Aktivisten demonstrieren beim Werkvertragsunternehmen Besselmann

Harsewinkel/Beelen. Ungebetenen Besuch hat das Werkvertragsunternehmen Besselmann Services erhalten. Zehn Aktivistinnen und Aktivisten der Kampagne &bdquo;Shut Down Schweinesystem" haben eine Aktion an dessen Hauptsitz in Beelen gestartet. Besselmann verleiht seine vornehmlich aus Ost- und Südosteuropa stammenden Werkvertragsarbeiter unter anderem an den seit Monaten in den Schlagzeilen stehenden Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, aber auch an Firmen in Harsewinkel. Mit ihrem Auftritt in weißen Schutzanzügen, dunklen Masken und mit Säcken voller Papierschnipsel überraschten die 19 bis 29 Jahre jungen Aktivisten einen Mitarbeiter auf dem Firmengelände, der diese zunächst anstandslos auf das Gelände ließ. &bdquo;Die Schnipsel symbolisieren geschredderte Werkverträge", erklärt Jonas Thalberg, Pressesprecher der Kampagne Shut Down Schweinesystem, die Idee hinter der Konfetti-Aktion. &bdquo;Denn zu mehr sind diese Verträge nicht zu gebrauchen." Besselmann nimmt für die Unterkunft 300 Euro im Monat Weiter verhängten seine Mitstreiter mit einem Banner mit der Aufschrift &bdquo;Ausbeutung Service" das Firmenlogo von Besselmann und markierten das Gelände mit Schildern und Flatterband als &bdquo;Tatort Rassismus" und &bdquo;Profiteur des Schweinesystems". Mit ihrem gezielten und nicht angemeldeten Protest richtet sich die Gruppe, die sich nach eigener Darstellung für Rechte der Werkvertragsarbeiter einsetzt, gegen Subunternehmen, die für den Tönnies Konzern tätig sind. Diese sind im Zuge der im Rahmen der Corona-Krise ans Tageslicht gekommenen Missstände bei Tönnies ebenfalls massiv in die Kritik geraten. &bdquo;Besselmann Service stellt die Werkverträge für die Arbeiterinnen und Arbeiter aus und organisiert ihnen Unterkünfte", erklärt Thalberg. Nach Recherchen des Kampagnensprechers zahlen die Rumänen, Bulgaren und Polen für ein Bett in einer von Besselmann zur Verfügung gestellten Unterkunft im Monat 300 Euro. Eine Größenordnung, die nach NW-Recherchen auch in Harsewinkel bei verschiedenen Vermietern solcher Wohnungen an der Tagesordnung ist. Auf eine NW-Anfrage hat das Unternehmen bisher nicht geantwortet Außerdem berechne Besselmann Services laut Thalberg jedem der Arbeitnehmer noch 100 Euro für Fahrtkosten pro Monat vom Werk zur Unterkunft. &bdquo;Das Hauen und Stechen um das größte Stück vom Kuchen findet bei Tönnies und Besselmann auf dem Rücken der überwiegend osteuropäischen Arbeiterinnen und Arbeiter statt", kritisiert er. Die Neue Westfälische hat der Firma Besselmann Services am Mittwoch schriftlich mehrere Fragen zu dem Vorgang gestellt. Eine Antwort war bis zum Redaktionsschluss nicht eingegangen. Die Kampagne &bdquo;Shut down Schweinesystem" hat weitere Aktionen gegen Rassismus und Ausbeutung angekündigt. Die friedliche Aktion vom Freitag, bei der die Aktivisten das Gelände auf Bitten des Besselmann-Mitarbeiters wieder verließen, blieb nicht ohne Folgen. Der Bedienstete rief die Polizei, die die bereits in Bullis abfahrende Gruppe abfing. Ein "einschlägig in Erscheinung getretener" 27-Jähriger gerät ins Visier der Polizei Die zehn Personen hätten sich bei der Kontrolle friedlich verhalten, heißt es im Polizeibericht. Jonas Thalberg bestätigt den Hinweis im Pressetext der Kreispolizeibehörde Warendorf, dass er und seine Mitstreiter Angaben zur Sache verweigert und gegen die durchgeführten polizeilichen Maßnahmen Protest erhoben hätten. Die Aufnahme der Personalien, die die Aktivisten erst nach Zögern mit dem Vorzeigen ihrer Ausweise ermöglichten, hätten sich seiner Aussage nach bei prallem Sonnenschein über Stunden hingezogen, ohne dass sich die Festgehaltenen mit Getränken versorgen durften. Bei der Überprüfung der Personen geriet ein 27-jähriger Osnabrücker ins Visier der Polizei, der &bdquo;bereits einschlägig in Erscheinung getreten" sei. Diesen machte die Polizei als Rädelsführer aus, was Thalberg wiederum bestreitet. &bdquo;Wir haben keinen Anführer", sagte er. Die anderen 19- bis 29- Jährigen stufte die Polizei als &bdquo;Mitläufer" ein. Die Kamera, mit der die Gruppe ihre Aktion gefilmt hatte, sowie die Plakate stellte die Polizei als Beweismittel sicher. &bdquo;Personen kamen nicht zu Schaden", heißt es im Polizeibericht. Die Polizei in Warendorf leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, Hausfriedensbruch und Beleidigung ein. Vorwürfe, die für Jonas Thalberg nicht nachvollziehbar sind. &bdquo;Die bloße Teilnahme an einer nicht genehmigten Versammlung ist nicht strafbar", erklärte er. Die Gruppe habe auch keinen Hausfriedensbruch begangen. Die beleidigenden Aussagen auf den Bannern richteten sich nicht an eine einzelne Person.

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