Rheda-Wiedenbrück

Sauger für Sand und Schotter

Bauunternehmen setzt erstmals in Wiedenbrück einen Saugbagger ein

31.08.2013 | 31.08.2013, 04:00
Menderes Cankaya hat das Pflaster aufgenommen. Ingo Schmidt steuert über eine Fernbedienung den Saugbagger. Roland Micklich (v.l.) lockert den Aushub bei Bedarf. - © FOTOS: POK
Menderes Cankaya hat das Pflaster aufgenommen. Ingo Schmidt steuert über eine Fernbedienung den Saugbagger. Roland Micklich (v.l.) lockert den Aushub bei Bedarf. | © FOTOS: POK

Rheda-Wiedenbrück. Es scheint, als würde die gelbe Maschine mit ihrem langen Rüssel Sand und Schotter inhalieren. Mit dem Saugbagger hebt die Firma "Dahmen Rohrleitungsbau" Gräben für neue Gasleitungen in der Innenstadt von Wiedenbrück aus.

"So einen Saugbagger habe ich noch nie gesehen", gesteht Bernhard Renner, Projektleiter der Westnetz GmbH, ein Unternehmen der RWE. Damit ist er nicht allein. Viele Passanten stoppen und schauen, wie die Maschine in Nullkommanichts Erdreich in ihrem Inneren verschwinden lässt.

"Ein Fassungsvermögen von 8,5 Kubikmetern"

Ingo Schmidt steht direkt neben dem Graben, der die Kirchstraße durchzieht. Mit einer Fernbedienung lenkt er den Rüssel auf das Aushubmaterial, das aus dem Loch verschwinden soll, um Platz für die neuen Gasrohre zu machen. "Der Saugbagger hat ein Fassungsvermögen von 8,5 Kubikmetern", informiert Schmidt. Für diese Menge an Sand und Steinen brauche das Gerät etwa 15 Minuten. Ist er voll, kippt der Saugbagger das Gemisch in eine Mulde auf dem Postparkplatz, wo es von einem Lkw abgeholt wird.

Das Besondere sei, dass der Saugbagger sehr schnell arbeite - "wenn der Aushub locker ist", so Schmidt. Für einen neuen Hausanschluss, von denen es in Wiedenbrück bei diesem Bauprojekt etwa 30 gibt, brauche das Gerät 20 Minuten. "Wenn wir das mit einem Bagger und per Hand bei hartem Boden machen, dauert das einen halben Tag", meint der Bauarbeiter Roland Micklich.

Noch einen Vorteil hat der Saugbagger im Vergleich zum herkömmlichen Ausschachten: Er arbeitet schonender. In der Erde verborgene Kabel oder Leitungen werden nicht so schnell beschädigt oder gekappt. Und während neben einem Bagger oft ein Lkw steht, um den Aushub aufzunehmen, steht der Saugbagger alleine und braucht weniger Platz. "Das ist gerade in der Stadt gut", sagt Thomas Grieger, Baustellenleiter von Firma Dahmen. Der Verkehr kann also überwiegend weiter fließen.

Das mag ein Grund sein, dass es in Wiedenbrück keine großen Aufregungen an den Baustellen von Bewohnern oder Geschäftsleuten gibt. Sie wurden vorab zudem gut informiert und die Zusammenarbeit mit der Stadt klappe sehr gut, lobt Renner.

Grieger setzt den Saugbagger erstmals zur Probe in Wiedenbrück ein, obwohl erste Maschinen dieser Art bereits vor etwa 25 Jahren konstruiert wurden. Der Baustellenleiter ist begeistert: "Was Besseres konnte uns hier nicht passieren." Nur an der Straße "In der Halle" konnte das Gerät nicht richtig arbeiten. Dort war der Boden zu lehmig.

In Wiedenbrück werden seit Juni 560 Meter alte Gasstahlleitungen gegen solche aus Polyethylen ausgewechselt. "Das ist reine Prophylaxe und dient der Werterhaltung", erklärt Ruth Brand, Westnetz-Sprecherin. Rheda-Wiedenbrück sei als eine der ersten Kommunen in der Umgebung für die Gasversorgung erschlossen worden, so Renner. Darum sei sie nun eine der ersten, in der das Leitungsnetz modernisiert werde.

Zwar rückt der Saugbagger Freitag wieder ab. Denn er wird im Rheinland gebraucht, wo er auch für Wasserschäden eingesetzt wird. Dann saugt das Rohr, das einen Durchmesser von 25 Zentimeter hat, in sieben Minuten 8,5 Kubikmeter Wasser ein - inklusive Schlamm, der sonst von den Schaufeln tropft.

Da die Baumaßnahme in der Stadt aber noch bis November dauern wird, ist Grieger sicher, dass der Saugbagger hier noch einmal zum Einsatz kommt. Dann wird sicher wieder mancher Zaungast an der Baustellenabsperrung über dessen außergewöhnliche Saugkraft staunen.