Harsewinkel

Eine Raubkatze macht Weltkarriere

NW-SERIE "DAS CLAAS-JAHRHUNDERT 1913 BIS 2013" / Teil 13: Der Jaguar

26.05.2013 | 26.05.2013, 02:57
Das Gras wird mit einer Pick Up aufgesammelt, von der Maschine kleingehäckselt und in einen Ladewagen (im Hintergrund) geschleudert. - © FOTOS/REPROS: HORST BIERE
Das Gras wird mit einer Pick Up aufgesammelt, von der Maschine kleingehäckselt und in einen Ladewagen (im Hintergrund) geschleudert. | © FOTOS/REPROS: HORST BIERE

Harsewinkel. Das Häckseln von grünen Pflanzen ist eine der zentralen Erntearbeiten in der internationalen Landwirtschaft. Heute mehr als je zuvor. In unseren Tagen konkurrieren grünpflanzenhungrige Biogasanlagen ständig mit der Futtermittelproduktion für Rinder und andere Nutztiere. Die Schlüsselmaschine für beide Bereiche ist der Feldhäcksler.

Jaguar heißt der PS-starke selbstfahrende Feldhäcksler bei Claas, denn den Namen der Raubkatze hatte das Unternehmen im Jahre 1970 von der Firma Speiser in Göppingen übernommen - zusammen mit der fortschrittlichen Häckseltechnik.

Warum Häckseln? In der Landwirtschaft wurden Grünpflanzen wie Gras zerkleinert, um sie für die Tiere verdaulicher zu machen. Ende der 1960er Jahre kam ein neuer Trend ins Spiel: der rasant zunehmende Maisanbau. Und der verlangte nach leistungsstarken selbstfahrenden Feldhäckslern. Claas hatte die gezogenen Häcksler von Speiser zunächst weitergebaut. Doch dann wurde Firmenlenker August Claas auf findige Landmaschinenhändler und Lohnunternehmer aufmerksam.

Eine Maschine mit viel Potential

Claas-Vertriebspartner wie die Firma Hanneforth in Steinhagen-Brockhagen hatten etwas ganz Neues konstruiert, um den Mais noch schneller und rationeller ernten zu können: aus gebrauchten Mähdrescherteilen und Häckslerkomponenten fertigten sie erste selbstfahrende Feldhäcksler. Seniorchef August Claas erkannte das Potential und unterstützte die Konstruktionen. Claas lieferte dem ideenreichen Vertriebspartner im ersten Schritt für acht Maschinen die Mähdrescher-Komponenten wie Achsen, Getriebe, Motoren, Kabinen und Hydraulik. Dazu neue Speiser-Häcksler mit Pick-Up und zweireihigem Maisgebiss. Erst anschließend übernahm die Claas-Entwicklungsabteilung die Perfektionierung der selbstfahrenden Häcksler.

Im ersten Produktionsplan beschloss Claas, 30 Maschinen des Typs Jaguar 60 SF zu bauen und zur Grünfutterernte 1973 auf den Markt zu bringen. Es war die Geburtsstunde einer Maschine, mit der Claas nach nur wenigen Jahren zum Weltmarktführer avancierte. August und Paula Claas ließen es sich nicht nehmen, im Kreise engster Mitarbeiter die ersten Claas-Selbstfahrer-Häcksler eigenhändig mit Seriennummern zu kennzeichnen.

Mitten in der ersten Ölkrise, als die OPEC beschloss, den Rohölpreis von (aus heutiger Sicht lächerlichen) drei auf fünf Dollar je Barrel zu erhöhen und als Sonntagsfahrverbote die Bundesrepublik bewegten, lief die neue Maschinengattung auf die Felder der Welt.