Rheda-Wiedenbrück

Sticken ist wieder angesagt

Nicht nur für Landfrauen: Kursus alle 14 Tage im Haus des Bauern

Gertrud Surmann (l.) und Marie Kühlmann zeigen eine große, aus zwei Leinentüchern zusammengenähte Tischdecke, bestickt in der "Riche-Lieu"-Technik. | © FOTO: WALTRAUD LESKOVSEK

25.02.2014 | 25.02.2014, 05:17

Rheda-Wiedenbrück. Begriffe wie Hardanger, Schwelmer- und Weißstickerei, Ajour, Makramee und Myreschka sind für viele Menschen Fremdwörter. Nicht nur die Teilnehmerinnen des Stickkurses der Landfrauen im Kreis Gütersloh, die sich in den Wintermonaten im Haus des Bauern im 14-täglichen Rhythmus treffen, um gemeinsam zu sticken.

Insbesondere schöne Tischwäsche hat es den Frauen angetan, denn auf großen Tafeln kommt ein schönes Stickmuster erst so richtig zur Geltung. Stickmeisterin Renate Vogelsang, Leiterin des Kurses aus Herford, weiß: "Tischkultur kommt gerade im Bereich der aufwändigen Tischwäsche derzeit oft zu kurz." Liebevoll und in akribischer Feinarbeit gestickte Decken, die frisch gestärkt und gemangelt jede Tafel verschönern, seien bleibende Werte.

Gertrud Surmann und Marie Kühlmann sticken schon lange und haben auch über die Jahre nie die Freude daran verloren. "Es ist unglaublich abwechslungsreich, man muss sich konzentrieren, kann sich aber gleichzeitig wunderbar dabei entspannen – und das Gedächtnis wird gefordert", erzählen die beiden. Dabei ist Sticken kein Hobby für ältere Damen. Zunehmend auch jüngere Frauen finden Gefallen daran, denn auch im modernen Bereich lassen sich gestickte Decken, Kissen und Vorhänge wunderbar zur Geltung bringen.

Die Materialien, die verwendet werden, sind hochwertig. Leinen vom Ballen, alte Leinenbetttücher oder die Gerstenkornhandtücher aus Omas Zeiten werden verarbeitet. Unzählige beliebige Muster, frei kreierte oder aber auch Sprüche wie "Liebe geht durch den Magen", farbige Motive passend zur Jahreszeit oder Kindermotive – alles ist möglich, und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Renate Vogelsang hat beruflich seit 1967 mit dem Sticken zu tun. Sie ist sicher, dass jeder, der ein wenig Fingerfertigung und die nötige Freude dran mitbringt, auch Sticken erlernen kann. Für sie ist das Schöne daran, dass man etwas Bleibendes schafft, an dem sich vielleicht auch noch die folgende Generation erfreuen kann.

Die Landfrauen kommen alle 14 Tage dienstags im Haus des Bauern zusammen, um gemeinsam zu sticken, sich auszutauschen, gegenseitig zu helfen, und besonders die erfahrenen Frauen zeigen den Anfängerinnen, wie es geht. "Wenn wir dann wie heute alle unsere Arbeiten zusammentragen, dann ist das schon ein gutes Gefühl", meint Gertrud Surmann und freut sich über die Vielfalt. Ihr mache es besonders Spaß, neue Techniken kennenzulernen. Dass so eine filigrane Arbeit unbezahlbar ist, darüber sind sich die Stickdamen bewusst, denn unzählige Stunden stecken darin. "Wir machen das für uns, das ist unser Hobby, und wir erfreuen uns an den Ergebnissen." Interessierte Frauen, auch wenn es keine Landrauen sind, sind jederzeit willkommen. Der aktuelle Kursus dauert noch bis Ende März. Der nächste startet dann im Januar 2015.