Scharfe Kritik an Claas - jetzt kontert Weltkonzern aus Harsewinkel

Harsewinkel. Der Beitrag liest sich wie die Abrechnung eines enttäuschten Managers inkognito oder wie eine Flankierung zu einer Unternehmensübernahme: In der Sonderausgabe des &bdquo;Manager-Magazins“ mit dem Titel &bdquo;Die 500 reichsten Deutschen“ wird auch das Unternehmen Claas analysiert. &bdquo;Festgefahren“ ist die sechsseitige Abhandlung überschrieben, die Führungskultur, die angeblich durch Chipmangel gelähmte Produktion, Gewinnmarge und das aktuell stillgelegte Werk in Krasnodar beleuchtet. Vor allem adressiert das &bdquo;Manager-Magazin“ Kritik an Haupteignerin Cathrina Claas-Mühlhäuser (47), Tochter des verstorbenen Firmenchefs Helmut Claas, die 60 Prozent der Firmenanteile hält. Die 47-Jährige, im Beitrag als &bdquo;Mähdrescher-Matriarchin“ bezeichnet, würde zuweilen &bdquo;ihre Topleute zusammenstauchen“. Diese von der Unternehmenskommunikation als &bdquo;tendenziös und bewusst polarisierend“ eingestufte Darstellung stößt im Hause Claas, das großen Wert auf seine sehr persönliche und verantwortungsvolle Mitarbeiterkultur legt, sauer auf. &bdquo;Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu handelnden Personen“, lautet hierzu die knappe Antwort. Chipmangel offenbar behoben Beschrieben wird im Artikel ferner, dass viele Landmaschinen zurzeit nicht ausgeliefert werden können und neben dem Stammsitz zwischengeparkt seien. Claas hatte im Sommer einen Mangel an Bauteilen, auch einen Chipmangel, bekannt gemacht. &bdquo;Wir haben die Situation bei der Versorgung mit Chips gut im Griff und halten unsere Lieferzusagen“, erklärt das Unternehmen nun. Seit dem Sommer habe sich die Situation erfreulicherweise verbessert. &bdquo;Jedoch sind die Lieferketten weiterhin brüchig“, lautet die vorsichtige Analyse. Das &bdquo;Manager-Magazin“ bewertet die Marge von Claas wegen der guten Umsatzentwicklung der Branche von plus 20 Prozent im Jahr 2021 als &bdquo;zu gering“. Der Claas-Umsatz sei seit 2012 um 40 Prozent gesteigert worden, aber der Gewinn habe bis 2020 im einstelligen Bereich &bdquo;oszilliert“, rechnet das Blatt vor. Claas: Umsatzplus von 20 Prozent im Jahr 2021 Claas bestätigt die Umsatzentwicklung seit 2012. Mit dieser liege man über dem Wachstum wichtiger Wettbewerber, betont die Konzernleitung. Das gelte auch für die Umsatzrendite. Im Jahr 2021 habe es ein Umsatzplus von 20 Prozent gegeben. Zugleich habe sich das Ergebnis mehr als verdoppelt. Das Magazin zieht aus den Zahlen eigene Schlüsse: Der Konzern könnte mit 4,8 Mrd. Euro Umsatz und 12.000 Mitarbeitern auf Dauer zu klein sein, um sich global zu behaupten, mutmaßt das Blatt. Und führt die US-Unternehmen John Deere, Agco, wo der frühere Claas-Manager Martin Richenhagen (67) zwei Jahrzehnte die Geschäfte führte, und Kubota an, die alle drei größer seien. Claas habe laut Richenhagen seine Fusionsangebote stets abgelehnt. CEO Thomas Böck kontert die Darstellung Zu Wort kommt von Claas-Seite nur Geschäftsführer Thomas Böck (51), zugleich Sprecher der Geschäftsführung. Böck kontert die Darstellung, Claas produziere zu wenig bezogen auf die Kundenwünsche: &bdquo;Der Kundennutzen ist entlang des Entwicklungsprozesses in den Mittelpunkt gerückt.“ Claas betrachte er als Vorreiter in der Digitalisierung. Innerhalb der Branche sehe sich Claas laut Böck eher als Apple: &bdquo;Wir denken anders als die Anderen.“ Auch hinsichtlich der Größe widerspricht der CEO. &bdquo;Größe allein nützt nichts“, lautet seine Erkenntnis. Mitglieder der Familie, wie Claas-Mühlhäuser oder deren Cousin Jan-Hendrik Mohr, hätten dem Magazin zufolge keine Fragen beantworten wollen. Das 2005 eröffnete und zurzeit stillliegende Werk im südrussischen Krasnodar ist ein wunder Punkt. &bdquo;Wir sind schockiert von der Gewalt in der Ukraine und dem Leid der Menschen, die dort leben“, erklärt der Konzern, der sich als Familienunternehmen seinen Kunden und Mitarbeitenden unabhängig von Herkunft und Nationalität besonders verpflichtet fühle. Lesen Sie auch: Das große Claas-Dilemma in Russland Russland sei für die weltweite Ernährungssicherheit mit 20 Prozent des globalen Handelsvolumens von Weizen von herausragender Bedeutung. Daher könne sich Claas eine vollständige, dauerhafte Isolation dieses Agrarmarktes schwer vorzustellen. Claas hält an der Aktivität in Russland fest &bdquo;Wir sehen es als unseren Auftrag, durch effiziente Landmaschinen zur Sicherung der globalen Nahrungsmittelversorgung beizutragen. Nahrungsmangel trifft vor allem die Ärmsten dieser Welt“, heißt es in der Antwort auf die Fragen der &bdquo;NW“. Deshalb hätten die &bdquo;G 7“ jüngst hervorgehoben, dass die Sanktionspakete nicht auf Nahrungsmittel abzielten und die landwirtschaftliche Produktion gewährleistet sein müsse. Daher halte Claas an der Aktivität in Russland fest. Mittel- und langfristig bleibe die Situation dort mit großen Unsicherheiten behaftet. &bdquo;Wir halten uns strikt an die Regularien, Auflagen und Beschränkungen, inklusive der Sanktionen“, betont der Konzern.

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