32 Kilo Drogen auf Tönnies-Gelände gefunden - Täter gesteht vor Gericht

Rheda-Wiedenbrück. Dieser Job hatte sich mal so gar nicht gelohnt: Eigentlich hatte Jeremiah V. lediglich etwas Rauschgift aus einem Container abholen sollen. Doch stattdessen verletzte er sich an einer Hand, musste letztlich ohne die in Rede stehenden Drogen fliehen, erhielt daher nicht die abgesprochene Bezahlung und wanderte schließlich auch noch in Untersuchungshaft. Das Landgericht Bielefeld hat den 27-jährigen Mann aus den Niederlanden nun wegen Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Im Juni 2021 ging ein sehr spezieller Container auf eine weite Reise: In einem kolumbianischen Hafen legte ein Schiff ab, das unter anderem Bananen geladen hatte. Diese sollten in die Niederlande, genauer gesagt nach Rotterdam, verfrachtet werden. Doch befand sich noch etwas anderes als Obst in dem Container, nämlich 32 Kilogramm Kokain sowie ein GPS-Tracker. Doch hatten die südamerikanischen Drogendealer nicht damit gerechnet, dass der Auftraggeber der Bananenlieferung kurzfristig umdisponierte: Das Schiff legte nicht in Rotterdam, sondern in Hamburg an. Offenbar hatten die niederländischen Empfänger des Kokains auf diese Weise keinen Zugriff mehr auf den Container. Die vitaminhaltige Fracht wurde gelöscht, der Container reiste über Wilhelmshaven und Minden weiter zum Gelände der Firma Tönnies. Dies alles verfolgten die mutmaßlich niederländischen Dealer über den GPS-Tracker. Gelbe Warnwesten zur Tarnung Und so kam es, dass ein ehemaliger Arbeitskollege den kurz zuvor arbeitslos gewordenen Jeremiah V. in den Niederlanden ansprach, ob dieser nicht einen Job für ihn erledigen könne. Gemeinsam mit einer anderen Person solle er Ware aus einem Container in Deutschland bergen und dafür 500 Euro erhalten. Dass es dabei um Drogen gehen müsse, sei ihm klar gewesen, hatte V. nun vor der XXI. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts ausgesagt. Doch sei ihm mitgeteilt worden, dass es sich dabei um Haschisch handle. Gemeinsam mit weiteren Personen fuhr V. sodann in der Nacht auf den 6. August 2021 nach Rheda-Wiedenbrück. Der ursprüngliche Plan, noch nachts das Firmengelände zu betreten, scheiterte daran, dass einer der Männer nicht schaffte, den zwei Meter hohen Zaun zu überwinden. Darüber hinaus zog sich V. bei diesem Versuch eine stark blutende Verletzung an einer Hand zu. Daraufhin entschieden sich die Niederländer, gelbe Warnwesten überzuziehen, um auf diese Weise für Fahrer gehalten zu werden. Nun ließen sich V. und der mittlerweile bereits ebenfalls wegen Beihilfe zum Drogenhandel verurteilte A. von einem Unbekannten zu dem besagten Container führen. Jeremiah V. kletterte auf den Container und öffnete die Revisionsklappe des Kühlaggregats. Er überreichte dem unten wartenden A. vier Pakete mit je einem Kilogramm Kokain. Als er jedoch die schiere Menge sah, die dort lagerte, bekam er Angst. Die beiden Kuriere brachen ihr Vorhaben ab und liefen über das Werksgelände. Geständnis vor Gericht Dabei verirrten sie sich jedoch in einen Bereich, zu dem sie offensichtlich keinen Zutritt hatten. Als sie von einem Fahrer darauf angesprochen wurden, rannten sie in Richtung Zaun. Sellam A. wurde von Mitarbeitern festgehalten, hatte jedoch die Tüte mit dem Kokain zuvor über den Zaun geworfen. Jeremiah V. gelang die Flucht vom Gelände. Er sammelte die Drogen-Tüte zwar zunächst ein, warf sie ein paar hundert Meter weiter jedoch wieder weg und verschwand. Schließlich wurde er in Frankreich festgenommen. Das Landgericht verurteilte den bislang nicht vorbestraften V. nun zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr. Dabei rechnete die Kammer ihm sein Geständnis hoch an. Doch habe sich, so der Vorsitzende Richter Bernd Bovenschulte in der Urteilsverkündung, V. "mit denen eingelassen, die in einer ganz hohen Liga spielen". Jeremiah V. und sein Verteidiger Tobias Diedrich nahmen das Urteil an.

Meistgelesen