Ende einer Ära im Kreis Gütersloh – Geschäft schließt nach 30 Jahren

Rheda-Wiedenbrück. Als das Landwirtepaar Gerd und Elisabeth Stiens 1994 in einer ehemaligen Bäckerei-Filiale an der Triftstraße einen Bauernladen eröffnete, war er einer der ersten seiner Art. Jetzt, nach genau drei Jahrzehnten, schließen die beiden aus Altersgründen ihr Kapitel &bdquo;Bauernladen“. Ein letztes Mal wollen sie in der kommenden Woche ihr Geschäft öffnen. Für Donnerstag haben sie ihre treue Kundschaft zu einem adventlichen Miteinander eingeladen. Vor 30 Jahren erfolgte die Eigenvermarktung landwirtschaftlicher Produkte weitgehend über Hofläden. Die Idee, eigene Produkte – seinerzeit waren es außer Kartoffeln auch Möhren und Zwiebeln – über ein eigenes Geschäft in der Stadt zu vermarkten, entstand an der Landvolkshochschule Freckenhorst. Gerd Stiens, langjähriger Ortsvorsteher von Lintel, hatte dort ein Seminar der Arbeitsgemeinschaft Direktvermarktung der Landwirtschaftskammer besucht. Die wichtigste Erkenntnis, die der 74-Jährige vom Seminar und einer Tagestour zu mehreren Bauernläden mitnahm: &bdquo;Entscheidend ist ein guter Standort. Deswegen musst du dort hingehen, wo deine potenziellen Kunden sind.“ Guter Standort in einem Wohngebiet Der gute Standort sei ihnen kurze Zeit später regelrecht vor die Füße gefallen, erzählt Elisabeth Stiens. &bdquo;Wir fanden ihn an der Triftstraße inmitten eines Wohngebietes, in direkter Nachbarschaft zur Eichendorffschule, mit ausreichend Parkplätzen vor der Tür und zudem nicht weit von unserem Hof entfernt“, sagt die 68-Jährige. Die Hofstelle der Familie liegt am Pappelweg 34. Seit 13 Jahren wird der Hof in dritter Generation von Sohn Andreas, staatlich geprüfter Landwirt, geführt. Unterstützt von einem Mitarbeiter bewirtschaftet der 49-jährige Familienvater von drei Kindern 50 Hektar. Sein Kernprodukt ist die Kartoffel. Stiens baut sechs Sorten auf 15 Hektar an. Sein jährlicher Ertrag liegt bei rund 450 Tonnen. Hauptumsatzträger sind die Früh- beziehungsweise Sommerkartoffel &bdquo;Annabelle“ und die Winterkartoffel &bdquo;Allians“. Die Konzentration auf den Anbau dieser Ackerfrüchte hat auch zum Beinamen &bdquo;Kartoffelhof Stiens“ geführt. Nicht nur Rheda-Wiedenbrücker, auch Menschen aus Nachbarorten schätzen die Qualität der Stiens-Erdäpfel und sind Stammkunden im Bauernladen. Lesen Sie auch: Paar im Kreis Gütersloh starten Onlineshop – Kunden aus ganz Deutschland bestellen Das steckt hinter der Schließung Auf 70 Quadratmetern bietet die Familie weitere landwirtschaftliche Produkte heimischer Erzeuger an: Eier aus St. Vit, Gemüse und Erdbeeren aus Langenberg, Spargel aus Batenhorst, Nudeln als Mastholte, Eierlikör aus Clarholz oder Wurst und Schinken aus Rheda und Lengerich im Münsterland. Weine aus Rheinhessen, Marmeladen, Honig, Südfrüchte und Zutaten für die Speisenzubereitung runden das Sortiment ab. &bdquo;Wer bei uns einen Salatkopf kauft, erhält auch Zitrone, Essig oder Öl für das Dressing“, sagt Elisabeth Stiens. Neben der 68-Jährigen zählen vier Beschäftigte zum Verkaufsteam des Bauernladens. Zum Teil halten sie ihrem Arbeitgeber seit vielen Jahren die Treue. Über das Ende des Geschäftes sind sie ebenso wenig erfreut wie viele Stammkunden und die Betreiberfamilie selbst. &bdquo;Doch irgendwann musste die Entscheidung fallen“, sagt die Landwirtin. &bdquo;Mein Mann und ich wollten in den Ruhestand gehen. Das Auslaufen des Mietvertrags schien uns dafür der beste Zeitpunkt zu sein. Und weil sich unser Sohn auf den Anbau konzentrieren will und der Laden nicht nebenbei zu führen ist, haben wir uns für die Schließung entschieden.“ Großer Überblick: Hofläden in OWL – hier gibt es in Gemüse, Eier und Co. direkt vom Hof Verkaufsautomat für Kartoffeln Die Nachricht bedauern viele Kundinnen und Kunden. &bdquo;Eine ältere Dame, die regelmäßig ihr Obst bei uns kauft, hatte sogar Tränen in den Augen, als ich sie darüber informierte“, sagt Elisabeth Stiens. Wer weiterhin großen Wert darauf legt, dass Stiens-Kartoffeln auf seinen Teller kommen, muss dafür nun keine weiten Wege auf sich nehmen. Angeboten werden sie von mehreren heimischen Lebensmittelhändlern und auf regionalen Märkten. Zu finden sind seit einigen Tagen auch am Ostring 7 Kartoffeln von Stiens und Eier von Hof Mettenborg aus St. Vit. Einen Steinwurf vom Bauernladen entfernt, hat Andreas Stiens mit der &bdquo;Kartoffelbox“ einen rund um die Uhr betriebsbereiten SB-Automaten für den Straßenverkauf aufstellen lassen. Dort können Kunden zwischen drei Kartoffelsorten in vier Verpackungsgrößen von 1,5 bis 10 Kilogramm wählen. Die Bezahlung ist ausschließlich per EC-Karte möglich.

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