Harsewinkel. Claas- Azubi Till Lauhoff dreht den Zündschlüssel herum - und der betagte Mähdrescher läuft wieder rund. Er und sein Kollege Jens Striewe haben in zirka 200 Arbeitsstunden einen historischen Mähdrescher vom Typ "Mercur" aus dem Jahr 1965 restauriert. Dieser ist seit 2004 auf den Feldern des Freilichtmuseums Detmold im Einsatz. In diesem Jahr war eine Generalüberholung fällig, die im technischen Bildungszentrum von Claas über die Bühne ging.
"Viele Teile waren nach der jahrelangen Nutzung beschädigt oder verschlissen und mussten ersetzt werden", berichtet Ausbildungsmeister Manfred Strotmann. Die "Mercur"-Maschinen wurden in Harsewinkel von 1964 bis 1968 verkauft. "Viele Teile sind noch ohne weiteres über das Ersatzteillager in Hamm verfügbar. Manche jedoch wurden nachgefertigt oder von modernen Maschinen übernommen und angepasst, wie beispielsweise eine Riemenscheibe am Einzugskanal. Sie wurde elektronisch vermessen und anschließend mit moderner CNC-Technik neu produziert", erläutert Strotmann.
Die Auszubildenden Till Lauhoff und Jens Striewe hatten während des Projektes, das sie im Rahmen ihrer Ausbildung zum Industriemechaniker übernommen hatten, stets die originalen sogenannten Explosionszeichnungen zur Hand, um den "Mercur" fachgerecht instand zu setzen. "Die größte Herausforderung bestand in der Instandsetzung des Vorbereitungsbodens", berichtet Jens Striewe. Zum Abschluss der Restaurierung wurde der Mähdrescher in der Claas-Abteilung "Technische Entwicklung" auf volle Funktionstüchtigkeit bei einem Dreschversuch mit Weizengaben getestet.
Nach erfolgreicher Prüfung wurde das Gerät in einer kleinen Feierstunde wieder an das Freilichtmuseum Detmold überreicht. Agnes Sternschulte vom Fachbereich Landschaftsökologie des Museums ist froh, den "Mercur" künftig wieder nutzen zu können: "Wir ernten mit dem Mähdrescher auch unser eigenes Saatgut, das sortenrein sein muss. Das kann man nur mit einer eigenen Maschine, die ausschließlich auf Flächen des Freilichtmuseums im Einsatz ist."
Auch die Azubis Till Lauhoff und Jens Striewe sehen der kommenden Erntesaison voller Vorfreude entgegen. Dann werden sie dem Museum in Detmold einen Besuch abstatten, um den Mähdrescher vor Ort unter realen Erntebedingungen zu begleiten.
Ein Blick zurück in die Geschichte: 1963 präsentierte das Unternehmen Claas mit dem "Mercur" einen Mähdrescher, der die Lücke zwischen den kleineren Mähdreschern "Columbus" und "Europa" und dem Nachfolger des "Selbstfahrers" (SF), dem "Matador", schloss. Äußerlich den kleineren Modellen ähnlich, handelte es sich beim "Mercur" um eine Maschine mit vier statt drei Schüttlern und einer Dreschtrommelbreite von 106 statt 80 Zentimetern.