Lkw-Fahrer nutzen A2-Impfstation - selbst Impfskeptiker lässt sich piksen

Rheda-Wiedenbrück. Es dürften viel mehr Menschen sein, die die mobile Impfstation auf der Aurea anfahren. Immerhin sind auf der Autobahn 2 pro Tag rund 90.000 Fahrzeuge unterwegs. Und dessen Fahrer werden mit Schildern auf das Immunisierungs-Angebot hingewiesen, das von beiden Ausfahrten der Ost-West-Verbindung aus schnell und unkompliziert an der Rentruper Straße zu erreichen ist. Der Weg wird Ortsunkundigen von der A2 direkt zu den Containern gewiesen. Doch seit Montag fahren nur wenige Pendler, Reisende und Trucker ab, um sich eine Spritze gegen Corona geben zu lassen. "Ein Drittel sind Lastwagenfahrer", sagt Bernhard Riepe, Leiter des Impfzentrums des Kreises Gütersloh. Das seien täglich etwa 50 Leute. Dabei ist es dem Team der mobilen Impfstation egal, woher die Leute kommen, ob sie einen deutschen Pass oder eine Krankenversicherung haben. Weil die A2 auch von Osteuropäern stark frequentiert wird, gehören zu dem zwölfköpfigen Team der Impfstation Mitarbeitende, die polnisch, rumänisch oder litauisch sprechen. Sie beantworten auch Fragen zu den in mehreren Sprachen vorliegenden Anamnese- und Aufklärungsbögen. Das Angebot ist so niederschwellig wie möglich gestaltet. Bislang keine Zeit für die Corona-Impfung gehabt Viktor Bologan, der aus Rumänien kommt, braucht diesen Service nicht. Sein Kollege Saulens Samuolis spricht Deutsch und übersetzt für ihn. Die Männer arbeiten in der Industriedachentwässerung und sind ständig auf Montage. Als Samuolis am Donnerstagmorgen auf dem Weg zu seiner Firma in Herford die Hinweisschilder an der A2 gesehen hat, war klar: "Da fahren wir nachher raus." Bislang hätten sie, da von montags bis freitags unterwegs, keine Zeit für die Corona-Schutzimpfung gehabt. Sehr komfortabel findet Samuolis es darum, sie ohne Termin und Warteschlange zu bekommen. Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen auf die Arbeitsfähigkeit hat er nicht. Sollten die auftauchen, "ist morgen schon Freitag und am Montag sind wir wieder zu 100 Prozent fit". Entschieden haben sich die zwei Handwerker für den Impfstoff von Johnson und Johnson, "weil wir dann mit einer Spritze fertig sind". Impfwillige haben die Wahl, können auch Biontech/Pfizer oder Moderna nehmen. Geöffnet ist die mobile Impfstation täglich von 10 bis 18 Uhr. Um die Besucherzahl zu erhöhen, wurde diese Zeit zwei Mal um je zwei Stunden verlängert, als Anpassung an die Arbeitszeit der Trucker. Doch gebracht hat das wenig. "Wir hätten uns deutlich mehr Zulauf gewünscht", sagt Riepe. Doch freut ihn, dass es bis Donnerstagmittag bereits 65 Impfwillige an der Rentruper Straße waren, an den anderen Tagen wurden bis 12 Uhr lediglich etwa 40 gezählt. "Wir steigern uns." 95 Prozent der Lkw-Fahrer nehmen Johnson & Johnson Das liegt auch an der Entscheidung, dass für Menschen ohne Schutzimpfung demnächst andere Regeln gelten. Darum hat ein Lkw-Fahrer aus Gütersloh, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, die Ausfahrt Herzebrock-Clarholz genommen. Denn eigentlich ist er ein Impfskeptiker. Wegen des "Drucks der jetzt aber auf Ungeimpfte ausgeübt wird, bin ich doch fast gezwungen". Täglich ist er auf der A2 unterwegs, zwischen Wolfsburg und Städten am Rhein. Donnerstag ist er auf der Aurea abgefahren, "weil es gerade zeitlich passte und das ist hier auch praktischer, als wenn ich mit meinem Sattelzug durch die Stadt zum Impfzentrum fahre." Auch der 55-Jährige hat sich für das Vakzin von Johnson und Johnson entschieden, "so wie 95 Prozent der Lkw-Fahrer", sagt Riepe. Er betont die verkehrsgünstige Lage an der Rentruper Straße. Die anderen zwei Drittel der Impfwilligen, die nicht Lkw fahren, kommen aus Oelde, Rheda-Wiedenbrück und Herzebrock-Clarholz. Einer sogar mit einem Traktor. Einige aus den Betrieben in dem interkommunalen Gewerbegebiet nutzten ihre Mittagspause. Das waren bislang täglich etwa 100 Leute. "1.000 wären aber möglich", so Riepe. Bei mehr Nachfrage könnte er sofort das Personal der mobilen Impfstation aufstocken. Seit klar ist, dass Geimpfte mehr Freiheiten haben, "steigen die Zahlen wieder". Allein am Mittwoch seien es 370 Erstimpfungen im Impfzentrum Gütersloh gewesen, das verursachte Wartezeiten. "Alles okay hier, alle sind locker und freundlich" An der Marienfelder Straße haben Wilhelm und Cornelia Güse aus Leopoldshöhe am Donnerstagmorgen einen Termin gehabt. Und sind auch dorthin gefahren. Von den geänderten Öffnungszeiten hatten sie nichts mitbekommen. Vor Ort kriegten sie dort den Hinweis auf die mobile Impfstation und sind noch einmal sieben Kilometer weiter gefahren. "War alles okay hier, alle sind locker und freundlich", sagen sie. Inzwischen werden die zweiten Impfungen schneller verpasst, als zu Beginn der Impfaktion, "als der Stoff noch knapp war", so Riepe. Nun wird die zweite Spritze mit Moderna nach vier Wochen gesetzt, mit Biontech/Pfizer nach drei Wochen. Nur die dritte Immunisierung, die gibt es noch nicht, auch "wenn viele Leute die täglich bei uns einfordern". Doch dafür braucht es einen Erlass des Landes. Und der liegt noch nicht vor, "könnte aber täglich kommen", so Riepe. Sollte die mobile Impfstation am Wochenende mehr Zulauf als bislang bekommen, "entscheide ich spontan, ob sie hier länger bleibt", sagt Riepe. Denn alles auf die Aurea zu bekommen, war nicht ohne. Allein die Hinweisschilder einer Spezialfirma für die Autobahn hätten "mehrere 1.000 Euro gekostet". Die Kreisfeuerwehr übernahm den Transport, platzierte die Container, sorgte über ein Aggregat für die Stromversorgung. "Das ist ein zu hoher Aufwand, sollten die Besucherzahlen hier so weiter dümpeln."

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