Unternehmer Helmut Claas ist tot: "Ein liebenswerter Mensch ist gegangen"

Harsewinkel. Helmut Claas ist am Dienstag gestorben. Mit der Familie und allen Angehörigen des 94 Jahre alt gewordenen Landtechnik-Pioniers trauern Freunde und Weggefährten, die weltweit 11.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Geschäftspartner und Vertreter der gesamten Agrarbranche, aber auch Vereine und eine ganze Stadt, die einen ihrer großen Söhne verloren hat. &bdquo;Der Tod von Helmut Claas hinterlässt eine nicht zu schließende Lücke in der Welt der Agrartechnik. Seine Familie, alle Gesellschafter, Konzernleitung sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trauern um eine große Persönlichkeit und werden die Claas-Gruppe in seinem Sinne weiter entwickeln", erklärte der Konzern. "Ich bin traurig, weil ein so liebenswerter Mensch gegangen ist" &bdquo;Er war ein Ehrenbürger im besten Sinne des Wortes", sagte Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide am Mittwoch über den langjährigen geschäftsführenden Gesellschafter, Aufsichtsratsvorsitzenden und Vorsitzenden des Gesellschafterausschusses. Mit seinem unternehmerischen Mut, seiner Weitsicht, seinem Engagement und seinem Streben, immer wieder die besten Köpfe nach Harsewinkel zu holen, habe Helmut Claas unendlich viel für die Stadt getan, erklärte die Bürgermeisterin. &bdquo;Ich bin aber auch traurig, weil ein so liebenswerter Mensch gegangen ist", sagte Amsbeck-Dopheide, deren verstorbener Ehemann einst Konzernbetriebsratsvorsitzender bei Claas war. Persönliche Glückwünsche zur Hochzeit, zur Geburt der Kinder, aber auch zur damaligen Eröffnung ihrer Anwaltspraxis gegenüber der Claas-Villa haben ihr gezeigt, wie zugewandt Helmut Claas zeitlebens seinen Mitmenschen gegenüber war. &bdquo;Und das völlig unabhängig davon, wer ihm gegenüberstand." Hochachtung vor seinem Lebenswerk Hochachtung vor seinem Lebenswerk und der Respekt vor dem Kampfgeist des Verstorbenen, der auch nach einem schweren Autounfall im Jahr 2013 wieder auf die Beine kam, schwingen in den Worten mit. Auch bei dem Bürgerschützenverein (BSV) hat die Nachricht vom Tod von Helmut Claas große Betroffenheit ausgelöst. &bdquo;Er war unser einziges Ehrenmitglied", betonte Präsident Günter Austermann, welche Wertschätzung Claas genoss, der vor fast 70 Jahren in den Verein eingetreten war. &bdquo;Mit ihm ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit und ein Heimatbegeisterter gegangen", sagte Austermann, der selbst seit mehr als 40 Jahren beim Landtechnikunternehmen arbeitet. "Wir sind der Familie zu tiefem Dank verpflichtet" Auf entsprechend kurzem Dienstwege habe sich Helmut Claas, der 1958 zur Throngesellschaft seines Cousins Walter gehörte, immer über den Fortschritt des Vereins informiert. &bdquo;Wir sind der Familie zu tiefem Dank verpflichtet", erklärte Austermann. Insbesondere die Jubiläumsfeier im Technoparc im Januar 2020 zum 175-jährigen Bestehen des BSV mit 500 Gästen sei ein besonderes Geschenk der Firma an den BSV gewesen. &bdquo;Heute wissen wir, dass dies einer seiner letzten öffentlichen Auftritte war", sagte Austermann nachdenklich. Der kooperative Führungsstil des Mannes, der gut zuhören konnte und die Meinungen der Mitarbeiter ernst nahm, brachte ihm bei seinen &bdquo;Claasianern" auf allen Ebenen großen Respekt ein. Der Weg des 1926 geborenen Harsewinkelers zur bedeutenden europäischen Unternehmerpersönlichkeit war immer von persönlicher Bescheidenheit, Fleiß und Neugier geprägt, die ihm seine Eltern August und Paula Claas mit ihrer kleinen Landmaschinen-Firma mit damals etwa 100 Mitarbeitern vorgelebt hatten. 1962 wurde Helmut Claas zum Geschäftsführer Nach dem Abitur absolvierte er eine Ausbildung als Maschinenschlosser. Es folgten Praktika und praktische Studien im Gießereiwesen. Nach einem ergänzenden Landwirtschaftsstudium in Paris übernahm er die Verantwortung für die Planung und Gründung einer Claas Vertriebsgesellschaft in Frankreich, der heutigen Claas France SAS. Ab 1958 widmete er sich im elterlichen Familienunternehmen in Harsewinkel seinem Spezialgebiet, der Technik. Im Jahre 1962 wurde Helmut Claas zum Geschäftsführer bestellt. Bei der Umgründung des Unternehmens 1978 in eine Offene Handelsgesellschaft trat Claas als persönlich haftender Gesellschafter ein. Im Zuge der gesellschaftlichen Umwandlung im Jahre 1996 in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien wechselte er von der Funktion des geschäftsführenden Gesellschafters in die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden und Vorsitzenden des Gesellschafterausschusses. Unter Claas' Regie zur Erfolgsgeschichte Das Augenmerk des passionierten Jägers galt stets der Entwicklung zukunftsweisender Produkte und ihrer wirtschaftlichen Serienfertigung. In seine Ära fiel nach dem Mähdrescher-Erfolgsmodell &bdquo;Dominator" später die völlig neue Konstruktion eines Mähdreschers, des Lexion. Dieser gilt heute als der leistungsstärkste Mähdrescher der Welt. Auch der Jaguar Feldhäcksler und der Großtraktor Xerion entwickelten sich unter Helmut Claas Regie zur Erfolgsgeschichte. Im Jahre 2003 gelang ihm ein wichtiger Schritt für die Zukunft, als Claas in Frankreich das komplette Traktorengeschäft von Renault übernahm. Weiter trieb er die Internationalisierung mit dem Aufbau und Ausbau von Produktionsstandorten in Russland, den USA und China voran. In die Hall of Fame aufgenommen Universitäten in Ungarn, Großbritannien, Bulgarien und Deutschland verliehen Helmut Claas die Ehrendoktorwürde. So erhielt er im Jahre 2000 den Titel des &bdquo;Doktors der Agrarwissenschaften" ehrenhalber der Universität Stuttgart-Hohenheim, die ihn 2004 in den Ehrensenat berief. Im Juni 2009 verlieh ihm die Moskauer Gorjatschkin Universität den Titel eines Professors e.h. Ebenfalls 2009 erhob die Republik Frankreich Helmut Claas in den Rang eines Ritters der französischen Ehrenlegion und würdigte damit seine Verdienste als Pionier der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Im November 2013 wurde Helmut Claas in die Hall of Fame der &bdquo;American Equipment Manufacturers" (AEM) aufgenommen. Ein Höhepunkt war 2017 die Verleihung der Dieselmedaille durch das Deutsche Institut für Erfindungswesen. Persönliche Auszeichnungen wie die Verdienstmedaille Baden-Württemberg oder der Verdienstorden des französischen Landwirtschaftsministers runden sein Lebenswerk ab.

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