Modernisierung des Ratskellers wird schneller fertig als geplant

Rheda-Wiedenbrück. Das Baugerüst vor der Fassade des Ratskellers an der Langen Straße ist nach fünf Monaten verschwunden. Im Inneren des Fachwerkhauses sind weiterhin Handwerker aktiv, aber erst, wenn die Übernachtungsgäste das Hotel verlassen haben. Eigentlich sollten die Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen Ende 2020 fertig sein. "Jetzt schaffen wir es wohl schon Anfang September", sagt Hendrik Höner. Möglich macht das Corona. Fast zwei Monate stand das Hotel komplett leer, auch das Restaurant war "zeitweise auf Null runtergefahren". Die Zeit wurde genutzt, um bis zu zwölf Zimmer gleichzeitig zu modernisieren. "Hier ist Aufbruch, hier ist Zukunft." Auch wenn die zwei Lockdowns für Hotellerie und Gastronomie wahrlich keine leichte Zeit waren, nirgendwo, sagt Höner. Er ist Geschäftsführer der HVG-Verwaltungsgesellschaft, die den Ratskeller von Familie Surmann gekauft und seit April 2019 an Stefan Bader und Miriam von der Wöste-Bader verpachtet hat. Das Ehepaar ist "dankbar, die HVG an unserer Seite zu haben". Ohne diesen finanziellen Background sähe es in der Eröffnungsphase des Hauses in pandemischen Zeiten wohl schlecht aus. "Da verrottet in den nächsten 50 Jahren nichts mehr" "Altbauten werden immer viel teurer als geplant", so Höner. Er weiß, wovon er spricht. Seine Familie hat schon andere Gebäude in der Stadt saniert, beispielsweise Haus Ottens. Am Ratskeller sind veraltete Rohre aufgetaucht, Dämmungen waren marode und die Fassade zeigte einen schlechten Zustand. "In den 1970er Jahren wurden viele konstruktive Fehler gemacht", wie sich beim Öffnen der Wände zeigte. Fast alle Balken hätten sich in Torf verwandelt und mussten durch Eichenholz ersetzt werden. Erneuert hat die Holzbildhauerin Petra Rentrup originalgetreu Verzierungen und Inschriften der Fassade. Nun strahlen die Sprüche und die Sonne im Giebel wieder, mit Blattgold verkleidet. "Da verrottet in den nächsten 50 Jahren nichts mehr", sagt Höner, dass an keiner Stelle Kompromisse eingegangen wurden. Ein Grund: "Ich will bis zur Rente nichts mehr damit zu tun haben", meint der 55-Jährige augenzwinkernd. Im Inneren des Fachwerkhauses wurden schon 22 der Gästezimmer modernisiert. "Bei zwei liegen wir in den letzten Zügen und sechs kommen noch", sagt von der Wöste-Bader. Installationen und Heizungen wurden erneuert. Ausstattungsmerkmale wie Safes und Klimaanlagen sind hinzugekommen. "Das erwarten Geschäftsleute", sagt die Fachfrau, die den Ratskeller "als Business-Hotel an einem wirtschaftliche starken Standort" ausrichtet. Freizeitreisende seien auch "selbstverständlich willkommen". "Kein Zimmer ist, wie es war" Jede der sieben Etagen hat ein anderes Farbkonzept. Gestaltet sind alle Zimmer individuell, jedes hat eine Fototapete mit einem historischen Wiedenbrücker Motiv. "Kein Zimmer ist, wie es war", sagt Höner. Neben einzelnen alten Elementen wie Stuhl oder Lampe stehen darin Möbel von Musterring. Hendrik Höner ist einer der persönlich haftenden Gesellschafter des Anbieters von Möbeln und Einrichtungsprodukten. Für ihn ist das Zimmer mit der Nummer 61 "das lustigste". Eigentlich sind es zwei Räume, von denen einer zuvor als Lager genutzt wurde. Verbunden sind sie durch einen Balkon, von dem man einen "traumhaften Blick hat", sagt Bader. Neu sind auch zwei Langzeit-Appartements mit Kochecke, als "kleines Zuhause auf Zeit". Manche Überlegung ist erst während des Umbauprozesses entstanden. "Man lebt mit dem Objekt" sagt Höner. Dazu gehört auch die Idee, die an den Konferenzraum grenzende Dachterrasse mit Blick auf die Lange Straße zu nutzen. "Sehen und gesehen werden gehört ja in Wiedenbrück dazu", meint von der Wöste-Bader. Über der vom Marktplatz azs zugänglichen Garage steht ein kleiner Fachwerkbau. "Er hat zu viel Flair, um ihn nur mit Sachen voll zu stopfen", sagt Bader. Genutzt werden könnte dieser Teil des Ratskellers für After-Work-Abende. Genaueres steht aber noch nicht fest. Der Wellnessbereich soll modernisiert und für Bürger geöffnet werden Auch die Investitionssumme ist unklar. Für den Umbau der Küche, die nach vier Monaten im Oktober 2018 in Betrieb genommen wurde, hatte die HVG 450.000 Euro ausgegeben. Wie viele Euro dazu gekommen sind, sagt Höner nicht, spricht aber "von einer massiven Kostenüberschreitung". Im September vor zwei Jahren war er von einem Volumen für Umbau und Renovierung von 750.000 Euro ausgegangen. Noch sind die Arbeiten im und am Ratskeller auch nicht vollendet. Im kommenden Jahr wird die Fassade zum Marktplatz saniert. Dann wird auch das Treppenhaus erneuert. Angedacht ist zudem, den Wellnessbereich aus den 1970er Jahren in der siebten Etage, der aktuell "aus einer Sauna, zwei Liegen und einem Springseil" besteht zu modernisieren. Ausgestattet mit Fitnessgeräten und eventuell einem Massageangebot soll er dann auch für Rheda-Wiedenbrücker geöffnet werden.

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