Prozess um Mord in Rietberg: Angeklagte äußern sich nicht

Das Medien- und Zuschauerinteresse ist groß, als die beiden Angeklagten Robert D. (46) und Artur T. (49) aus dem Zellentrakt in den Verhandlungssaal geführt werden. Die Gütersloher müssen sich wegen des Verdachts, einen Mord begangen zu haben, vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Sie sollen im November an dem brutalen Überfall auf die Brüder Heinrich (64) und Werner S. (63) aus Rietberg-Westerwiehe beteiligt gewesen sein, bei dem der ältere der Brüder getötet wurde. Das Verfahren stand bislang unter keinem guten Stern: Dreimal war der Prozessauftakt verschoben worden, da die Besetzung der X. Großen Strafkammer aufgrund des Ende September bevorstehenden Ruhestands der Vorsitzenden Richterin Jutta Albert längere Zeit ungeklärt war. Nun eröffnete Albert die Hauptverhandlung, an der neben der Vorsitzenden zwei Schöffen sowie die Richter am Landgericht Marc Brüning und Ulrike Breuer mitwirken. Zur Verfahrenssicherung sitzen darüber hinaus ein Ergänzungsschöffe sowie die Ergänzungsrichterin Sarah Gerber im Prozess. Gerber wird Brüning als Beisitzer nachrücken, wenn dieser nach dem dritten Verhandlungstag den Vorsitz von Albert übernimmt. Gegen diesen Wechsel äußerte die Verteidigung erhebliche Bedenken: Die Verteidiger Martin Rother und Timo Schulte, die Robert D. vor Gericht vertreten, verlasen einen gegen Brüning gerichteten Ablehnungsantrag. Dieser habe in einem dienstlichen Vermerk im Juli dargelegt, dass er sich gehindert sehe, kurzfristig den Vorsitz für Richterin Albert zu übernehmen, da er die umfangreichen Akten nicht kenne. Gleichwohl, so die Verteidiger, habe Brüning als Mitglied der Kammer zwei Monate zuvor am Eröffnungsbeschluss für das Verfahren ebenso mitgewirkt wie am Beschluss der Haftfortdauer für die beiden Angeklagten. Aus diesem Grund sei, so Rother, das Vertrauen von D. in die Unvoreingenommenheit von Brüning zerstört, da dieser an den Gerichtsbeschlüssen offenbar ohne Aktenkenntnis mitgewirkt habe. Nach längerer Unterbrechung wies die Kammer den Antrag als unbegründet zurück. Der Vermerk Brünings habe sich auf die damals tatsächlich akut gewordene, kurzfristige Übernahme des Verhandlungsvorsitzes bezogen. Es bestehe ein Unterschied, so Albert, ob ein Richter einem Verfahren als Vorsitzender, Beisitzer oder Berichterstatter beiwohne. Zuvor hatten die Verteidiger von Artur T. – Detlev Binder, Carsten Ernst und Jens Schulte – beantragt, die Hauptverhandlung auszusetzen, da aus ihrer Sicht bedeutsame Beweismittel nicht zur Hauptakte gelangt seien und somit der Eindruck erweckt werde, die Staatsanwaltschaft wünsche ein bestimmtes Ergebnis der Verhandlung. Staatsanwalt Christoph Mackel sagte: &bdquo;Sollte der Eindruck entstanden sein, dass ich auf eine nicht rechtsstaatliche Weise eine Verurteilung anstrebe, so erschüttert mich das und ich muss mich ausdrücklich dafür entschuldigen."Den stark blutenden Mann lassen sie einfach liegenEs sei richtig, dass die infrage stehenden Auszüge aus den Spurenakten nicht in die Hauptakte gelangt seien, doch erachte er sie für unerheblich. Darüber hinaus sei den Verteidigern jederzeit Akteneinsicht möglich gewesen, so Mackel. Auch diesen Antrag der Verteidigung wies die Kammer zurück. Am Nachmittag verlas Mackel schließlich die Anklageschrift. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Artur T. am Abend des 3. Novembers 2015 Robert D. sowie den flüchtigen Mittäter L. mit seinem Auto in der Nähe des Hofs der Brüder S. absetzte. Als Werner S. um 22.05 Uhr aus einer Werkstatt kam und das Wohnhaus betrat, fielen die Täter, die eine große Summe Bargeld im Haus vermuteten, im Flur des Hauses über ihn her. Sie schlugen auf den 63-Jährigen ein, entwendeten ihm sein Portemonnaie mit 700 Euro Inhalt und fesselten ihn mit Kabelbinder. Sie ließen den stark blutenden Mann im Flur liegen. Dann gingen sie ins Wohnzimmer und wandten sich dem herzkranken Bruder Heinrich S. zu. Sie schlugen auf ihn ein und überschütteten ihn mit Verdünner. D. und L. drohten, ihn anzuzünden, wenn er nicht das Geldversteck verrate. doch S. schwieg und Robert D. erwürgte ihn. Die Täter durchsuchten das Haus vergeblich nach Bargeld. Schließlich flohen sie und ließen sich in der Nähe des Tatorts von ihrem Komplizen T. abholen. Zu Verhandlungsauftakt schwiegen T. und D. zu den Vorwürfen. Auch zu ihrem Lebenslauf machten sie keine Angaben. Der Prozess wird am 8. September fortgesetzt.

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