Rheda-Wiedenbrück. Im Januar hatte Leo Lübke stolz auf die 75-jährige Firmengeschichte des Möbelherstellers Interlübke geschaut. Ende Mai verkündete er, dass das Unternehmen neu ausgerichtet und konsolidiert werden müsse. Jetzt hat der geschäftsführende Gesellschafter beim Amtsgericht Bielefeld Eigenantrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Betroffen sind 287 Mitarbeiter.
Vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Norbert Küpper aus Verl. Er strebt an, dass bei Interlübke weiter gearbeitet wird. Termine gibt es mit Lieferanten und Banken, eine Betriebsversammlung ist geplant. Im Augenblick habe Interlübke ein "vernünftiges Auftragspolster".
Unternehmen ist 75 Jahre alt
am 26. Januar 1937 gründeten Leo Lübke und sein Bruder Hans die Gebr. Lübke KG
´ seit 1962 heißt die Firma Interlübke – als Kombination aus Interieur und Internationalität mit dem Familiennamen
1996 übernimmt Helmut Lübke die Geschäftsleitung und erwirbt mit seinem Sohn Leo alle Unternehmensanteile
internationales Vertriebsnetz mit 550 Fachhändlern und zehn eigenen Studios
35 Millionen Euro Jahresumsatz in 2011 – ein Plus von 6,2 Prozent, aber im dritten Jahr in Folge ein negatives Geschäftsergebnis; 2007 waren es 45,7 Millionen Euro Umsatz
Exportanteil 2011 bei 33 Prozent, 2007 bei 43 Prozent(pok)
Lübke verantwortet weiterhin die strategische Ausrichtung und die operative Leitung des Unternehmens in Abstimmung mit Küpper. "Wir kämpfen um die Fortführung von Interlübke", erklärte Lübke. "Für eine positive Bewertung unserer Potenziale und eine weitere Sanierung bestehen elementare Voraussetzungen", teilt er mit. Das Unternehmen, das seit 2009 rote Zahlen schreibt, wolle zügig die weitere Restrukturierung angehen. Die Entscheidung darüber erwartet Lübke zum Jahresende.
Ein Ziel, das Küpper teilt. "Wir müssen schnell zu einer Lösung kommen." Kunden wollten wissen, was aus Interlübke wird. Den Zeitdruck erhöhen dürfte die internationale Möbelmesse im Januar, eine wichtige Schau für Interlübke.
Im Vordergrund der Restrukturierung stehe eine Anpassung der Dauerschuldverhältnisse – wie Leasingverträge, abgeschlossen, als die teuer waren – und der Betriebsflächen. "Die ist auf eine Zeit ausgerichtet, die längst vergangen ist", so Küpper. Zu der 1965 eröffneten Firmenzentrale gehört ein Betriebsgelände von 50.000 Quadratmetern.
Lübke nennt drei Faktoren für den Insolvenzantrag: untragbare Altlasten auf Basis einer wesentlich höheren Unternehmensgröße, der veränderte Stellenwert des Systemmöbels und die durch konjunkturelle Schwankungen bedingte schwache Auftragslage. Im März war der Umsatz nach einer positiven Möbelmesse um 18 Prozent eingebrochen. Interlübke hatte 2011 einen Jahresumsatz von 35 Millionen Euro – ein Plus von 6,2 Prozent; aber im dritten Jahr in Folge ein negatives Geschäftsergebnis; 2007 waren es 45,7 Millionen Euro Umsatz.
Lübke hält 90 Prozent der Interlübke-Anteile, zehn Prozent hält seine Mutter. Als er die Belegschaft über den Insolvenzantrag informiert hatte, war "die Stimmung gedrückt, aber nicht panisch", sagte Betriebsrats-Chef Winfried Goswien. Er vertraut auf Lübkes Prognose, dass es mit Interlübke weitergehe. Der Geschäftsführer glaubt an die Firma, die Loyalität des Standortes und der Kunden.