Bielefeld

Scharfe Töne im Tönnies-Streit

Richter Schröder erwartet lange Prozessdauer / Drei Zeugen bestätigen Gleichstellungs-Versprechen

Kläger Robert Tönnies (l.) begrüßte seinen Onkel Clemens (r.), der mit seinem neuen Rechtsanwalt Tobias Bürgers (2. v. l.) bereits geraume Zeit zuvor im holzvertäfelten alten Schwurgerichtssaal des Bielefelder Landgerichts Platz genommmen hatte. | © Fotos: Andreas Zobe

12.11.2014 | 12.11.2014, 00:00
Robert kam mit Ehefrau Sarah Tönnies (l.), Zeugen zufolge hatten die Tönnies-Frauen bisher im Konzern nur geringen Einfluss.
Robert kam mit Ehefrau Sarah Tönnies (l.), Zeugen zufolge hatten die Tönnies-Frauen bisher im Konzern nur geringen Einfluss.

Swienty bestätigte im Zeugenstand, dass Bernd Tönnies schon 1988 zur gleichberechtigten Beteiligung seines Bruders bereit war, um ihn zu halten. Der Notar hatte einen schriftlichen Vermerk dazu angefertigt. Auf Detailfragen des Vorsitzenden Richters der 9. Zivilkammer, Jörg Schröder, musste Swienty aber passen. Entscheidend sei die generelle Zusage des älteren Bruders gewesen, nicht die Einzelheiten. Dass die Besitzverhältnisse in der Folgezeit jahrelang unverändert blieben, sei "typisch Tönnies" gewesen. Auch die Frage nach einer Gegenleistung von Clemens Tönnies sei damals kein Thema gewesen.

Gleichstellung nicht im Testament erwähnt

In dem 1993 von Bernd Tönnies verfassten Testament steht nichts von einer Gleichstellung. Evelin Tönnies (60), die Ehefrau von Bernd Tönnies, zweifelte vor Gericht die Existenz des Gleichstellungsversprechens an. Ihr Mann sei ein Macher gewesen: "Wenn er die Gleichstellung gewollt hätte, hätte er sie auch umgesetzt."

Ihre Schwägerin Annette Herrmann (70), eine Schwester von Bernd und Clemens, offenbarte als Zeugin schmutzige Familienwäsche: Sie sprach über heftigen Streit der Eheleute Bernd und Evelin, über eine heimliche Geliebte und darüber, dass Bernd seinen Bruder auf dem Krankenbett lobte. Er habe sich zur Gleichstellung verpflichtet gefühlt.

Auch Geschäftsführer Josef Tillmannder (61), seit 1991 bei Tönnies, bestätigte das Versprechen. Der Anteil von Clemens Tönnies sollte aufgestockt werden, zumal Clemens wachsende Verantwortung trug. Wenige Tage vor dem Tod von Bernd Tönnies am 1. Juli 1994 - "ich glaube, am 25. Juni" - habe er mit dem Gründer telefonisch eine Dreiviertelstunde über die Zukunft gesprochen. "Ich pack´s nicht mehr", habe Bernd Tönnies gesagt.

Robert Tönnies und seine Anwälte Mark Binz und Alexander Burger widersprachen: Seit dem 24. Juni habe Bernd Tönnies im Koma gelegen.

Vor der Beweisaufnahme mahnte Richter Schröder die Parteien, bis zum Urteil könnten Monate oder Jahre vergehen. Einigungsgespräche scheiterten zuvor an der Frage, wie lange Clemens Tönnies noch an der Firmenspitze stehen darf. Robert Tönnies wollte ihm nur sechs bis neun Monate Übergangszeit gewähren, bis er sich in den Aufsichtsrat zurückziehen sollte. Clemens Tönnies will aber mindestens fünf bis sechs Jahre das Sagen behalten.

Das Gericht will am 19. Januar verkünden, ob es schon ein Urteil gibt oder eine weitere Beweisaufnahme.