Biergarten öffnet trotz Verbot: Polizei und Ordnungsamt stürmen Anlage

Rietberg. In einer Zeit, in der ein harter Lockdown und Ausgangssperren drohen, liest sich die Mitteilung, dass sich die Betreiber des Café Päusken an der Rathausstraße am Gründonnerstag dazu entschlossen hatten, den Biergarten an jenem 1. April – wenn auch unter strengen Corona-Regeln – zu öffnen, fast wie ein Aprilscherz. &bdquo;Wir kämpfen um unsere Existenz, die durch nicht nachvollziehbare Maßnahmen gefährdet ist", hatten die Gastronomen Sabine und Frank Goller ihr Vorgehen bei Facebook später begründet. Die unerlaubte Öffnung der Außengastronomie – der Gastraum selbst war abgesperrt – erklärte die Inhaberfamilie auch damit, dass der Gartenschaupark zur gleichen Zeit im Kletterpark zu Kaffee, Kuchen und Snacks eingeladen habe. &bdquo;Nachdem das Ordnungsamt uns (am Gründonnerstag, d. Red.) zweimal zur Schließung aufgefordert hat und wir dieses verneint haben, da das Bußgeld eh ausgesprochen wurde, ist der Biergarten von zwölf Polizisten mit kugelsicherer Weste, Schlagstock und Pistole, fünf Mitarbeitern des Ordnungsamtes und dem Bürgermeister gestürmt worden", empören sich Gollers auch darüber, dass ihre Tische und Stühle beschlagnahmt und zum Bauhof gebracht worden seien. Darüber hinaus sei das Handy des erwachsenen Sohnes gewaltsam entwendet und auch Frank Goller angegriffen und aufgefordert worden, sein letztes, sehr privates Handyvideo zu zeigen. Zudem beteuern die Gastronomen &bdquo;weder Corona-Leugner noch Rechts oder was auch immer" zu sein. Von 14 Personen wurde die Identität festgestellt Die Polizei teilte unterdessen mit, dass sie die Mitarbeiter des Ordnungsamtes am Gründonnerstag bei der Schließung des Cafés unterstützt habe. Gegen 15 Uhr seien sie auf mehrere Personen im Außenbereich getroffen. Alle anwesenden Gäste seien von der Inhaberfamilie zuvor ganz normal mit Speisen und Getränken bewirtet worden, obwohl dies nach der aktuellen Coronaschutzverordnung verboten sei. &bdquo;Die Betreiber waren auch nach zweimaligem Vorsprechen durch das Ordnungsamt nicht gewillt den Gaststättenbetrieb einzustellen", so die Polizei weiter. Darum hätten letztlich 14 Polizeibeamte gemeinsam mit den Kräften des Ordnungsamtes den Außenbereich des Cafés geräumt. Von zehn Gästen und vier Personen der Inhaberfamilie sei die Identität festgestellt worden. Weil die Gastronomen mit diesen Maßnahmen nicht einverstanden gewesen seien und eine erneute Öffnung am Folgetag angekündigt hätten, hätten sich die Mitarbeiter des Ordnungsamtes veranlasst gesehen, das Außenmobiliar des Biergartens amtlich zu verwahren und abtransportieren zu lassen. Im späteren Verlauf habe ein 29-jähriger Sohn der Familie den Einsatz gestört. &bdquo;Hierbei kam es auch zu Widerstandshandlungen", so die Polizei. Gegen den Sohn sei ein Strafverfahren, gegen die anderen Personen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Bürgermeister hält Einschreiten für richtig Aus Sicht von Bürgermeister Andreas Sunder war das Einschreiten von Ordnungsamt und Polizei angemessen. Die ergriffenen Maßnahmen seien ruhig, sachlich aber auch bestimmt erläutert worden. Dazu habe auch das Aufzeigen von Konsequenzen bei Nichtbefolgen gezählt. Sunder: &bdquo;Ich persönlich finde es sehr bedauerlich, dass den zuvor ergangenen Aufforderungen nicht nachgekommen worden ist. Damit wären weitergehende, notwendige Maßnahmen nicht erforderlich gewesen." Ihm sei bewusst, wie schwierig in der Pandemiezeit die Situation für Gastronomen, Einzelhändler und andere Dienstleister sei. Die Stadt hoffe auf eine baldige Zeit ohne so viele Einschränkungen. Diesen Betrieb werde die Stadt im Rahmen ihrer Möglichkeiten durch die Stadtmarketing GmbH weiter unterstützen – etwa mit einer Neuauflage der Unterstützer-Gutscheine oder den Verzicht auf die Gebühren für die Außengastronomie. &bdquo;Allerdings befinden wir uns derzeit in einer Situation, in der auf eine weltweite Pandemie mit deutlichen und auch sehr einschneidenden Infektionsschutzregelungen und - maßnahmen reagiert wird", gibt das Stadtoberhaupt zu bedenken.&bdquo;Wieso darf auf unseren abgesperrten Stühlen Ware verzehrt werden, die 50 Meter vorher verkauft wurde und unsere Ware nicht?", fragen sich die Gollers und kündigen an: &bdquo;Wir kämpfen weiter." Unter dem Facebook-Eintrag der Gastronomen waren bis DIenstagabend bereits mehr als 220 Kommentare eingegangen. Die allermeisten Kommentatoren schlugen sich hierbei auf die Seite des Päusken. Es gab aber auch Gegenreden. Etwa diese: &bdquo;Was war die Erwartungshaltung? Dass die Ordnungsbehörden es einfach zulassen? (...) In Anbetracht der derzeitigen Entwicklung ist der Zeitpunkt für die Aktion nicht gut gewählt."

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