Halle

Bestätigt: Gabriele Obst ist tot

Wahrscheinlich durch Kopfschuss getötet

Die Leiche wurde in einem Waldgebiet am Eggeberg hinter dem Golfplatz "Teutoburger Wald" an der Turmstraße gefunden. Die getötete Frau liegt hinter dem Zelt der Spurensicherung unter einer blauen Plane. | © FOTO: CHRISTIAN MATHIESEN

26.04.2013 | 22.10.2019, 10:38

Halle/Bielefeld (-sg-/brm). Bei dem am Freitagmorgen um 9.30 Uhr im Bereich Halle im Waldgebiet hinter dem Golfclub aufgefundenen weiblichen Leichnam handelt es sich um die seit dem 16. April vermisste Frau Gabriele Obst aus Halle/Westfalen. Das teilte die Polizei am Samstagmittag mit.

Eine Joggerin hatte die Polizei am Freitag gegen 9.45 Uhr über den Leichenfund informiert. Das Gebiet, in dem der Leichenfundort liegt, war bis dahin noch nicht von der Polizei abgesucht worden.

Der Leichnam lag in einer von dem nahegelegenen Weg aus nicht einzusehenden Mulde und wies eine große offene Kopfverletzung auf.

Auf dem Leichnam lag ein Gewehr. Bislang ist eine Angabe dazu, ob es sich hierbei um die Tatwaffe handelt, nicht möglich, insoweit sind die waffentechnischen Untersuchungen abzuwarten. Diese Untersuchungen nimmt das Landeskriminalamt in Düsseldorf vor. Mit einem Ergebnis ist in ein bis zwei Wochen zu rechnen.

Ebenfalls unklar ist auch, woher die Waffe stammt und wie lange die Leiche am Fundort gelegen hat. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen aber davon aus, dass der Fundort auch der Tatort ist.

Der Fundort der Leiche liegt etwa drei Kilometer Luftlinie, mit dem Pkw etwa fünf Kilometer, vom Fundort des Fahrrades von Gabriele Obst entfernt. - © FOTO: GOOGLE/Tobias Becker
Der Fundort der Leiche liegt etwa drei Kilometer Luftlinie, mit dem Pkw etwa fünf Kilometer, vom Fundort des Fahrrades von Gabriele Obst entfernt. | © FOTO: GOOGLE/Tobias Becker

Die durch die Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Münster in den Abendstunden des Freitags durchgeführte Obduktion des Leichnams hat zu dem vorläufigen Ergebnis geführt, dass Gabriele Obst mit hoher Wahrscheinlichkeit durch einen Kopfschuss getötet worden ist.

Weitere Gewalteinwirkung auf ihren Körper, die auf einen vorhergehenden Kampf oder anderes schließen lassen könnte, wurde nicht festgestellt. Der genaue Todeszeitpunkt kann noch nicht mitgeteilt werden.

Einen Tatzusammenhang mit dem Mord an Nelli Graf können die Ermittler derzeit nicht bestätigen. "Die vergleichbaren Umstände des Verschwindens beider Frauen sprechen aber eher für als gegen einen Tatzusammenhang", heißt es wörtlich in der Pressemeldung. - © GESTALTUNG: TOBIAS BECKER, THOMAS LÖHRIG
Einen Tatzusammenhang mit dem Mord an Nelli Graf können die Ermittler derzeit nicht bestätigen. "Die vergleichbaren Umstände des Verschwindens beider Frauen sprechen aber eher für als gegen einen Tatzusammenhang", heißt es wörtlich in der Pressemeldung. | © GESTALTUNG: TOBIAS BECKER, THOMAS LÖHRIG

Bei der Rechtsmedizin in Münster wurde die toxikologische Untersuchung des Leichenblutes in Auftrag gegeben, um mögliche Rückstande von Betäubungsmitteln u.a.
klären zu können. Diese Untersuchung kann jedoch bis zu drei Monate dauern.

Wegen der objektiven Auffindesituation mit dem auf dem Leichnam liegenden Gewehr und den fehlenden Merkmalen von weiterer körperlicher Gewalt gegen den Körper von Gabriele Obst kann die Möglichkeit eines Suizids nicht ausgeschlossen werden.

Da Suizidabsichten bei ihr jedoch nicht bekannt waren, die Herkunft der Waffe nicht geklärt ist und nicht zu erklären ist, warum Gabriele Obst ihr Fahrrad und Handy während der morgendlichen Auslieferungsrunde liegen lassen sollte, um sich kilometerweit entfernt in den Wald zu begeben, gehen Polizei und Staatsanwaltschaft Bielefeld weiterhin von einem Tötungsdelikt aus.

Die Ermittlungen dauern an, die Spuren vom Fundort sind weiter auszuwerten, mögliche DNA-Anhaftungen an Gewehr und Bekleidung und Fingerabdrücke sind auszuwerten und weitere Zeugen zu befragen. Die Bevölkerung wird aufgerufen, alle verdächtigen Beobachtungen, wie beispielsweise in der Zeit vom 16. bis 26. April in der Nähe des Tatortes gesichtete Fahrzeuge, bei der Polizei zu melden.

