Grieche im Kreis Gütersloh sauer auf deutsche Behörden: „Fühle mich beleidigt“

Halle. &bdquo;Wenn ich in Griechenland bin, fühle ich mich wie ein Deutscher im Urlaub“, sagt Christos M. (Name geändert). Der 63-Jährige lebt seit 1971 in Deutschland, anfangs in Bielefeld und nun bereits seit rund 40 Jahren in Halle. Er fühlt sich längst als Deutscher, hat nur noch wenige Erinnerungen an die Jahre seiner Kindheit in Griechenland. Allerdings ist er vom Gesetz her Grieche, denn einen deutschen Pass hat er bisher nie besessen. In seiner Geldbörse steckt weiterhin das griechische Dokument. &bdquo;Und der Ausweis ist auch schon nicht mehr gültig“, sagt M. Im kommenden Jahr will er einen neuen Ausweis beantragen. &bdquo;Dann kommt eine aktuelle Version raus“, sagt der 63-Jährige. Im handlichen Format und mit modernem Mikrochip. Lesen Sie auch: Nach Tönnies-Lockdown im Kreis Gütersloh: Haben sich die Arbeitsbedingungen verbessert? Einen Antrag, den er sich aber eigentlich ersparen wollte. &bdquo;Ich hatte mir gemeinsam mit meiner Frau überlegt, dass wir doch mal den deutschen Pass beantragen“, sagt M. Eigentlich wäre es ihm egal, aber nach so vielen Jahren, in denen er auch für das Land Steuern zahlt, wäre es doch mal schön, auch &bdquo;so richtig dazuzugehören“. Grieche aus dem Kreis Gütersloh ist überrascht und empört Er könnte mitbestimmen, wer das Land und die Stadt politisch lenkt, und könnte endlich Pakete im Postamt abholen, da er nun seine Adresse per Ausweis belegen könnte. Und bei einer möglichen Polizeikontrolle würde er die Beamten nicht so verwirren, wenn er nahezu akzentfrei Deutsch sprechend sein griechisches Dokument hervorholt und ihnen erzählt, dass er seit Jahrzehnten in Halle wohnt. Also fragte M. bei der Stadt Halle nach, welche Nachweise für den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit notwendig seien. Die Liste, die ihm dann vorgelesen wurde, sorgte bei ihm für Überraschung und Empörung zugleich. Mindestens seit acht Jahren in Deutschland - kein Problem. Kein verurteilter Straftäter - passt. Bekenntnis zum Grundgesetz - spricht nichts dagegen. Und auch der feste Arbeitsplatz ist vorhanden, denn Bürgergeldempfänger können keine Deutschen werden. Selbst der Einbürgerungstest mit 33 von 330 möglichen Fragen, von denen mindestens 17 richtig beantwortet werden müssen, wäre wohl kein Problem. Aber dass er auch noch die Teilnahme an einem Sprachkurs belegen muss, das brachte ihn dann doch auf die Palme. Grieche aus dem Kreis Gütersloh fühlt sich diskriminiert &bdquo;Da fühle ich mich wirklich persönlich beleidigt, wenn man mir sagt, dass ich einen Deutschkurs bei der VHS besuchen muss“, sagt M., der sehr gut Deutsch spricht und auf seine Frau verweist, die sogar akzentfrei redet. &bdquo;Sollen wir da hingehen und uns direkt wieder wegschicken lassen, weil wir ja Deutsch können?!“ Die 255 Euro für die Einbürgerung wären auch kein Thema, aber der Zwang, eine Sprache zu erlernen, in der man seit einem halben Jahrhundert tagtäglich kommuniziert - das kann M., dessen drei Kinder und zwei Enkelkinder in Deutschland geboren wurden, nicht nachvollziehen. Allerdings ist das rein rechtlich gesehen tatsächlich so und keine willkürliche Vorgabe der Stadt. Das bundesweit gültige Staatsangehörigkeitsgesetz regelt dies genau, und dort ist nun einmal ein Deutsch-Zertifikat B1 vorgeschrieben. &bdquo;Ohne dieses Zertifikat hat man tatsächlich keine Chance auf einen deutschen Pass. Allerdings muss man es nicht über einen monatelangen Deutsch-Kurs erlangen“, klärt Svitlana Witt, Fachbereichsleiterin Deutsch/Integration bei der VHS Ravensberg, auf. &bdquo;Typisch deutsche Bürokratie“, beklagt er sich Man müsse nachweisen, dass man die Sprache gut spricht, es reiche dabei jedoch nicht, dass man seit Jahrzehnten in Deutschland lebt. Das Zertifikat ist daher zwingend vorgeschrieben, und man kann es nach einer etwas zweistündigen Prüfung, bestehend aus einem schriftlichen und einen mündlichen Teil, erlangen. Allerdings ist die Prüfung auch mit Kosten von 160 Euro verbunden. &bdquo;Das ist doch wieder mal typisch deutsche Bürokratie“, sagt M. &bdquo;Viele Dinge dauern Jahre, bis sie umgesetzt werden“, fährt der 63-Jährige, der seit 35 Jahren in derselben Firma arbeitet, fort. Andere bekämen schon nach wenigen Jahren ihren Pass, das sei ungerecht. Er selbst sei mit einem syrischen Paar befreundet. Lesen Sie auch: Griechisches Frühstück, Pasta und Co.: Neue Gastronomie eröffnet in Güterslohs Innenstadt &bdquo;Die leben hier seit fünf Jahren und haben schon den Pass. Die sprechen allerdings ganz schlecht Deutsch. Ich versteh nichts, wenn ich mich mit denen unterhalte“, sagt M. Klar ginge es auch weiterhin ohne deutschen Pass. &bdquo;Es ist aber einfach traurig, dass wir keinen deutschen Pass bekommen. Wir könnten zum Beispiel hier in Deutschland alleine kein Haus kaufen. Dazu müsste immer ein Deutscher zusätzlich den Kaufvertrag unterschreiben“, sagt M. Grieche aus dem Kreis Gütersloh muss Entscheidung abwägen Man habe in Deutschland nie Probleme als Ausländer gehabt; gleichwohl sei man der Ansicht, dass man angesichts der seit Jahrzehnten gelebten Integration auch einen Anspruch auf das von der Bundesdruckerei angefertigte Dokument habe. Am Gesetz führt allerdings kein Weg vorbei. Somit muss M. sich nun überlegen, ob er die Kosten und Mühen auf sich nimmt oder ob er doch der griechischste Haller im Kreis Gütersloh bleibt.

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