Zirkusmitarbeiter im Kreis Gütersloh schwer verletzt: Zwei Tatverdächtige wieder frei

Rheda-Wiedenbrück. An der Johannisschule ist die Projektwoche mit dem Circus Lollipop am Dienstag gestartet. Darüber informiert die kommissarische Schulleiterin die Eltern auf der Homepage der Grundschule. Dort steht auch, dass "es nach einer Auseinandersetzung innerhalb des Zirkusteams zu einem Polizeieinsatz auf unserem Gelände kam". Das Mitarbeiterteam des Zirkus' sei "mittlerweile ausgetauscht, sodass das Zirkusprojekt wie geplant starten konnte", schreibt Andrea Nordemann. Am Sonntagabend war ein Streit unter Zirkusleuten auf dem Schulgelände eskaliert. In einer gemeinsamen Presseerklärung informierten die Polizei und die Staatsanwaltschaft Bielefeld über ein versuchtes Tötungsdelikt. Drei Männer wurden verdächtigt, einem Ehepaar aus der Ukraine so schwere Verletzungen zugefügt zu haben, dass der Zustand des 35-jährigen Ehemannes zwischenzeitlich als lebensbedrohlich eingestuft worden war. Er und seine 37-jährige Frau waren in Krankenhäuser gebracht worden. Einen dringend tatverdächtiger 29-Jährigen aus Holzheim, dem Heimatort von Circus Lollipop, hatte die Polizei bereits am Tatort festgenommen. Er war am Montag dem zuständigen Haftrichter des Amtsgerichts Bielefeld vorgeführt worden. Der erließ einen Untersuchungshaftbefehl. Ermittelt wird gegen den Mann wegen eines "versuchten Tötungsdeliktes", sagte Christopher York, leitender Staatsanwalt. Bei seiner Vernehmung habe sich der 29-Jährige bislang nicht zu der Sache eingelassen. Ermittlung gegen zwei Männer wegen gefährlicher Körperverletzung Zwei weitere Tatverdächtige - ein 16- und ein 42-Jähriger ebenfalls aus Holzheim - waren vorläufig festgenommen worden. Gegen sie sei der "Tötungsvorsatz aktuell nicht belegbar", so York am Mittwoch. Darum seien beide Männer wieder auf freiem Fuß. Ermittelt wird gegen diese Zirkusmitarbeiter nun wegen gefährlicher Körperverletzung. Auch sie hätten sich in ihren Vernehmungen nicht zu den gegen sie erhobenen Tatvorwürfen geäußert. Der Gesundheitszustand des 35-jährigen Opfers habe sich inzwischen so weit stabilisiert, dass er vernehmungsfähig sei, informiert der leitende Staatsanwalt auf Anfrage der "NW". Angegeben habe der Ukrainer, dass es Sonntagabend wegen finanzieller Fragen zu dem Streit gekommen sei. Wie berichtet, habe das Ehepaar eine bessere Bezahlung gefordert. Der lautstarke Streit darüber sei eskaliert. Der 35-Jährige und seine 37-jährige Ehefrau seien mit Baseballschlägern traktiert worden. Dem Mann seien "massive Kopfverletzungen" zugefügt worden, so York. Erst als ein weiterer Zirkusmitarbeiter hinzugekommen sei, hätten die drei Beschuldigten von den Opfern abgelassen. Mordkommission der Polizei ist aufgelöst worden Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an. Die Polizei Bielefeld hatte eine Mordkommission gebildet. Die indes wird nun aufgelöst, die Kreispolizeibehörde Gütersloh übernimmt den Fall, wie Fabian Rickel, Polizeisprecher Bielefeld, sagte. Er gab an, dass die Polizei das Gelände der Johannisschule am Sonntag nach Tatortaufnahme, relativ klarem Sachverhalt und Festnahme des dringend Tatverdächtigen wieder frei gegeben hat. So konnte das Zirkusprojekt für die Jungen und Mädchen beginnen. Sie erlebten Dienstag "eine professionelle und tolle Show und durften sich anschließend ihre Rollen aussuchen". Begleitet von den Lehrkräften habe es die ersten Proben gegeben. "Wir freuen uns mit den Kindern auf die nächsten Tage", informiert Nordemann auf der Homepage. Die Stadt attestiert der Schulleitung ein umsichtiges Handeln Die Stadt bedauert es auf Anfrage "sehr, dass es in direkter Nachbarschaft zu einer unserer Schulen zu dieser gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen ist". Die Schulleitung habe umgehend reagiert und alle notwendigen Stellen - Schulaufsicht und -träger, Eltern, Polizei und Sponsoren der Projektwoche - kontaktiert. Unter Abwägung aller Argumente und Informationen habe man sich für die Projektwoche entschieden. "Die Schulleitung hat sehr umsichtig und kompetent gehandelt", so die Verwaltung. Die Gewalttat stehe nicht in Zusammenhang mit dem Zirkus-Projekt. Die Stadt stellt als Schulträgerin Gebäude und Flächen zur Verfügung. Rein formal hat sie keine Rolle bei der Gestaltung des pädagogischen Schulbetriebs. Die Kooperationspartner für Projekte wählen Schulen selbst. Die Stadt informiert auch: "Selbstverständlich tauschen wir und nach diesem Vorfall mit den Schulleitungen über Erfahrungen mit unterschiedlichen Zirkusprojekt-Anbietern aus."

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