Angriff nehmen. In dem atmosphärischen Raum, in dem früher große Bottiche standen – in der Decke sind noch Öffnungen zum Befüllen zu sehen – scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Brummel will den Raum offen lassen und allenfalls eine Empore einbauen. Das Café soll einen Zugang zum öffentlichen Park (Stadlers Garten) auf der Rückseite des Gebäudes bekommen. Einen Eröffnungstermin gibt es noch nicht. &bdquo;Ich habe noch gar nicht nach einem Pächter gesucht“, sagt Brummel. Ungewöhnliches Fundstück Kurios: Beim Sanieren der Brennerei-Fassade – viele Steine und Fensterbänke waren kaputt oder abgebrochen und mussten ausgetauscht werden – haben Maurer in einem Hohlraum über einem Türsturz eine Flaschenpost entdeckt. Im Inneren befand sich ein Flaschenetikett, mit einem handschriftlich verfassten Gruß. &bdquo;Der Betrieb wurde am 20.9.1950 aufgefrischt. Es wirkten mit: Johannes Lodenkemper, Ferdinand Wittreck, Hubert Hanschmidt und Herbert Fabian. Sollten wir nicht dabei sein, dann ein Prost auf euer Glück!!!!“, ist auf der Rückseite zu lesen. &bdquo;Das war eine spannende Geschichte und eine wirklich schöne Überraschung“, schmunzelt Reinhold Brummel. Die richtigen Backsteine für die Ausbesserung der Fassade zu bekommen, sei übrigens gar nicht so einfach gewesen. &bdquo;Das sind noch Steine im alten Reichsformat, die es heute gar nicht mehr gibt, außer man hat das Glück recyceltes Material aus einem alten Haus zu ergattern“, hat Reinhold Brummel lange gesucht und sich schließlich zwei Paletten gesichert. &bdquo;Mehr gab es nicht“, hofft der Bauherr, noch ein paar Steine für die Rückseite zu finden. Wenn alles fertig ist – frühestens in einem Jahr – soll zwischen dem Brennereigebäude und den Mietergaragen ein 200 Quadratmeter großes Regenrückhaltebecken sowie neuer Parkraum entstehen.

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