Rheda-Wiedenbrück Minister Gabriel lobt Tönnies

Rheda-Wiedenbrück. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel war nach dem Besuch im größten Schweineschlachthof Europas voll des Lobes: &bdquo;Es ist unglaublich beeindruckend, was Ihre Familie hier seit 1971 aufgebaut hat“, sagte der SPD-Vorsitzende an Konzernchef Clemens Tönnies gewandt. Er habe erfahren, dass alles damals mit einer Metzgerei, sechs Kindern und sieben Schweinen angefangen habe, so Gabriel: &bdquo;Das ist eine große Erfolgsgeschichte.“Heute sei Tönnies nicht nur Marktführer, sondern auch bei den Arbeitsbedingungen und bei den Tierwohlbestimmungen &bdquo;an der Spitze in der Branche“, lobte Gabriel.Der Minister hatte sich bei seinem dreistündigen Besuch ausgiebig das Werk angesehen und mit Clemens Tönnies und den Konzernmanagern Josef Tillmann, Frank Duffe, Christian Kreuter und Daniel Nottbrock über die Zustände in der Fleischindustrie gesprochen. Es ging um Themen wie den besorgniserregenden Einsatz von Antibiotika in der Geflügelmast, aber vor allem auch um die Arbeitsbedingungen in der Branche und die Debatte über den Einsatz von Werkverträgen. Solche Werkverträge seien sinnvoll, wenn man die nötigen Arbeitskräfte anders nicht finden könne, so Gabriel. &bdquo;Aber wir erleben auch, dass Werkverträge in Wahrheit verdeckte Arbeitnehmerüberlassung oder Scheinselbstständigkeit sind.“ Auch die Regeln zu Arbeitszeiten oder Löhnen würden nicht überall eingehalten.Mit dem &bdquo;Sögeler Weg“ – einem am Standort Sögel erprobten Vorgehen zur Verbesserung der Arbeits-, Lebens- und Wohnbedingungen der Werkvertragsarbeiter – habe Tönnies als Vorreiter bereits einiges unternommen, um das Problem zu lösen. Jetzt gehe es darum, die Branche im Kampf gegen den Missbrauch des Arbeitsrechts mitzunehmen. Wenn Menschen – wie es in Niedersachsen geschehen sein soll – in Fabriken arbeiten, aber im Wald leben müssten, sei das ein Grund, sich als Deutscher zu schämen.Tönnies habe Mitarbeitern heute in seiner Anwesenheit angeboten, aus Werkverträgen in eine Festanstellung zu wechseln, sagte Gabriel. &bdquo;Warum machen viele Mitarbeiter das nicht? Der Grund ist einfach – deutsche Sozialversicherungsbeiträge reduzieren das Bruttogehalt mehr als die Abgaben in den Heimatländern.“ Die betreffenden Mitarbeiter kämen zudem oft aus Ländern, wo Staat, Politik und Gewerkschaften in Verruf seien &bdquo;und wo deutsche Arbeitsschutzbestimmungen völlig unbekannt sind“.Abhilfe könne durch Informationen über gemeinsame Rechte geschaffen werden sowie durch Kontrollen von Arbeitszeiten und Versicherungsverhältnisse. Rechtliche Veränderungen seien daher geplant. Gebraucht werde dafür aber die Unterstützung durch die Branche, appellierte Gabriel.Clemens Tönnies betonte die vielfältigen Bemühungen seines Unternehmens zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der Mitarbeiter aus 28 Nationen – bis hin zur Schaffung von 23 Betriebs-Fußballmannschaften. &bdquo;Ohne Verbesserungen kann man nicht Marktführer bleiben“, sagte Tönnies. Und mit unzufriedenen Mitarbeitern sei keine Spitzenqualität machbar. Neben dem Mindestlohn müsse es daher auch Standards für die Lebensbedingungen geben. Allerdings stehe der Konzern in einem scharfen Wettbewerb: &bdquo;Wir dürfen deswegen nicht überziehen.“Tönnies wiederholte: &bdquo;Jeder, der fest angestellt werden will, bekommt eine Festanstellung von uns.“