Hinweise werden unter Tel. 0521/545-0 erbeten.

Unsere bisherige Berichterstattung:
In Halle im Kreis Gütersloh ist am Freitagmorgen gegen 9.45 Uhr eine weibliche Leiche gefunden worden. Nach erstem Anschein, so die Polizei, ist die Frau gewaltsam zu Tode gekommen. Die Todesursache steht noch nicht fest. Die Leiche soll noch am Freitag obduziert werden.

Ob es sich bei der Leiche um die seit zehn Tagen vermisste Gabriele Obst aus Halle handelt, will die Staatsanwaltschaft erst nach dem Ergebnis der Obduktion am Samstagmorgen bekanntgeben. Chefermittler Ralf Oestermann sagte dem WDR am Freitagabend, dass es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um die vermisste 49-Jährige handelt.

Staatsanwalt Christoph Mackel und Gerichtsmediziner aus Münster waren vor Ort. Die Spurensicherung hatte am Fundort auf einem Waldweg ein weißes Zelt aufgebaut. Die Leiche wurde mit einer blauen Plastik-Plane abgedeckt. In der Nähe wurde eine Autospur gesichert. Ob sie im Zusammenhang mit der Tat steht, ist noch nicht klar.

Der leblose Körper war von einer Joggerin in einem Waldgebiet am Eggeberg hinter dem Golfplatz "Teutoburger Wald" an der Turmstraße gefunden worden. Das Gelände wurde weiträumig abgesperrt. "So etwas wie mit dem Fahrrad und dem Handy passiert uns nicht noch einmal", sagte ein Polizeisprecher vor Ort gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. Das Fahrrad von Gabriele Obst soll demnach zahlreiche Fingerabdrücke von Bauhofmitarbeitern aufgewiesen haben, die das Rad gefunden und zunächst mitgenommen hatten. Auch die Spuren am Handy der Vermissten sollen offenbar zum Großteil verwischt gewesen sein.

Der Fundort liegt etwa drei Kilometer Luftlinie, mit dem Pkw etwa fünf Kilometer, vom Fundort des Fahrrades von Gabriele Obst entfernt (siehe Karte). Die 150 Polizisten aus Gelsenkirchen, Münster und Bielefeld, die heute in einem anderen Waldstück nach der Vermissten suchten, wurde an den Fundort in der Nähe des Golfplatzes verlegt.

Polizei geht von Kapitalverbrechen aus

Noch am Morgen hatte die Polizei gemeldet, dass sie im Fall der vermissten Zeitungsbotin von einem Kapitalverbrechen ausgehe. Mehr als eine Woche dauerte die Suche nach der verschwundenen Zeitungsbotin an. Die Polizei hat keine Hinweise auf Suizid, eine hilflose Lage, einen Verkehrsunfall oder ein freiwilliges Verschwinden der Frau.

Die Polizei führt die Ermittlungen mit einer 30-köpfigen Sonderkommission und in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Bielefeld fort. In die Sonderkommission "Stein" sind auch Ermittler der MK "Ahorn" (Nelli Graf) eingegliedert.

Einen Tatzusammenhang mit dem Mord an Nelli Graf können die Ermittler derzeit nicht bestätigen. "Die vergleichbaren Umstände des Verschwindens beider Frauen sprechen aber eher für als gegen einen Tatzusammenhang", heißt es wörtlich in der Pressemeldung.

Die Art des Verschwindens weist Parallelen auf: Anfang 2012 war in einem Wald bei Halle die Leiche der 46-Jährigen Nelli Graf gefunden worden, die rund vier Monate zuvor verschwunden war. Die Frau war erstochen worden. An der Leiche fanden sich DNA-Spuren. Mehrere freiwillige Massengentests mit Proben von 6.000 Männern waren aber ergebnislos geblieben. Die Polizei schließt nicht aus, dass sie es in beiden Fällen mit demselben Täter zu tun hat.

Polizei bittet um Mithilfe der Bevölkerung

Die Polizei ist weiterhin auf die Mitwirkung der Bevölkerung angewiesen und bittet dringend um Hinweise, die sich auf verdächtige Beobachtungen oder ungewöhnliche Begebenheiten insbesondere vor dem Verschwinden von Gabriele Obst (Dienstag, 16.April) beziehen. Wem sind verdächtige Personen oder Fahrzeuge in Halle und Umgebung aufgefallen? Gibt es Frauen, die sich in den letzten Monaten beobachtet gefühlt haben oder die gar belästigt oder bedrängt wurden? Gibt es Zeugen, die eine solche Situation beobachtet haben, möglicherweise ohne dass die betroffene Frau davon etwas ahnte?

Die Polizei bittet Zeugen, die solchen Beobachtungen zunächst keine Bedeutung zugemessen haben, sich dringend bei der Polizei unter der Telefonnummer (0 52 1) 54 50 zu melden.