Harsewinkel

Harsewinkel bangt um Helmut Claas

Zustand nach Unfall und Notoperation in Gütersloh stabil / Auch Fahrer schwer verletzt

27.10.2013 | 28.10.2013, 06:29
Mit Holzbalken wird der Mercedes S 500, in dem Helmut Claas und sein Fahrer verunglückten, gegen ein Umkippen gesichert. Zuvor hatten die Einsatzkräfte das Dach der Limousine abgeschnitten und nach unten abgeknickt - © FOTO: ANDREAS EICKHOFF
Mit Holzbalken wird der Mercedes S 500, in dem Helmut Claas und sein Fahrer verunglückten, gegen ein Umkippen gesichert. Zuvor hatten die Einsatzkräfte das Dach der Limousine abgeschnitten und nach unten abgeknickt | © FOTO: ANDREAS EICKHOFF

Harsewinkel. Der schwere Verkehrsunfall auf dem Heerdamm, bei dem am  Donnerstagabend ein Mann (58) aus Münster starb und Claas-Seniorchef Dr. Helmut Claas (87) lebensgefährlich und sein Fahrer (65) schwer verletzt wurden, bewegte am Freitag die  Menschen in der Mähdrescherstadt Harsewinkel (Kreis Gütersloh) und auch weit darüber hinaus. Der trotz seines Alters rüstige Firmenpatriarch musste sich kurz nach seiner Einlieferung in  ein Gütersloher Krankenhaus gegen Mitternacht einer Notoperation  unterziehen.

"Der Zustand von Herrn Dr. Claas wird von seiner Familie als  stabil bezeichnet", teilte Unternehmenssprecher Jörg Huthmann am Freitag mit.  Mit der Familie bangt eine ganze Stadt um eine mit seiner Heimat verbundene Persönlichkeit.

Nach dem Notruf hatte die Kreisleitstelle der Feuerwehr sofort zwei  Notärzte aus Harsewinkel und Warendorf sowie Rettungswagen aus Harsewinkel,  Versmold und Sassenberg alarmiert. Das im nahen Beelen stationierte Fahrzeug war  zu diesem Zeitpunkt nicht einsatzbereit. Ferner wurden gemäß der Alarm-  und Ausrückordnung (AAO) der Freiwilligen Feuerwehr Harsewinkel die  Löschzüge Harsewinkel und Greffen mit rund 30 Einsatzkräften alarmiert. Die Notärztin aus Harsewinkel kümmerte sich nach ihrem Eintreffen umgehend um Helmut Claas, nachdem sie feststellen musste, dass der Fahrer in dem Ford-Focus verstorben war und Claas\' Fahrer Heinrich Ringemann (65) sich selbst aus dem Wrack hatte befreien können. Ihre Warendorfer Kollegin kümmerte sich wenig später um ihn. "Nach einer ersten Untersuchung entschloss sich die Notärztin, dass wir  den Mitfahrer auf der Rückbank der S-Klasse patientenschonend retten",  berichtete Harsewinkels Stadtbrandinspektor Andreas Feismann am Freitag. Daraufhin wurden die  Verbindungsholme der Karosserie zum Dach mit einer hydraulischen Schere  durchtrennt. "Es war eine aufwendige Rettungsaktion", umschreibt der  Feuerwehrchef die rund 30 Minuten andauernden Arbeiten, ehe Helmut Claas in einem der Rettungswagen weiterbehandelt werden konnte.

Aufgrund der ersten Untersuchungen entschloss sich die Medizinerin, den  Schwerstverletzten auf dem schnellsten Weg in das nächstgelegene und geeignete Krankenhaus einzuliefern. Im Klinikum Gütersloh wurde der Unternehmer dann kurz  vor Mitternacht mehrere Stunden notoperiert. Sein Fahrer wurde in ein Warendorfer Krankenhaus eingeliefert.

Am Unfallort machte sich auch der Erste Polizeihauptkommissar Udo  Linnenbrink als Leiter des Verkehrskommissariates der Kreispolizeibehörde  Gütersloh ein Bild des Geschehens. "In Absprache mit der Staatsanwaltschaft  Bielefeld wurde ein Sachverständiger für die Beweissicherung und Dokumentation beauftragt", so Linnenbrink am Freitag.

Die ersten Untersuchungen an der Unfallstelle bestätigten die Vermutungen,  dass der tödlich verletzte Focus-Fahrer (58) aus Münster bei seiner Fahrt in Richtung  Beelen kurz vor der Kreisgrenze auf die Gegenfahrbahn geriet und dort mit  der schweren Limousine von Helmut Claas, einem Mercedes S 500, zusammenprallte. Claas war allem Anschein nach angeschnallt – der Sicherheitsgurt an seinem Platz im Fond hinter dem Beifahrersitz wies entsprechende Spuren auf. Offenbar stießen die Fahrzeuge ungebremst zusammen. "Die Beschädigungen an den Fahrzeugen deuten auf eine hohe Energie des Zusammenstoßes hin, Brems- oder Blockierspuren haben wir nicht gefunden", berichtete Linnenbrink von der stundenlangen Spurensuche.

Bis 2 Uhr  leuchtete die Feuerwehr die Unfallstelle aus, suchten  Polizisten und Sachverständige beispielsweise die sogenannte Schlagmarke  – den genauen Ort, wo die beiden Fahrzeuge frontal zusammenprallten. Nach der intensiven Suche wurden die weit verstreuten Trümmerteile auf der  Fahrbahn beseitigt und die Unfallspuren (Reifen- oder Kratzspuren)  fotografisch gesichert. Beide Fahrzeuge wurden sichergestellt. Der Sachschaden wird auf 83.000 Euro geschätzt.

Geschockt und besorgt äußerte sich Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide: "Wir sind natürlich in Gedanken bei Helmut Claas, seiner Familie und seinem Fahrer. Auch bei uns sitzt der Schrecken ganz schön tief." Der Unfall überschattet das Jubiläum des Weltkonzerns, der 2013 seit 100 Jahren besteht.