SC Wiedenbrück holt vor Publikum ein Remis und verabschiedet acht Spieler

Rheda-Wiedenbrück. "Wir präsentieren die aktuelle Zuschauerzahl: Wir bedanken uns bei 130 Zuschauern - ausverkauft." Lange hat man auf so eine Durchsage warten müssen - am Freitagabend im Wiedenbrücker Jahnstadion war es erstmals nach vielen Corona-Monaten ohne Kulisse wieder der Fall. Dass sich zum Regionalliga-Heimspiel des SC Wiedenbrück gegen den 1. FC Köln II nicht 130, sondern wohl nur gut 80 der vom Ordnungsamt maximal genehmigten Besucher mit einem Nachweis von Negativtest, Impfung oder Genesung auf der Sitzplatztribüne registrieren ließen, tat nichts zur Sache. Das neue Maskottchen des SCW, ein kräftiger Löwe, der noch auf die Namensgebung wartet, bemühte sich um Stimmung, und tatsächlich ließ sich das überwiegend seniorenhafte Publikum zu der ein oder anderen La Ola hinreißen. Verdient hatten die Fußballer die Unterstützung und den Applaus gleich in zweifacher Hinsicht. Zum einen lieferte das Team von Trainer Daniel Brinkmann im letzten Heimspiel der Saison eine starke Leistung und knöpfte dem wie eine Spitzenmannschaft auftrumpfenden Tabellenfünften vom Rhein mit dem 1:1 verdientermaßen einen Punkt ab. Zum anderen verabschiedete der Vorstand vor dem Anpfiff acht Spieler, die in ihrer mehr oder weniger langen Wiedenbrücker Zeit untadeligen Einsatz für die Blau-Schwarzen gezeigt hatten. Dazu später mehr. Starke Saison soll am Samstag in Lotte gekrönt werden Das Remis gegen den Kölner Bundesliga-Nachwuchs verhalf dem Aufsteiger zumindest vorerst zum Sprung auf Rang neun - nach dem Vereins-Punkte-Rekord das zweite Bonus-Ziel nach der frühzeitigen Sicherung des Klassenerhalts. Jetzt geht am kommenden Samstag bei den Sportfreunden Lotte darum, die Krönung einer starken Saison perfekt zu machen. Daran, dass seine Mannschaft auch im letzten Saisonspiel vollen Einsatz zeigen wird, hat Daniel Brinkmann überhaupt keinen Zweifel. Der Trainer begeisterte sich nämlich an dem von Tempo, Spielfreude, Kampfgeist und Intensität geprägten Siegeswillen, den alle Spieler an den Tag legten, obwohl es um nichts Existentielles mehr ging. "Das spricht für die Charakterstärke beider Mannschaften", so der 35-jährige Ex-Profi. Die von Mark Zimmermann trainierten Kölner hatten dabei in der ersten Halbzeit den größeren und etwas souveräneren Anteil am Ballbesitz. Der SC Wiedenbrück hatte aber die klareren Chancen. Erst wurde einem herrlichen Kopfballtor von Bjarne Pudel nach einer Freistoßflanke von Phil Beckhoff wegen einer Abseitsstellung die Anerkennung versagt (34.). Vier Minuten später scheiterte Oliver Zech mit einem durch ein Foul an Beckhoff verursachten Elfmeter am überzeugenden 19-jährigen FC-Keeper Vincent Friedsam. Fast im direkten Gegenzug (40.) verwertete Tim Lemperle einen glänzenden Pass durch die Schnittstelle der Wiedenbrücker Abwehr zur Kölner Führung. Noch vor der Pause wurde die Moral der Gastgeber durch das 1:1 belohnt: Niklas Szeleschus verwandelte eine Flanke von Fabian Brosowski - der neunte Saisontreffer des 24-Jährigen. Die größte Chance in der 2. Halbzeit hatte Jacob Anton Jansen in der 81. Minute, als er bei einem Konter eine Wiedenbrücker Fehlerkette ausnutzte, letztlich aber nur das Außennetz des verwaisten Tores traf. Viktor Maier scheiterte in der 83. Minute mit der besten Chance der Hausherren an Friedsam. Bemerkenswert: In der 85. Minute feierte Vadim Thomas acht Monate nach seiner in einem Bezirksligaspiel erlittenen Knieverletzung sein vom Trainer versprochenes Dankeschön-Comeback. "Das Unentschieden geht absolut in Ordnung, ich bin voll zufrieden", sagte Daniel Brinkmann. In der nächsten Saison gehört übrigens sein Bruder Marcel zum Staff. Der 30-Jährige, bislang im Kreis Detmold im Nachwuchsbereich tätig, unterstützt vor allem im Bereich Scouting und Videoanalyse. Stürmer Ufumwen Osawe entscheidet sich für Vertragsverlängerung Nicht mehr davon profitieren können die acht Spieler, die den SC Wiedenbrück am Saisonende verlassen. Patrick Poppe, am Freitagabend erst Stadionsprecher und dann Ersatzkeeper, bedachte jeden mit netten, originellen und persönlichen Worten. Vom Verein gab es ein großes eingerahmtes Bild. Zu den bereits bekannten Wechslern Xhuljo Tabaku, Durim Berisha (beide Wuppertaler SV), Phil Beckhoff (Borussia Mönchengladbach II), Viktor Maier (Eintracht Rheine) und Vadim Thomas (FC Nieheim) gesellten sich als Abgänge noch Aykut Soyak, Christian Will und Lucas Klantzos, deren neue Klubs noch nicht genannt wurden. Auch für Ufumwen Osawe war ein Präsent vorbereitet gewesen, doch kurzfristig entschied sich der 22-jährige Stürmer, der in den letzten Wochen einen großen Sprung nach vorne gemacht hat, das Angebot einer Vertragsverlängerung anzunehmen. "Es sind alles Top-Jungs", sagte Daniel Brinkmann über die abwandernden Spieler. Gleichwohl hält er eine gewisse Fluktuation für unvermeidbar und notwendig. Insbesondere für den 20-jährigen Stürmer Klantzos, ein Wiedenbrücker Eigengewächs, hätte sich der Trainer auch einen Verbleib vorstellen können. Da er ihm aber für die nächste Saison keine regelmäßigen Einsätze in großer Zahl garantieren könne, sei ein Umweg die richtige Entscheidung, um später vielleicht einmal zum SC Wiedenbrück zurückzukehren. SC Wiedenbrück: Beermann - Hüsing, Zech, Pudel, Latkowski - Geller - Kaplan, Brosowski (61. Demming) - Beckhoff (61. Maier), Osawe (61. Tabaku), Szeleschus (85. Thomas). Im Aufgebot: Aciz, Poppe (Tw). 1. FC Köln II: Friedsam - Islamovic, Laux, Voloder - Futjeu (46. Zorn), Olesen (62. Ksiounar), Petermann, Akalp (75. Klump) - Wydra (78. Jansen, Lemperle, Musculus. Im Aufgebot: Hagemoser (Tw). Schiedsrichter: Florian Visse (Ibbenbüren). Gelbe Karten: Beckhoff (8), Kaptan (15) - Wydra (1), Musculus (3). Tore: 0:1 (40.) Lemperle, 1:1 (43.) Szeleschus.

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