Nach Großbrand mit Millionenschaden: Gütersloher Gericht verurteilt Brandstifter (19)

Rheda-Wiedenbrück. Am Donnerstagnachmittag fiel vor dem Amtsgericht Gütersloh das Urteil für einen 19-Jährigen, der wegen vorsätzlicher Brandstiftung angeklagt war. Vor zehn Monaten, in der Nacht vom 11. auf den 12. Februar, hatte einer der verheerendsten Großbrände der vergangenen Jahre in der Region das Industriegelände der Nolte Produktenwerk GmbH am Bosfelder Weg zerstört. Eine Clique von sechs jungen Leuten hatte damals den verhängnisvollen Plan gefasst, in den Lagerhallenkomplex einzusteigen und nach brauchbarem Diebesgut zu schauen. Fünf von ihnen wurden bereits für ihre Taten verurteilt wegen versuchten Diebstahls und unterlassener Hilfeleistung. Sie hatten es versäumt, die Feuerwehr zu alarmieren. Mit Geldstrafen und Jugendarrest kamen sie davon. Ein fünfter Angeklagter wurde freigesprochen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Vorwürfe von Staatsanwältin Claudia Bosse wiegen schwer Der sechste aus der Gruppe saß am Donnerstag auf der Anklagebank des Gütersloher Amtsgerichtes. Der inzwischen 19-Jährige wohnt bei seinen Eltern und ist im zweiten Ausbildungsjahr. Die Anklageschrift von Staatsanwältin Claudia Bosse verhieß nichts Gutes für den jungen Mann. Er habe ein fremdes Warenlager vorsätzlich in Brand gesetzt und dadurch einen Millionenschaden verursacht. Der Angeklagte sei am 11. Februar abends mit fünf Freunden zu dem Industrielagerkomplex gegangen. Durch ein großes Schiebetor seien er und drei weitere Personen in das Gebäude eingedrungen. Zwei weitere Männer aus der Gruppe hätten draußen Schmiere gestanden. Weil Diebesgut nicht zu entdecken war, habe der Angeklagte einen großen Karton mit Granulat umgestoßen und das hoch entzündliche Gut angesteckt. Nach dem Löschen dieses Feuers hätten seine Freunde das Gebäude verlassen. Er habe aber noch einmal gezündelt und damit den Großbrand mit einem Millionenschaden verursacht. Angeklagter gesteht, die Tat berauscht begangen zu haben Der Angeklagte legte ohne zu Zögern ein Geständnis seiner Tat ab. Er habe reichlich Alkohol getrunken, auch einen Joint geraucht und sei nicht mehr klar im Kopf gewesen. &bdquo;Wir sind dann alle zu den Industriehallen gegangen und wollten sehen, was darin gelagert wird. Ich hatte einen dummen Kopf und richtig klar wurde ich erst, als am nächsten Morgen die Polizei vor meiner Tür stand“, so der Angeklagte. Das Tor habe man einfach zur Seite schieben können, es sei nicht verriegelt gewesen. &bdquo;In der Halle ging alles ziemlich schnell. Wir haben Pakete mit Granulat umgekippt und wussten nicht, wie brennbar der Stoff ist. Ich hatte ein Feuerzeug in der Tasche und weil ich wohl voll im Rausch war und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, habe ich es angesteckt. Im normalen Zustand würde ich so etwas nie machen“, versicherte der Angeklagte, für den keinerlei Vorstrafen verzeichnet sind. Der erste Brand sei noch von einem Freund gelöscht worden, beim zweiten Zündeln wäre er schon alleine gewesen. Nach dem Feuerlegen habe man sich getroffen und alle seien voller Panik gewesen. Er wäre für jeden ein Schock gewesen, die großen Flammen zu sehen. Mehr als vier Monate habe er in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Herford gesessen. Gefängnisaufenthalt als einschneidendes Erlebnis für 19-Jährigen Dann erzählte der junge Mann von seinen Erfahrungen im Knast, Mithäftlingen und dem guten Einverständnis mit den Justizvollzugsbeamten. Zu allem Unglück habe sich ein Zellengenosse auch noch das Leben genommen. Bei diesen Schilderungen merkte jeder im Gericht, dass der Gefängnisaufenthalt für den Angeklagten ein einschneidendes Geschehen war. Und man merkte eine tiefe Reue über die Tat, die das verheerende Feuer auslöste. Allein der vernichtete Warenwert soll sich auf rund 3 Millionen Euro belaufen. Hinzu kommt der Gebäudeschaden in Millionenhöhe. Sein Strafverteidiger Marc Schütter war mit der Hoffnung in den Prozess gegangen, eine Bewährungsstrafe für seinen Mandanten zu erreichen. Das gelang. Zu einem Jahr und acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung wurde der 19-Jährige wegen Brandstiftung verurteilt. Für ihn sprachen sein Geständnis und die Schilderung seiner beeindruckenden Erlebnisse in der Untersuchungshaft. Die Frage bleibt, wie er den Millionenschaden begleichen will.

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